Alstinger Raser nerven in Güdingen

Güdingen. In Güdingen hat "Europa verloren". Diese Meldung hat Daniel Bollig, der Bürgermeister des Saarbrücker Stadtbezirks Halberg, an den im Saarland für Europa zuständigen Innenminister Stephan Toscani geschickt

 Der kleine Grenzweg zwischen Alsting und Güdingen ist zum städtischen Ein- und Ausfallstor geworden. Foto: Becker & Bredel

Der kleine Grenzweg zwischen Alsting und Güdingen ist zum städtischen Ein- und Ausfallstor geworden. Foto: Becker & Bredel

Güdingen. In Güdingen hat "Europa verloren". Diese Meldung hat Daniel Bollig, der Bürgermeister des Saarbrücker Stadtbezirks Halberg, an den im Saarland für Europa zuständigen Innenminister Stephan Toscani geschickt. In Güdingen kommt Europa im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder - unter die Räder der Autos, die aus dem französischen Alsting kommend die Bewohner auf der deutschen Seite der Grenze nerven.

Vor allem für die Anwohner der Friedrich-Ebert-Straße sei die Verkehrsbelastung "weder zumutbar noch von diesen länger hinnehmbar", schreibt der Christdemokrat Bollig an seinen Parteifreund Toscani. Der habe ihm noch nicht versprochen, dass alles gut wird, sagte Bollig gestern, aber der Minister für Inneres und Europaangelegenheiten habe die Landespolizei damit beauftragt, sich die Sache anzuschauen. Sobald sich die Polizei ein Bild gemacht habe, werde Bollig zu einem runden Tisch einladen, um das Problem zu besprechen.

Möglichst bald soll es auch eine Verkehrszählung geben. Dass die Verkehrsbelastung zurzeit ein gefühltes Problem ist, also nicht bekannt ist, wie viele Autos auf dem Weg tatsächlich unterwegs sind, liege daran, dass das städtische Ordnungsamt bisher kein Geld für eine Verkehrszählung gehabt habe, sagt Bollig. Es werde geprüft, ob dafür im städtischen Haushalt 2011 Geld bereitgestellt werden kann - oder ob die Landespolizei die Verkehrszählung übernimmt.

Dort, wo Europa nach Ansicht des Bezirksbürgermeisters gerade verliert, hat Europa vor gut 30 Jahren noch gewonnen. In den 60er Jahren, erklärt Bollig dem Minister, wurde der damalige Feld- und Waldweg "auf Betreiben der Zollbehörden" befestigt worden und mit einer Schranke gesichert. Nachdem auf französischer Seite unmittelbar hinter der Grenze das Wohngebiet Simbachtal entstanden ist, wurde neu nachgedacht. Was damals vor allem daran lag, dass sich in dieser lothringischen Siedlung überwiegend deutsche Staatsbürgern niedergelassen hatten. Der Weg wurde für den Grenzverkehr geöffnet.

Weil er aber nicht dem Verkehr angepasst wurde, musste er 1992 für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Nur noch die direkten Anwohner und Radfahrer durften ihn befahren, entschied die Saarbrücker Straßenverkehrsbehörde.

Dagegen legten einige Bewohner von Alsting Beschwerde ein - mit Erfolg. Der Weg wurde provisorisch so ausgebaut, dass er auch für größere Fahrzeugmengen tauglich war. Die deutsche Seite hoffte nun auf eine Umgehungsstraße auf französischer Seite - und tut es bis heute. Auch die Hindernisse, mit der die Geschwindigkeit der Autos, die auf dem zur "Städtischen Einfall- und Ausfallstraße" (Bollig) gewordenen Grenzweg unterwegs sind, verringert werden sollte, bringen nichts - außer einem neuen Problem: "Vornehmlich junge Autofahrer nutzen die Friedrich-Ebert-Straße aufgrund des versetzten Parkens als Slalom-Rallye-Strecke". Wer immer diese Rallye-Fahrten gewinnt - die Anwohner sind es nicht.

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