"Dann kann ich das Kind auch zu Hause lassen"

Merzig. Bessere Betreuung und gerechtere Beitragssätze: Diese Ziele verfolgt die Stadt Merzig mit dem neuen Öffnungszeitenmodell an den neun städtischen Kindergärten. Dennoch laufen die Eltern Sturm gegen das neue Modell, über das schon heute im Stadtrat entschieden werde soll. Denn für einige von ihnen werfen die veränderten Zeiten enorme Probleme auf

Merzig. Bessere Betreuung und gerechtere Beitragssätze: Diese Ziele verfolgt die Stadt Merzig mit dem neuen Öffnungszeitenmodell an den neun städtischen Kindergärten. Dennoch laufen die Eltern Sturm gegen das neue Modell, über das schon heute im Stadtrat entschieden werde soll. Denn für einige von ihnen werfen die veränderten Zeiten enorme Probleme auf.Grund sei vor allem die geringere Flexibilität des neuen Modells: Statt wie bisher sieben wird es nur noch vier Betreuungszeiträume geben, unter denen die Eltern wählen können. Neu ist eine Mittagspause von 12.30 bis 14 Uhr, in der die Kinder "unter vernünftigen pädagogischen Bedingungen betreut werden können", heißt es in einer Erklärung der Stadt. Bisher sei diese Zeit "durch das ständige Abholen von Hektik und Unruhe geprägt".

Kiefer sieht Gesetzesverstoß

Doch genau diese Mittagszeit sei das Problem, meint Jürgen Kiefer, der Vorsitzende des Kreiselternausschusses für Kindertagesstätten. "Es fehlt ein Vormittagsangebot für Eltern, die halbtags arbeiten." Nach dem alten Modell hätten diese ihre Kinder gegen Mittag von der Schule abgeholt. Das sei nun nicht mehr so leicht möglich, fürchtet auch Andreas Engels. "Meine Frau müsste jeden Tag nach der Arbeit innerhalb einer halben Stunde von Britten nach Merchingen rasen." Die Alternative: Einen anderen Zeitraum buchen. Doch dann wären die Kosten höher, weil Engels auch das Mittagessen für sein Kind bezahlen würde - obwohl das eigentlich gar nicht nötig wäre. "Bei einem Monatslohn von 400 Euro für eine Halbtagsstelle kann man dann das Kind auch gleich zu Hause betreuen", ärgert sich Engels. Auch die Stadt bestreitet nicht, dass die Kinder möglichst immer pünktlich abgeholt werden sollten.

Alternative: abgelehnt

Jürgen Kiefer sieht in der Mittagspause einen Verstoß gegen das Saarländische Kinderbetreuungsgesetz, wonach Kitas unter Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern und Eltern offen zu halten seien. Einen eilig eingebrachten Alternativvorschlag des Kreiselternausschusses für eine "echte Vormittagsbetreuung" von 7 bis 12.30 Uhr lehnte der zuständige Fachausschuss ab. Es gebe keine "konkreten Zahlen, wie hoch die Zahl der Eltern ist, denen eine solche Zahl entgegenkommen würde". Außerdem sei der Vorschlag abgelehnt worden, "um der gewünschten Vereinfachung des Öffnungszeitenmodells nicht entgegen zu arbeiten". Ein Argument, über das Jürgen Kiefer nur mit dem Kopf schütteln kann: "Wir wollen ja nur ein einziges, vernünftiges Modell für die Vormittagsbetreuung, mehr nicht."

Auf einen Blick

Am heutigen Dienstag beginnt für den Merziger Oberbürgermeister Alfons Lauer die dritte Amtszeit: Im Anschluss an die Sitzung des Stadtrates, die um 16.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses beginnt, erhält Lauer die Ernennungsurkunde von Bürgermeister Fredi Horf.

Zuvor hat der Rat aber noch über einige kommunalpolitische Sachthemen zu beraten. So geht es in der Sitzung unter anderem um die Weiterentwicklung des städtebaulichen Konzeptes für den Sport- und Freizeitpark in den Merziger Saarwiesen. Unter anderem soll der geplante Natursee kleiner als ursprünglich vorgesehen ausfallen, zudem soll in der Planung ein möglicher Anbau eines Hotels an das Freizeit- und Gesundheitsbad sowie die Errichtung von Ferienhäusern zwischen Zeltpalast und Bad berücksichtigt werden. Zudem steht der Entwurf für das Kulturprogramm 2012/2013 zur Diskussion. cbe

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