Bundestagswahl Region mit sanftem Tourismus stärken

Zweibrücken · Der 27-jährige Zweibrücker Felix Schmidt tritt für Bündnis 90/Die Grünen als Bundestagskandidat an.

 Mitten im Grünen: Felix Schmidt, Bundestagskandidat der Grünen für den Wahlkreis Pirmasens-Zweibrücken.

Mitten im Grünen: Felix Schmidt, Bundestagskandidat der Grünen für den Wahlkreis Pirmasens-Zweibrücken.

Foto: David Betz

Felix Schmidt ist zwar noch ein junger Mann, aber jugendliches Aufbrausen sucht man bei ihm vergebens. Der Grünen-Politiker spricht ruhig und sachlich über seine Ideen für die Region. Sanfter Tourismus und ein besserer Öffentlicher Personennahverkehr liegen ihm dabei besonders am Herzen. Auch wenn Schmidt mit 27 Jahren der jüngste Bundestagskandidat im Wahlkreis Pirmasens ist, so ist er dennoch erfahren: Bereits 2013 ist er für die Grünen angetreten. Sowohl ein Direktmandat als auch der Sprung nach Berlin über seinen Landeslistenplatz sechs sind unwahrscheinlich. Dennoch empfindet Schmidt seine Kandidatur als wichtig. „Damit überhaupt grüne Inhalte präsentiert werden“, trete er an. Im ländlichen Raum habe man es als Grüner ohnehin schwer, so paradox das auch klinge.

Dabei sieht er gerade in seinem Wahlkreis viel Raum für grüne Inhalte. So müsse die Marke Biosphärenreservat entsprechend vermarktet, dazu für sanften Tourismus geworben werden. „Wir haben mit dem Biosphärenreservat im Pfälzerwald, dem in den Nordvogesen und dem im Bliesgau drei Reservate, die man ganz einfach verbinden kann“, so Schmidt. Auch deshalb fordert er, beim Thema Verkehrsausbau mehr auf die Schiene zu setzen, als dies bisher geschieht. Die Bahn-Strecke Pirmasens – Landau – Karlsruhe müsse perspektivisch zweispurig werden. „Wir dürfen uns nicht nur mit dem S-Bahn-Anschluss nach Homburg beschäftigen. Wir müssen die Straßen entlasten und das geht am einfachsten über die Bahn“, so Schmidt.

Das sei auch eine Gerechtigkeitsfrage. „Man darf nicht immer nur für die investieren, die sich ein Auto leisten können.“ Durch immer mehr Pedelecs seien auch mehr Fahrräder unterwegs. Deshalb würde Schmidt die Radwege gerne besser vernetzt sehen. „Und wir brauchen auch mehr Ladestationen für die neuen Pedelecs“, findet er. Auch das gehöre zum sanften Tourismus, ebenso zum alltäglichen Verkehr.

Was ihm ebenfalls große Sorge bereitet, ist die Entwicklung der Orte im ländlichen Raum. Durch immer neue Baugebiete würden die Ortskerne sterben. „Die Bürgermeister wollen am liebsten viele junge Familien, aber leider nicht im Ortskern. Wenn das so weiter geht, haben wir in 20 bis 30 Jahren nur noch tote Dorfkerne“, so seine Befürchtung. „Die Infrastruktur, die für solche Neubaugebiete aufgebaut wird, will ja auch unterhalten werden. Das sind alles Kosten“, gibt er zu bedenken. Zudem widerspreche es aber auch dem Umweltgedanken, immer mehr Flächen zu versiegeln, statt die bestehenden Flächen in der Kernlage zu nutzen.

Ein weiterer Grund für seine Kandidatur sei auch das Aufflammen rechten, nationalistischen und rassistischen Gedankengutes durch neue Parteien. „Ich finde es wichtig, Flagge zu zeigen. Es gibt wieder Stimmen, die das Menschenrecht in Frage stellen. Da ist es wichtig, Gegenpositionen einzunehmen. Es ist wichtig, das auch gerade in dieser Region zu tun“, sagt Schmidt, der überzeugter Europäer ist: „Offenheit, Toleranz, gleiche Rechte für alle haben bei den Grünen einen enormen Stellenwert, ebenso das Kämpfen für Minderheiten. Auch deshalb sind vor allem Grüne und grüne Politik oft die Zielscheibe solcher Populisten. Man muss diese gesellschaftliche Auseinandersetzung suchen und klarmachen, dass dies die letzten Zuckungen einer 50er-Jahre-Gesellschaft sind, die so einfach nicht mehr existent ist.“

Vorerst will der studierte Historiker – seine Doktorarbeit ist in Arbeit – erst einmal wissenschaftlich arbeiten. „Aber ich habe durchaus Lust auf Politik als Hauptberuf“, so Schmidt. Das könne er sich später gut vorstellen. „Als Politiker sieht man konkrete Ergebnisse, kann etwas beeinflussen.“ Das würde er am liebsten schon bei der anstehenden Wahl erreichen.

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