Galgenfrist am Himmelsberg

Zweibrücken · Der Landesverein verhandelt mit Investoren über die Abnahme seines Zweibrücker Krankenhauses. Beißen diese nicht bis zum 20. Juni an, greift Plan B: der Übergang der Inneren Medizin ans Nardini-Klinikum.

 Bianca Pfeuffer, Karlheinz Burger und Manfred Sutter bei der Pressekonferenz. Fotos: Marco Wille

Bianca Pfeuffer, Karlheinz Burger und Manfred Sutter bei der Pressekonferenz. Fotos: Marco Wille

Das Evangelische Krankenhaus am Zweibrücker Himmelsberg läuft über alle Abteilungen weiter und bleibt voraussichtlich mindestens bis Jahresende offen - geplant ist länger. Das erklärte der Träger, der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) am Freitag bei einer Pressekonferenz und trat damit Spekulationen um eine sofortige Schließung entgegen, die seit Mitte der Woche Patienten und Mitarbeiter verunsichern. LVIM-Vorstand Karlheinz Burger kanzelte Schlagzeilen (nicht des Merkur), wonach die Schließung des Hauses definitiv feststeht, mit den Worten ab: "Das ist nicht zutreffend." Er erklärte, er könne sich nicht vorstellen, woher so eine Schlagzeile kommen könne.

Laut den Ausführungen der LVIM-Spitze ist die zuvor verkündete Absicht, die Innere Medizin ans Nardini-Klinikum zu verlagern und infolgedessen den Krankenhausbetrieb abzuwickeln, nur so etwas wie eine Notlösung. Hierfür seien am Mittwoch per Antrag und mündlicher Zusage für acht Millionen Euro Landesmittel aus dem Krankenhausstrukturfonds die Weichen gestellt.

LVIM-Verwaltungsratschef Manfred Sutter erklärte, aktuell sei man vielmehr in Gesprächen mit Interessenten aus dem Gesundheitsbereich, die das Krankenhaus (und nicht etwa ein von Oberbürgermeister Kurt Pirmann angeregtes Demenz- oder Gesundheitszentrum) anstelle des LVIM weiterbetreiben möchten. Die Gespräche führe LVIM-Vorstand Rainer Doll - daher sei er auch nicht wie zunächst geplant bei der Pressekonferenz zugegen. Sutter: "Es gibt erste Interessenbekundungen."

Ob es sich bei den Interessenten etwa um die Kreuznacher Diakonie, die SHG-Kliniken oder die Marienhaus-Gruppe handele, wollte LVIM-Vorstand Burger "weder bestätigen noch dementieren". Das Thema Markteintritt spiele als Motivation eine Rolle, das defizitäre Haus am Himmelsberg zu übernehmen. Auch gebe es viele große private Klinikträger, die ihre Fühler ausgestreckt hätten.

Burger ließ auch offen, ob es sich um die beiden Interessenten handelte, die bei Oberbürgermeister Kurt Pirmann Mitte der Woche nach Schließungsberichten über das Krankenhaus angeklopft hatten und von Pirmann an den LVIM weitergeleitet worden waren. Burger bestätige aber, dass man die Kontakte erst im Laufe der Woche geknüpft habe - auch wenn er versicherte, dass der Vorstand bereits seit Dezember "die Rahmendaten für den Investorenprozess" zusammengestellt habe.

In zwei Monaten soll diese "Investorenlösung" stehen - die LVIM-Mitgliederversammlung sie in seiner nächsten Sitzung am 20. Juni absegnen.

Oder man geht den "Nardini"-Weg. Aktuell warte man hier noch auf betriebswirtschaftliche und juristische "Letztstellungnahmen", die nötig seien, um Verträge schließen zu können. Es sei noch unklar, wie viele Leute zum Nardini wechseln könnten, weil noch nicht feststehe, wie viele der 113 Betten des "Evangelischen" (von 60 bis 70 aktuell belegten) es übernehme, so Burger. Allen Mitarbeitern, die dann nicht zum Zweibrücker Konkurrenten wechseln könnten, wolle man Jobs in Einrichtungen des LVIM oder anderer diakonischer Träger oder Krankenhäusern sowie der Landeskirche anbieten.

Es sei noch nicht genau definiert, inwiefern die acht Millionen Euro etwa für Umbaukosten am Nardini oder zur Bildung einer Transfergesellschaft genutzt würden. Ein Konzept habe man dem Antrag nicht beigefügt. Burger: "Wir haben formlos beantragt." Für eine Abwicklung des Krankenhauses könne man auch noch bis zum 31. Juli 2017 Mittel aus dem Strukturfonds beantragen, so Sutter: "Noch gibt es keinen Zeitpunkt, zu dem die Mitgliederversammlung darüber entscheiden könnte, den Krankenhausbetrieb einzustellen." Auch müsse das Land einer solchen Maßnahme erst zustimmen. Allerdings habe der LVIM Finanzpolster, um das Krankenhaus bis zu einer Entscheidung offen zu halten.

Nach Darstellung Sutters habe es vonseiten des LVIM nie zur Debatte gestanden, dass die Diakonissen Speyer-Mannheim sein Zweibrücker Krankenhaus übernehmen. Es liege zu weit von den Diakonissen-Häusern entfernt, um einen sinnvollen Verbund zu bilden. Laut Burger hat der LVIM darauf bestanden, eine Lösung für seine Rosenstadt-Klinik zu finden - daher habe sich die Frage nach der Übernahme des defizitären Hauses nicht gestellt.

Wie steht der Verwaltungsratschef Sutter zu der - etwa vom Vorsitzenden der Zweibrücker Bezirkssynode Jürgen K.arl Neumann (wir berichteten) - geäußerten Forderung, persönliche Konsequenzen aus der Entwicklung des Krankenhauses zu ziehen? Sutter erklärte dazu, es wäre in der angespannten Situation des LVIM und des Zweibrücker Krankenhauses nicht verantwortungsvoll, wenn er sich von der Spitze des LVIM-Verwaltungsrats zurückzöge. Und im Zuge einer angestrebten Fusion mit den Diakonissen werde es seine Position als Chef des LVIM-Verwaltungsrates und der -Mitgliederversammlung ohnehin nicht mehr geben. Ihm wäre auch lieber gewesen, es hätte sich schon vor zwei Jahren eine Kooperation mit dem Nardini-Klinikum realisieren lassen.

Dass der LVIM die Mitarbeiter nicht an den Verhandlungen mit dem Nardini eingebunden und informiert habe, begründete der Oberkirchenrat und Diakoniedezernent der Landeskirche damit, dass man erst ein Verhandlungsergebnis habe erzielen wollen. Pfeuffer ergänzte, man habe der Belegschaft angeboten, sich bei Bedarf an sie oder Burger zu wenden. Man versuche persönlich in Kontakt zu bleiben und appelliere - vor dem Hintergrund von Abwerbeversuchen der Konkurrenz - daran, den Betrieb weiteraufrechtzuerhalten. > Seiten 16, 17: Berichte

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