"Das ist doch ganz praktisch hier"

Hesperange. Wer auf den Hof des Öko-Centers Hesper in Luxemburg einbiegt, meint zunächst, er würde sich einem Baumarkt nähern. Mitten auf dem Grundstück erhebt sich ein Gebäude mit Holzfassade; davor sind Parkplätze für Pkw eingezeichnet. Und die großen Einkaufspritschen gibt es auch, mit einer Euro-Münze aus dem Unterstand herauszulösen

 Hier in der Recycling-Halle des Öko-Centers von Hespérange werden alle möglichen ausgedienten Materialien zurückgenommen. Das Personal hilft mit bei der sortenreinen Trennung der einzelnen Wertstoffe. Foto: Öko-Center

Hier in der Recycling-Halle des Öko-Centers von Hespérange werden alle möglichen ausgedienten Materialien zurückgenommen. Das Personal hilft mit bei der sortenreinen Trennung der einzelnen Wertstoffe. Foto: Öko-Center

Hesperange. Wer auf den Hof des Öko-Centers Hesper in Luxemburg einbiegt, meint zunächst, er würde sich einem Baumarkt nähern. Mitten auf dem Grundstück erhebt sich ein Gebäude mit Holzfassade; davor sind Parkplätze für Pkw eingezeichnet. Und die großen Einkaufspritschen gibt es auch, mit einer Euro-Münze aus dem Unterstand herauszulösen.

Bloß, hier fährt man nicht mit einer leeren Pritsche in das Center hinein, um anschließend mit einer vollen herauszukommen und die neuen Konsumgüter im Wagen zu verstauen. Hier ist es umgekehrt. Man nimmt die ausgedienten Gegenstände des täglichen Bedarfs aus dem Auto, legt sie auf die Karre und schiebt sie in das Center hinein, das man nach wenigen Minuten wieder mit einer leeren Pritsche verlässt.

Dann sind die ausrangierten Sachen fein säuberlich in den entsprechenden Containern, Säcken und Gitterbehältern deponiert oder stehen zwischenzeitlich in der Second-Hand-Abteilung. Eine ältere Dame vor dem Gebäude, die gerade ihren Kofferraum leermacht und eine alte Waage, eine Korbflasche, Zeitungen und einen Sack mit Plastikflaschen auf den Pritschenwagen setzt, sagt unserer Zeitung: "Das ist doch praktisch hier. Ich hab' mir angewöhnt, alle 14 Tage herzukommen."

Kontroverse Diskussion

Das ist sie also, die viel diskutierte Superdreckskescht, das luxemburgische Recycling-Modell, das im Saarland zum Teil kontrovers diskutiert wird, nachdem auch Perl, Mettlach, Merzig und Losheim beschlossen haben, dem Entsorgungsverband Saar (EVS) den Rücken zu kehren. Christian Behmel, der Projektmanager der Superdreckskescht, die in Herspérange "Öko-Center Hesper" heißt, steht auf dem Parkplatz und erläutert das Grundkonzept: "Wenn ich will, dass ein solches Center akzeptiert wird, muss ich meinem Kunden die Ablieferung so einfach wie möglich machen." Also gibt es Parkplätze und Pritschenwagen, mit denen man zu den einzelnen Rücknahme-Abteilungen hingehen kann. Behmel: "Das ist anders als in manchen Wertstoffhöfen, wo drei, vier Leute gleichzeitig einen Container anfahren wollen und sich beim Parken gegenseitig behindern." An einigen Samstagen, so Behmel weiter, kämen 800 bis 1000 Anlieferer zum Öko-Center. Von denen solle keiner verärgert oder frustriert nach Hause fahren. An diesen Recyclinghof sind die Gemeinden Hespérange und Weiler-la-Tour mit insgesamt 13 500 Einwohnern angeschlossen, die für die Nutzung 20 Euro im Jahr zahlen. Sie haben im Jahr 2007 insgesamt 3600 Tonnen gebrauchte Materialien abgeliefert, was einem Pro-Kopf-Aufkommen von knapp 270 Kilo entspricht. Demgegenüber lag im Saarland das Wertstoffaufkommen im Jahr 2007 bei rund 170 Kilo pro Einwohner, allerdings unter Einrechnung des Bioabfalls, der in Luxemburg nicht in die Superdreckskescht-Bilanz eingeht. 22 Recycling-Höfe gibt es bisher im Großherzogtum.

Vermarktung klappt trefflich

Weil im Öko-Center Hesper alle Kunststoffe, Pappe, Kartonagen und Papierarten getrennt gesammelt werden (wobei die Fachkräfte immer hilfreich zur Seite stehen), wird eine hohe Sortenreinheit erreicht, die auch Gewähr dafür bietet, dass die Vermarktung der Rohstoffe trefflich funktioniert. Aber eine Größenordnung dafür, wie viel Prozent der fixen Kosten durch den Rohstoffverkauf wieder reingeholt werden können, wollte Behmel nicht nennen.

Nur zu den Zielen, die die Superdreckskescht im Saarland anpeilt, äußerte er sich: "Unser Anspruch ist es, günstiger zu sein als der Verwiegetarif des EVS." Dabei werden allerdings im Saarland viele Wertstoffe im gelben Sack gesammelt, in Luxemburg aber nicht. Der Chef des Bunds für Umwelt und Naturschutz im Saarland, Joachim Götz, sagt: "Von Hespérange nahm ich sehr positive Eindrücke mit nach Hause."

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