Das strahlende Erbe des Bergbaus Quierschieder Arzt startet Radon-Messung im Saarland

Saarbrücken · Der Quierschieder Allgemeinmediziner Dr. Karl-Michael Müller hat mit einer selbst geführten Studie zur Messung des Gases Radon in Wohnhäusern begonnen. Radon gilt bei lang anhaltender Dosierung als krebserregend.

 Der Allgemeinmediziner Karl Michael Müller vor Fördergerüst und Hammerkopf-Förderturm der Grube Camphausen in Fischbach.

Der Allgemeinmediziner Karl Michael Müller vor Fördergerüst und Hammerkopf-Förderturm der Grube Camphausen in Fischbach.

Foto: Robby Lorenz

Er habe bereits in 42 Häusern in ehemaligen saarländischen Bergbaugebieten Messungen in „erdberührenden Räumen“ (meist Keller) durchgeführt. In rund 40 Prozent der untersuchten Häuser habe er dabei Messwerte zwischen 301 und 3256 Becquerel pro Kubikmeter gemessen. Im neuen Strahlenschutzgesetz ist ein Referenzwert in Höhe von 300 Becquerel pro Kubikmeter verankert. Oberhalb dieses Wertes sollten Haus- und Wohnungsbesitzer nach Empfehlungen des Bundesamtes für Strahlenschutz „Maßnahmen zum Schutz vor Radon ergreifen“. Gemeint ist etwa das Abdichten der Kellerräume und regelmäßiges Lüften. Müller betont: „Es besteht keine akute Gefahr.“ Aber es könnten gegebenenfalls Langzeitwirkungen drohen.

Die Bewohner der von Müller untersuchten Häuser seien zumeist Patienten seiner Praxis, manche von ihnen litten an Lungenkrebs. Seine Angaben lassen sich nicht überprüfen. Müller beruft sich auf die ärztliche Schweigepflicht. Die Messungen seien unter dieser Vorgabe erfolgt. Zu den Messergebnissen könne er aufgrund der noch geringen statistischen Werte „derzeit keine Aussage treffen“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich gehe davon aus, dass ein Teil der Lungenkrebserkrankungen im Zusammenhang mit den durch den Bergbau verursachten Ausgasungen stehen könnte.“ Daten des saarländischen Krebsregisters legten diese Vermutung nahe, so Müller. Wissenschaftlich zu belegen ist das bislang nicht (wir berichteten). Ziel seiner eigenen Studie sei es auch nicht, „diese Kausalität zu beweisen, sondern Daten für weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu Verfügung zu stellen“. Es gehe um die Erkennung von Gesetzmäßigkeiten bei der Verteilung von Krankheiten und die Analyse der Kausalfaktoren. Schwerpunkt seiner jeweils acht bis 14 Tage dauernden Messungen sei die Gemeinde Quierschied.

Studien bestätigen zwar einen Zusammenhang zwischen der langjährigen Exposition gegenüber erhöhten Radonmengen in Wohnräumen und dem Auftreten von Lungenkrebs. Jedoch wird die überwiegende Zahl der Lungenkrebserkrankungen nach übereinstimmenden Expertenangaben durch Rauchen verursacht. Laut StrahlenschutzKommission sind Radon und dessen Zerfallsprodukte im Saarland nur für etwa fünf Prozent aller Lungenkrebs-Sterbefälle verantwortlich.

Das Umweltministerium teilte gestern auf SZ-Anfrage mit, Müllers Messungen gegebenenfalls in das im Aufbau befindliche Radon-Kataster für das Saarland einzubeziehen. Dazu müssten die Daten dann aber überprüft werden.

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