Flüchtlinge in Lohn und Brot bringen

Zweibrücken · Zu viele und zu enge gesetzliche Vorschriften behindern die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt, beklagte ein Handwerksmeister aus eigener Erfahrung bei einer Veranstaltung der Wirtschaftsförderung.

Wie gelingt Flüchtlingen die Integration in den Arbeitsmarkt ? Um diese Frage ging es jetzt bei einer Veranstaltung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz. Als Antwort konnte man heraushören: mit möglichst wenig Bürokratie, einer großen Portion guten Willens und mit der engen Zusammenarbeit von Behörden, Firmen, Verbänden und engagierten Ehrenamtlichen.

Rund 50 Gäste waren zur Veranstaltung "Flüchtlinge @ work - wie Flüchtlingen die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt" in die Kreisverwaltung gekommen, zu der Landrat Hans Jörg Duppré (CDU ) und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft eingeladen hatten. Vor allem Firmen waren angesprochen, sich hier zu informieren.

Die Zeit, in der vor allem das Willkommenheißen der Flüchtlinge im Fokus stand, sei vorbei, sagte Peter Spitzer (SPD ), der als Beigeordneter den verhinderten Landrat vertrat. Nun stehe der nächste Schritt an, die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt . Dazu sei es notwendig, Asylsuchende an unserem Leben teilhaben zu lassen und ihnen einen Zugang zu Ausbildung und Arbeit zu ermöglichen. Dies sei eine enorme Anstrengung, doch auf lange Sicht mit Chancen für alle, so Spitzer.

Markus Appelmann moderierte den Abend mit einer Runde von Experten, von Ausländerbehörde und Sozialamt, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter , der IHK, der Handwerkskammer und der Kreisvolkshochschule.

Franz-Josef Möhlich, Inhaber eines Handwerksbetriebs im Bereich Sanitär- und Heizungstechnik aus Koblenz-Güls, berichtete über seine Erfahrungen mit der Beschäftigung eines Flüchtlings aus Syrien. Zu Beginn war das eine schwierige Sache, sagte Möhlich, am Ende nur zu bewältigen dank seiner Vernetzungen und Bekanntschaften bis hoch in die Bürgermeisteretage. Gut sei es auch, nicht alle Gesetze zu kennen, meinte der Handwerksmeister, und Leute in der Berufsschule und im Jobcenter zu haben, die "über ihren Schatten springen".

Probleme beginnen mit dem Schulpraktikum und setzen sich mit dem eigentlichen Praktikum fort, sagte Möhlich. In einem Handwerksbetrieb gehe es kaum, dass einer wegen gesetzlicher Vorschriften anderen nur über die Schulter schaue. Unmöglich sei auch der Wust von Anträgen, die ein Flüchtling auszufüllen habe, alleine könne er das nicht schaffen. Hier zähle der Wille der Firma, das durchzuziehen - er sei froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Ein junger Syrer mache bei ihm eine Ausbildung. Er lerne, weil er einfach muss, sehr schnell deutsch.

Diesen Vorteil sahen auch einige Zuhörer: Flüchtlinge in Wartestellung, die nichts tun dürfen, hätten doch meist nur Umgang mit Landsleuten und sprächen wenig deutsch, würden im Prinzip so "auf Hartz IV vorbereitet". Und das alles vor dem Hintergrund, wie Moderator Appelmann einfließen ließ, von rund 500 000 unbesetzten Arbeitsplätzen und vielen freien Ausbildungsplätzen.

2015 wurden im Landkreis Südwestpfalz rund 900 Erstanträge auf Asyl gestellt, informierte Wolf-Ulrich Weber vom Kreis-Sozialamt, 2016 bisher 220. Im letzten Jahr kamen vor allem junge Männer, in diesem mehr Frauen und Kinder.

Manuela Scholl vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit machte klar, dass sich Behörden an Gesetze halten müssten, es gehe immer um den Einzelfall. Vieles müsse geprüft werden, die Ausländerbehörde sei immer im Boot. Doch ihre Abteilung stehe interessierten Firmen mit Rat und Tat zur Seite. Laut Dirk Michel, IHK der Pfalz, ist die Bereitschaft von Firmen groß, Flüchtlinge zu beschäftigen und auszubilden. 60 Prozent hätten sich positiv geäußert. Unbedingt notwendig seien Lotsen, die Selbständigen, die Flüchtlinge auch durch Arbeit integrieren wollen, mit Rat und Tat zur Seite stehen, sagte Meister Möhlich.

Die sehr informative Veranstaltung der Wirtschaftsförderung zeigte auf, dass die Beschäftigung von Flüchtlingen aufgrund vieler gesetzlicher Vorschriften und der Beteiligung vieler Behörden nicht einfach ist. Doch Interesse bei Firmen ist da.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort