Römische Phaedra spricht jetzt Deutsch

Saarbrücken · Studenten der Saarbrücker Altphilologie wollten das antike Drama „Phaedra“ als zeitnahe Version aufführen. Zur Verwirklichung ihrer Idee brauchte es eine Kooperation von drei Saarbrücker Hochschulen und dem Staatstheater.

 Proben für Phaedra (von links): Annina Krause (Amme), Alexander Schmidt (Theseus) und Jannica Hümbert (Phaedra). Foto: Kerstin Krämer

Proben für Phaedra (von links): Annina Krause (Amme), Alexander Schmidt (Theseus) und Jannica Hümbert (Phaedra). Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

"Mutter genannt zu werden, das hab ich nicht verdient." Diese bittere Erkenntnis ereilt Phaedra im gleichnamigen Drama des römischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca. Phaedra ist die zweite Gattin des Königs Theseus, die sich in ihren Stiefsohn Hippolytus verliebt.

Doch hat Phaedra, beziehungsweise deren Darstellerin Jannica Hümbert, momentan ganz andere Probleme: Der Musiksaal der Saar-Uni hat nicht die geeignete Bühnengröße, der Chor ist nicht da, das Bühnenbild fehlt auch noch. Derzeit vagabundieren die Proben zwischen Aula und Musiksaal, erst die Generalprobe kann in der Alten Feuerwache laufen. Dabei ist morgen schon Premiere. Dann wird das 2000 Jahre alte Drama erstmals auf einer deutschen Bühne zu sehen sein. Denn neben griechischen Tragödiendichtern führen die römischen ein Schattendasein - das wollte eine Arbeitsgruppe der Saar-Uni um Altphilologie-Professor Christoph Kugelmeier und Nachwuchsregisseur Christian Klees mit dieser Aufführung ändern. Dass daraus eine Kooperation dreier Saarbrücker Hochschulen und des Saarländischen Staatstheaters werden würde, war erst nicht abzusehen.

"Es ist eine studentische Initiative", betont Kugelmeyer, der das Stück am Institut für Klassische Philologie von Studenten komplett neu übersetzen ließ. Modern und sprachlich aktuell sollte die Fassung sein. "Ich legte Wert auf größtmögliche Spielbarkeit", erzählt Regisseur Klees. "Seneca gehört nicht zum Schulkanon, aber ich möchte ihn zurückholen ins Kulturleben." Als Lehrer zielt er mit einer Inszenierung "ohne pädagogischen Zeigefinger und Bildungsbürgerüberhöhung" auf Jugendliche, nicht auf einen "Zirkel vorgebildeter Altphilologen".

Die neue Text-Fassung wird auch von Norbert Gutenberg gelobt, Professor der Saar-Uni für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung: "So zeitnah es irgend geht, mit Alltagswörtern - sehr gestisch geschrieben." Gutenberg betreut die mittels Casting ermittelten studentischen Darsteller.

Die Chorlieder wurden unter Ägide von Professor Jörg Nonnweiler von den Nachwuchskomponisten Dorothea Riedl und Raphael Petri von der Hochschule für Musik Saar (HfM) vertont. Singen werden ebenfalls Studenten der HfM. Ausstattung und Videodesign kommen von einer Arbeitsgruppe der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar unter Professor Burkhard Detzler und Florian Penner.

Premiere: Dienstag, 28. Mai, 19.30 Uhr, Alte Feuerwache. Wieder: Mittwoch, 29. Mai, 17 und 19.30 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort