„Sie haben unser Geschäftsprinzip vergessen!“

Zweibrücken · Etwa 500 Stellen will Terex Cranes in Zweibrücken und Bierbach abbauen. Das saarländische Werk soll sogar komplett geschlossen werden. Betriebsratschef Eduard Glass will aber weiter für den Standort kämpfen. Bislang gibt es jedoch noch keine Gespräche mit der Unternehmensführung.

Seit Bekanntgabe der geplanten drastischen Einschnitte bei Terex Cranes in Zweibrücken und Bierbach (wir berichteten mehrfach) hat es noch keinen Dialog zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat gegeben. Das sagte der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Eduard Glass, gestern auf Merkur-Nachfrage. Der Betriebsratschef führte diesen Umstand darauf zurück, dass das Unternehmen derzeit nicht in der Lage sei, naheliegende Fragen des Gremiums zu beantworten.

"Das komplette unternehmerische Konzept ist nicht bekannt und auch nicht erfahrbar", sagte Glass. Zum Beispiel sei völlig unklar, wie der geplante Wegfall des Bierbacher Werkes aufgefangen werden solle. "Dort werden Produkte hergestellt, die so nirgendwo auf der Welt produziert werden", betonte Glass. Dabei handelt es sich um tragende Teile für schwere Kräne. Dafür sei in Bierbach außergewöhnlich viel Know-how vorhanden: "Unsere Schweißer sind besser als alle anderen", sagte der Betriebsratschef. Es dauere sieben bis acht Jahre, bis die Mitarbeiter gelernt haben, so präzise und fehlerfrei zu schweißen, wie das notwendig sei. Vor allem vor diesem Hintergrund hat Glass keinerlei Verständnis für die Pläne, das Bierbacher Werk zu schließen und an den hiesigen Standorten insgesamt etwa 500 Stellen abzubauen. Der Unternehmensführung in den USA wirft Glass vor: "Sie haben unser Geschäftsprinzip vergessen! Denn das funktioniert nur, weil wir gute Leute haben."

Der Betriebsratschef mutmaßt, dass hinter den drastischen Sparplänen in Wirklichkeit das Bestreben steht, das Unternehmen kurzfristig für Investoren schmackhaft zu machen. Er glaube im Übrigen, dass auch die deutsche Unternehmensleitung wenig begeistert von dem sei, was ihnen derzeit von jenseits des Atlantiks vorgegeben werde.

Der Betriebsrat habe das Ziel noch nicht aufgegeben, die drastischen Einschnitte - das heißt auch die Schließung des Bierbacher Werkes - abzuwenden. Gespräche über einen möglichen Sozialplan seien vor diesem Hintergrund "noch ganz weit weg". Nun sei erstmal das Unternehmen am Zug, das ein Konzept präsentieren und den umfassenden Fragenkatalog des Betriebsrates beantworten müsse. Auch Kurzarbeit sei momentan kein Thema, solange betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen würden.

Die Stimmung bei Terex sei derzeit "katastrophal", sagte Glass. Die Mitarbeiter seien "extrem sauer", keiner könne die Entscheidung verstehen, die für die Motivation nicht förderlich sei. "So macht man sich eine gute Mannschaft kaputt!" schimpft der Betriebsratschef. Dennoch gehe es jetzt darum, die Reihen zu schließen und Flagge zu zeigen. Etwa morgen ab 15.15 Uhr in der Zweibrücker Festhalle, wohin die IG Metall Homburg-Saarpfalz alle Mitglieder und interessierten Beschäftigten von Terex - auch die Führungskräfte - zu einer offenen Mitgliederversammlung einlädt.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung wird derweil mit dem Saarland Kontakt aufnehmen, um sich über "das weitere Vorgehen bezüglich Terex" abzustimmen, teilt das Mainzer Arbeits- und Sozialministerium auf Merkur-Anfrage mit. Entsprechend äußerte sich auch das Wirtschaftsministerium. Der Saarbrücker Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD ) hatte bereits angekündigt, ausloten zu wollen, ob es doch noch Chancen für den Standort geben kann (wir berichteten). Am Montag war der Terex-Betriebsrat zu Besuch im saarländischen Wirtschaftsministerium, wie Glass berichtete. Dort habe man den Terex-Beschäftigten Unterstützung zugesagt. Ein ähnliches Bekenntnis habe es auch aus Rheinland-Pfalz gegeben, so der Betriebsratschef.

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 Neben dem Werk in Bierbach will Terex auch das Verwaltungsgebäude in Zweibrücken aufgeben. Foto: Lehmann/pmz

Neben dem Werk in Bierbach will Terex auch das Verwaltungsgebäude in Zweibrücken aufgeben. Foto: Lehmann/pmz

Foto: Lehmann/pmz

Am Rande Die Zweibrücker Stadtverwaltung schließt aus, das von Terex nicht mehr benötigte große Verwaltungsgebäude in der Dinglerstraße zu übernehmen. Terex-Cranes-Präsident Steve Filipov hatte vergangene Woche erklärt, darüber mit der Stadtspitze sprechen zu wollen - vielleicht könnten dort städtische Verwaltungsarbeitsplätze entstehen (wir berichteten). Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) erklärt dazu auf Merkur-Anfrage: "Das ist völlig unrealistisch. Wir brauchen nichts mehr, schon gar nicht so überdimensioniert." IHK-Pirmasens-Leiter Andreas Knüpfer meint: "Das Gebäude würde sich sehr gut für ein Altenheim eignen. Aber es gibt ja genug leerstehende Gebäude in Zweibrücken . Wenn Investitions-Bereitschaft von Privaten oder Unternehmen da wäre, könnte man mehr daraus machen." lf

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