Radon Ortsrat fordert Messung der Radonbelastung

Heusweiler · In öffentlichen Gebäuden soll der Radongehalt der Luft gemessen werden, denn der könne womöglich wegen Grubenflutungen steigen.

 „Gift“ kann, in den richtigen Dosen, auch Medizin sein: Patienten mit bestimmten rheumatischen Erkrankungen liegen im Radonstollen in Bad Kreuznach – dort dient das Radon der Linderung von Schmerzen.

„Gift“ kann, in den richtigen Dosen, auch Medizin sein: Patienten mit bestimmten rheumatischen Erkrankungen liegen im Radonstollen in Bad Kreuznach – dort dient das Radon der Linderung von Schmerzen.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Der Heusweiler Ortsrat fordert die Gemeindeverwaltung auf, vier Dosimeter zur Messung der Radonbelastung in öffentlichen Gebäuden anzuschaffen. Installiert werden sollen die Geräte in Räumen, die in alten Gebäuden ohne Unterkellerung liegen, stark frequentiert sind und selten gelüftet werden. Die Entscheidung, welche vier Gebäude das sind, sollen Fachleute in der Verwaltung treffen. Gemessen werden solle jetzt sofort und dann wieder, wenn die Grubenflutungen der RAG beginnen, wünschte sich der Ortsrat jetzt einstimmig.

Den Antrag dazu hatte Ulrich Steinrücken (NÖL) gestellt. Er berichtete von einer Informationsveranstaltung der RAG, auf der mitgeteilt worden sei, dass der Radongehalt in der Luft in Folge der geplanten Grubenflutungen ansteigen könnte (die Saarbrücker Zeitung berichtete). „Radon wird nach dem Rauchen als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs angesehen. Deshalb ist die Verwaltung in der Pflicht, etwas zu tun“, sagte Steinrücken. „Denn wir haben in den Schulen eine Menge Räume, die nicht unterkellert sind und haben eine ganze Anzahl Gebäude, die durch den Bergbau erschüttert sind und im Gemäuer Risse haben. Das alles sind Einfallstore für dieses Gas“, so Steinrücken weiter.

In Kenntnis des Antrags hatte Hauptamtsleiter Markus Ringe schon Vorarbeiten geleistet. Er wies auch auf die Messungen aus dem Jahre 1996 hin: „Damals haben wir in drei Wohnhäusern der Illinger Straße Dosimeter angebracht. In einem Haus wurden die Grenzwerte überschritten.“

Die von Steinrücken geforderten elektronischen Messgeräte kosten 250 Euro pro Stück. „Sie können mit einer Akkuladung eine Dauermessung über ein Jahr durchführen und werden dann über Smartphone ausgewertet“, schilderte Ringe. In der Gemeinde gibt es zwölf öffentliche Gebäude, in denen man Messungen durchführen müsste, sagte der Hauptamtsleiter. Im Toilettenraum und im Aufenthaltsraum der ABG-Bediensteten in der Leichenhalle, im Rathauskeller, in der alten Schule, in der Grundschule, im Kleine-Leute-Haus, im alten Feuerwehrhaus, im Keller der Kulturhalle, im Anbau der Friedrich-Schiller-Schule sowie im Clubheim des Tennisclubs und des Fußballvereins.

Die Kosten für die Ausrüstung und Auswertung aller Dosimeter bezifferte Ringe auf 5000 Euro. Weil im Doppelhaushalt 2017/2018 jedoch keine solche Investition vorgesehen war, könne man das Geld jetzt auch nicht ausgeben, bedauerte er. Deshalb Steinrückens Vorschlag, in einem ersten Schritt vier Dosimeter anzuschaffen und Experten entscheiden zu lassen, wo sie eingesetzt werden.

Steffen Sauer (SPD) schlug vor, an der Universität des Saarlandes nachzufragen, ob dort Interesse an einer wissenschaftlichen Studie über Radon bestehe. „Dann könnten die Kosten auch gesenkt werden. Und auch die RAG müsste sich an den Kosten beteiligen, weil wir aufgrund der Messungen aus dem Jahre 1996 den begründeten Verdacht haben, dass zumindest in diesem Bereich Radon austritt“, so Sauer. Seinen Anregungen folgte der Ortsrat ebenfalls einstimmig.

Dass Radon im Saarland und auch in Heusweiler erstmals zum Thema wurde. liegt schon eine ganze Weile zurück: Radon-Funde in Schiffweiler sorgten Anfang 1996 für helle Aufregung im Saarland. Der damalige Bürgermeister von Heusweiler, Josef Zeimetz (CDU), reagierte: auf Kosten der Kommune ließ er dort Messungen anstellen, wo in seiner Gemeinde von der geologischen Struktur und von der Bauweise der Häuser her die Voraussetzungen für das Austreten des radioaktiven Edelgases gegeben waren. Nicht unterkellerte Wohnbereiche und Keller ohne gasdichte Bodenplatte sind besonders gefährdet. Ausgesucht wurden schließlich drei Wohnhäuser in der Illinger Straße. Und siehe da: während bei zwei Häusern keine erhöhten Werte gemessen wurden, lag das Ergebnis in dem dritten Haus bei 951 Becquerel. Der gesetzlich vorgeschriebene Grenzwert (300 Becquerel) wurde um das Dreifache überschritten.

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