Angst vor dem, was künftig zur Deponie anrollt

Sötern. Vom Wohnzimmer aus blicken sie auf meterhohe Schutthaufen, die sogar die hochgewachsenen Bäume überragen - Familie Salamon lebt sozusagen Tür an Tür mit der Deponie Waldbach, die in der gleichnamigen Siedlung liegt. Einige Meter weiter an der Hauptstraße, der L 146, steht das Haus von Josef Schumacher

 Enge Kurve hin zur Deponie. Unser Archivbild zeigt einen Laster auf dem Weg zur Deponie Waldbach. Foto: B&K

Enge Kurve hin zur Deponie. Unser Archivbild zeigt einen Laster auf dem Weg zur Deponie Waldbach. Foto: B&K

Sötern. Vom Wohnzimmer aus blicken sie auf meterhohe Schutthaufen, die sogar die hochgewachsenen Bäume überragen - Familie Salamon lebt sozusagen Tür an Tür mit der Deponie Waldbach, die in der gleichnamigen Siedlung liegt. Einige Meter weiter an der Hauptstraße, der L 146, steht das Haus von Josef Schumacher. Der Anstrich ist in einem freundlichen, hellen Gelbton gehalten - zumindest da, wo der Dreck, der von den vorbeirauschenden Lkws aufgewirbelt wird, nicht an der Hauswand landet. Zwei Familien, zwei Geschichten, die eng mit der Deponie verbunden sind.Seit der jüngsten Gemeinderatsitzung in Nohfelden sind beide Familien und weitere Anwohner der Siedlung alarmiert und sehr besorgt. Die Firma Gihl, welche die Deponie betreibt, hat einen Antrag auf Erweiterung des Abfallschlüsselkatalogs gestellt (wir berichteten). Es sollen künftig mehr Abfälle gelagert werden als bisher. Auch von gefährlichen Stoffen war die Rede. Der Gemeinderat hat eine Entscheidung vertagt. Ein kurzes Aufatmen bei den Anwohnern in der Waldbach-Siedlung. Doch, wie soll es weitergehen?

"Wir fordern die Politik auf, im Sinne des Gesundheitsschutzes zu handeln", sagt Josef Schumacher. Er macht sich konkret Sorgen, dass beispielsweise asbesthaltige oder chlorhaltige Abfälle aus der Elektrolyse in Sötern gelagert werden könnten. "Am Ende haben wir eine Giftmülldeponie, die unmittelbar an das Naturschutzgebiet "Wiesen bei Eisen" grenzt", nennt es Marina Salamon ganz unverblümt beim Namen. Denn die Menschen, die unmittelbar an der Deponie wohnen, können mit dem Begriff "gefährliche Stoffe" ebenso wenig anfangen wie einige Räte in der jüngsten Sitzung.

Es ist laut vor dem Haus der Schumachers. Die Lkws, die vorbeifahren und auf den schmalen Weg zur Deponie einbiegen, bringen einen gewissen Geräuschpegel mit sich, und sie wirbeln Staub auf - oder kommt Staub von deren Ladung? "Der Staub am Haus ist eine Sache", sagt Schumacher. "Aber wer weiß, was in dem Staub drin ist?"

Josef Schumacher erinnert sich noch gut an die Zeit vor der Deponie. "Ich bin in diesem Haus geboren und hänge sehr daran", sagt er. An der Stelle, an der jetzt die Deponie ist, war früher die Dampfziegelei Sötern. Die Firma Gihl hat einen Großteil des Geländes der Ziegelei gekauft und 1997 eine Bauschuttdeponie und Recyclinganlage errichtet. Im gleichen Jahr zog Familie Salamon in die ehemalige Unternehmervilla der Ziegelei. "Wir sind davon ausgegangen, da ist eine Recyclinganlage mit einem Brecher, der in der Halle steht und ringsum Wald. Damals war es noch ruhig", erinnert sich Marina Salamon.

Die ersten Probleme kamen 2005 auf, als der Schwerlastverkehr deutlich zugenommen hatte. Viele Laster aus dem Ausland kamen am Wochenende, wenn die Deponie geschlossen war, und campierten davor, wie Familie Schumacher berichtet. "Ich habe damals mit dem Seniorchef Gihl gesprochen und er berichtete mir, dass er einen Antrag auf eine eigene Zufahrt gestellt habe. Dieser sei abgelehnt worden", so Schumacher. Auch sieben Jahre später quälen sich die Laster noch immer über die kleine, mit Schlaglöchern versehene Straße zur Deponie. "Einmal kam ich nicht aus der Ausfahrt, weil da lauter Laster standen. Die Polizei brauchte eine Stunde, um die Situation in den Griff zu bekommen", sagt Stephan Salamon.

Mit den vielen Lastern fingen die Sorgen der Anwohner an. Jetzt kommt die Furcht vor einer Eisenbahnrampe und zusätzlichem Schienenverkehr hinzu und vor allem die Angst vor Gesundheitsschäden. "Die Deponie muss mit Auflagen versehen werden, die ihrem Standort angemessen ist", fordert Stephan Salamon. Für ihn ist eine eigene Zufahrt nicht genug. Man könne den Betrieb samt Auffahrt nach hinten in die Tongrube verlagern. Damit wäre allen gedient. Außerdem gehöre dem Unternehmen die ehemalige Uranerzgrube in Ellweiler (Birkenfeld). Dieses Gelände - so die Überzeugung der beiden Familien - würde sich besser für die Lagerung gefährlicher Abfälle eignen, da dort nicht in unmittelbarer Nähe Menschen leben. Die Schumachers und Salamons hoffen, dass ihre Belange "aus dem Hinterhof der Gemeinde Nohfelden" (Zitat Schumacher) von den Mitgliedern im Gemeinderat bei ihrer Entscheidung bedacht werden.

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