Beziehungsprobleme, Geldsorgen, Gewalt

Saarbrücken. Durchschnittlich 55 Mal am Tag läutet in der evangelisch-katholischen Telefonseelsorge Saar das Telefon. 33 Gespräche führen die Seelsorger mit Menschen, die sich in einer Krise befinden, darunter etwa fünf Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene. Im vergangenen Jahr waren es 19 929 Kontakte, Seelsorge- und Beratungsgespräche wurden 11 821 geführt

 Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind immer erreichbar. Foto: dpa

Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind immer erreichbar. Foto: dpa

Saarbrücken. Durchschnittlich 55 Mal am Tag läutet in der evangelisch-katholischen Telefonseelsorge Saar das Telefon. 33 Gespräche führen die Seelsorger mit Menschen, die sich in einer Krise befinden, darunter etwa fünf Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene. Im vergangenen Jahr waren es 19 929 Kontakte, Seelsorge- und Beratungsgespräche wurden 11 821 geführt. Das geht aus Jahresstatistik der Telefonseelsorge hervor.Wer Telefonseelsorger sein möchte, sollte Lebenserfahrung haben, sollte Offenheit und die Bereitschaft, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen, mitbringen. "Er sollte einMensch sein, der für die Sorgen anderer Menschen offen ist", sagte der evangelische Leiter Volker Bier. Telefonseelsorger sehen ihre Arbeit trotz schwieriger Gespräche als Bereicherung und als Herausforderung, die eigene Entwicklung zu fördern, den eigenen Horizont zu erweitern. Seelsorger wissen, dass die Verantwortung stets beim Anrufer bleibt, dass sie versuchen "das, was möglich ist, zu tun". 78 Ehrenamtliche arbeiteten 2010 zehn bis 15 Stunden monatlich für die Seelsorge. "Sie ließen sich bewegen von den Anliegen der Anrufer, begleiteten Menschen über längere Krisen hinweg, zeigten Grenzen auf, und hielten Not mit aus", erklärte die katholische Leiterin Heidrun Mohren-Dörrenbecher.

Um Menschen eine längere Zeit zu begleiten, ihre Not mit auszuhalten, bietet die Einrichtung den Seelsorgern kontinuierliche Begleitungen an, um Erlebtes zu verarbeiten. Telefonseelsorger verpflichten sich einmal im Monat an einer Supervision teilzunehmen, eine Beratungsform, die zu einer Professionalisierung führen soll. Die Ausbildung zum Seelsorger umfasst 150 Stunden und beinhaltet Schulungen in Selbsterfahrung, Gesprächstheorie, Gesprächstraining und ein Rollenspiel.

"Telefonseelsorger müssen selbst ihre Grenzen erkennen, sich Grenzen setzen, auch am Telefon", sagte Bier. Selbst in Situationen, in denen Menschen Suizidgedanken haben. Und die machen in der Statistik 1,6 Prozent aus, im Schnitt also einer am Tag. Ein Viertel der Anrufer hat psychische Probleme, Bier spricht von "chronischen Krisen". Beziehungsfragen, Geldsorgen, Alkohol- oder Drogenprobleme und Gewalt gehören zu den häufigsten Anrufgründen. Kinder, Jugendliche und junge Heranwachsende haben Stress mit den Eltern, in der Schule oder Beziehungsprobleme. 182 Menschen nahmen 2010 außerdem das Angebot der persönlichen Beratung durch hauptamtliche Therapeuten in der Einrichtung an. Online nahmen 86 Menschen Kontakt auf. Daraus ergaben sich 211 Folgekontakte. hth

Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden am Tag unter der Hotline (08 00) 1 11 01 11 zu erreichen, außerdem unter der Internetseite: www.telefonseelsorge-saar.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort