Gestohlene Endoskope Zweibrücker Krankenhäuser rüsten sich gegen Diebesbanden

Zweibrücken · Eine Serie von Endoskop-Diebstählen macht regionalen Krankenhäusern zu schaffen. Auch der LVIM und das Nardini-Klinikum waren schon betroffen und versuchen nun, für ihre Zweibrücker Häuser die Lehren daraus zu ziehen.

 Blick in einen Behandlungsraum für Endoskopien in einer Klinik.  Endoskopische Geräte sind für Diebesbanden zu einer begehrten Beute geworden.

Blick in einen Behandlungsraum für Endoskopien in einer Klinik.  Endoskopische Geräte sind für Diebesbanden zu einer begehrten Beute geworden.

Foto: dpa/Jens Büttner

Sie spionieren ihre Ziele aus, dringen oft an den Wochenenden ein, und hinterlassen fast keine Spuren. Vor allem richten sie einen Millionenschaden an: Unbekannte Diebe von Medizin-Technik halten seit Monaten neben der Polizei auch die Träger der Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz und dem Saarland in Atem. Zuletzt war vergangene Woche das St. Ingberter Kreiskrankenhaus betroffen (siehe Infobox). Die Täter haben es vor allem auf wertvolle und leicht zu transportierende Endoskopiegeräte abgesehen. Mit ihnen werden etwa Organe untersucht und Magenspiegelungen durchgeführt.

 Besonders wertvoll an ihnen sind die Köpfe mit Spezialkameras, die sich auch auf anderen Geräten anbringen lassen. Schnell kommt bei solchen Diebstählen ein Millionenschaden zusammen. Der Krankenhaus-Versicherungsmakler Ecclesia nannte seit Februar 2014 eine Summe von über 20 Millionen Euro und spricht von 75 Einbruchsfällen in Deutschland.

Die beiden Zweibrücker Krankenhausstandorte in der Kaiserstraße (Nardini-Klinikum St. Elisabeth) und am Oberen Himmelsberg (früheres Evangelisches Krankenhaus) waren zwar noch nicht betroffen. Doch sowohl der katholische Träger als auch der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz haben mit den Dieben schon Erfahrungen gemacht: an ihren Standorten in Landstuhl und Bad Dürkheim. In Landstuhl waren am letzten Juliwochenende neun Endoskopiegeräte geklaut worden, die laut Sprecher Thomas Frank in einem verschlossenen Raum im sechsten Stock lagerten. Schaden: rund 300 000 Euro. Der LVIM beziffert den Schaden beim Einbruch in seine Bad Dürkheimer Klinik in der Nacht auf den 13. August auf rund 350 000 Euro.

 Die Patienten bekamen von alledem wenig bis nichts mit, in beiden Fällen konnten Notfalluntersuchungen nahtlos durchgeführt werden. Der LVIM gab an, dass sofort bestellte Leihgeräte zwei Tage später eintrafen. Es hätten in der Zwischenzeit „nur wenige planbare ambulante und stationäre endoskopische Untersuchungen im Evangelischen Krankenhaus verschoben werden“ müssen. Entscheidende medizinische Geräte würden in größerer Anzahl an verschiedenen Stellen vorgehalten. Außerdem stünden kooperierende Kliniken wie die Diakonissenkrankenhäuser Speyer und Mannheim bei Bedarf bereit.

 Verständlich, dass sich beide Träger als Diebesopfer nur verhalten zu den Sicherheitsmaßnahmen in den beiden Häusern der Rosenstadt äußern, um den Kriminellen möglichst wenig Anreiz für weitere Einbrüche zu geben. Der LVIM erklärt, dass am Oberen Himmelsberg eine Klingel- und Schließanlage den Zugang zum Gebäude regele und zusätzlich ein Sicherheitsdienst das gesamte Haus kontrolliere. Sprecherin Susanne Liebold: „Die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen wurden noch einmal überprüft und verbessert, auch in Zusammenarbeit mit unserer Versicherung und der Polizei. Weitere Maßnahmen sind in Planung.“

 Solche könnten nicht nur in einer Videoüberwachung bestehen, der aus Datenschutzgründen aber schwierig ist. Auch Chips wären möglich, die an den medizinischen Geräten angebracht werden und Alarm schlagen, wenn sie aus einem bestimmten Bereich gebracht werden. Auch die sind aber umstritten wegen des Verbots einer Geräteveränderung. Ob das Nardini-Klinikum auf eines von beiden oder beides setzt, will Sprecher Thomas Franck nicht verraten. Aus Sicht der Polizei könne laut rheinland-pfälzischem LKA durch „individuelle Sicherungsmaßnahmen die Sicherung wichtiger medizinischer Geräte erheblich verbessert werden“.

Nach Merkur-Informationen haben es die Diebe besonders oft auf die flexiblen Endoskope des Herstellers Olympus abgesehen. Der kann das zwar auf Anfrage nicht bestätigen, aber „aufgrund des hohen Marktanteils von Olympus in diesem Segment, sind unsere gastroenterologischen Medizinprodukte häufig überdurchschnittlich betroffen“, so Achim Klinkenberg von Olympus Deutschland. Konkret sei man mit 70 Prozent Marktanteil weltweit Markführer in dem Segment. In der Regel erhalte Olympus über das betroffene Klinikum an den zuständigen Kundenbetreuer eine Information über den Diebstahl. Das Hauptaugenmerk liege dann auf der schnellstmöglichen Versorgung der Krankenhäuser mit Übergangsgeräten, um die Behandlung der Patienten sicher zu stellen. Die Seriennummern der betroffenen Geräte würden in den Olympus-Systemen markiert, so dass etwa das Auftauchen gestohlener Ware bei Reparaturanfragen  gemeldet werden könne.

 Doch den Gefallen haben die Diebe weder Olympus noch anderen Herstellern und den Ermittlern gemacht, die derzeit bundesweit eine Häufung solcher Fälle ausmachen. Das LKA im Saarland etwa tappt nach den Diebeszügen in St. Ingbert und davor Neunkirchen im Dunkeln, wie Sprecher Stephan Laßotta erklärt. Weil die gleichen Objekte gestohlen worden seien, bestehe zwar wahrscheinlich ein Tatzusammenhang. Aber man habe keine Hinweise auf die Täter, jedoch tausche man sich regelmäßig mit LKAs anderer Bundesländer aus.

 Rheinland-Pfalz bündelt seine Ermittlungen bei den Arbeitsgruppen für Bandenkriminalität an den fünf Landespolizeipräsidien. Aber auch dort gibt es laut LKA keine konkreten Anhaltspunkte, aber „Hinweise auf südamerikanische Tätergruppen und Verteilung des Diebesgutes in diese Länder“. In Frankfurt wurden drei Kolumbianer zu Haftstrafen verurteilt, nachdem sie in zwei Kliniken Endoskope gestohlen für 90 000 Euro erbeutet hatten. Das LKA erläutert, dass „eine bundesweite Auswertung verstärkt Hinweise auf südamerikanische Tätergruppen und Verteilung des Diebesgutes in diese Länder ergeben“ habe.

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