Befürchtungen um Zunderbaum

Kirkel. Für eine Einwohnerfragestunde ist im Gemeinderat in der Regel eine Viertelstunde angesetzt, was gestern Abend deutlich überschritten wurde

 Vor genau einem Jahr entstand dieses Foto am geplanten Industriepark Zunderbaum. Der Schnee lag Mitte Dezember 2010 ungewöhnlich hoch. Eine Ansiedlung ist bisher noch nicht bekannt.Foto: bub

Vor genau einem Jahr entstand dieses Foto am geplanten Industriepark Zunderbaum. Der Schnee lag Mitte Dezember 2010 ungewöhnlich hoch. Eine Ansiedlung ist bisher noch nicht bekannt.Foto: bub

Kirkel. Für eine Einwohnerfragestunde ist im Gemeinderat in der Regel eine Viertelstunde angesetzt, was gestern Abend deutlich überschritten wurde. Denn eine ältere Bürgerin aus Altstadt, die, wie sie betonte, auch "im Namen vieler weiterer Altstadter" sprach, wollte genau wissen, worum es denn nun eigentlich gehe bei der trockenen Formulierung "Änderdung des Flächennutzungplanes Zunderbaum".Sie hatte einen Fragenkatalog vorbereitet, den Jan Preußer von der Landesentwicklungsgesellschaft sachlich beantwortete. Es sei komplett das Land, das die Erschließung des künftigen Industrieparks bezahle, auf Kirkel kämen keine Kosten zu, so Preußer. Dafür profitiere die Gemeinde aber später von der Gewerbesteuer.

Als besonders ärgerlich empfand die Dame, dass neben den beiden "offiziellen" Straßen eine weitere Straße nahe an Altstadt gebaut würde. Diese, so Bürgermeister Frank John und Jan Preußer, sei jedoch nur eine Notfallstraße, um Rettungswagen oder Feuerwehr durchzulassen. Ansonsten sei sie abgesperrt, "die Schlüsselgewalt hat die Gemeinde", so Preußer. Dennoch blieb die Altstadterin skeptisch, "hoffentlich wird es am Ende nicht doch eine Durchgangsstraße." Sie wollte ebenfalls wissen, was passiere, wenn man am Zunderbaum "einfach alles so lässt, wie es ist und nichts unternommen wird." Dann, so Preußer, bliebe es an der Gemeinde Kirkel hängen, das ihr gehörende Gebiet zu sanieren und die Altlasten der Bundeswehr zu beseitigen, was zweistelligen Millionenbeträge kosten würde. Und wem nutze nun das Ganze? Nun, meinte John, "es gibt neue Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen." Aber auch dies mochte die Altstadterin nicht zu überzeugen: "Wir wollen das alles nicht", sagte sie. Vor allem nicht angesichts des Wegzugs der Hauptverwaltung der Baumarkt-Kette Praktiker, einen Bezug, den auch Martin Baus von den Grünen herstellte. "Wir haben schon vor vielen Jahren gesagt, dass diese Firmen nicht nachhaltig sind, die kommen, nehmen mit, was man ihnen bietet und ziehen weiter." Was bleibe, sei "der größte Parkplatz jenseits des Urals, und dafür haben wir unseren schönen Wald geopfert," so Baus. Unterm Strich, rechnete er vor, "war das, was für die Gemeinde durch die Anwesenheit von Praktiker herausgekommen ist, nicht umwerfend."

 Die Resolution gegen den Wegzug von Praktiker wurde einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet. Foto: Wieck

Die Resolution gegen den Wegzug von Praktiker wurde einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet. Foto: Wieck

Alle im Gemeinderat vertretenen Parteien einigten sich schnell darauf, eine von der SPD eingebrachte Resolution mitzutragen, die Peter Voigt vorlas: Man vermisse einen stichhaltigen Grund für den Wegzug. Ebenso mangele es an Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern. Schlecht sei auch die Informationspolitik von Praktiker: "Man verschließt sich vor der Öffentlichkeit", sagte Voigt. > Bericht folgt

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