„Wir geben unser Krankenhaus nicht verloren“

Zweibrücken · Das Evangelische Krankenhaus schlingert zwar, aber die Belegschaft gibt den Kampf nicht auf. Mit einer Reihe von Aktionen wollen die von Arbeitslosigkeit Bedrohten für ihr Haus trommeln. Für nächstes Wochenende etwa wird in der Stadt eine Solidaritäts-Kundgebung initiiert.

 Silvia Bezold und Kerstine Metzger, die die rund 400 Mitarbeiter im Evangelischen Krankenhaus vertreten, wollen für den Erhalt der Einrichtung kämpfen. Um Besucher darüber zu informieren, dass nach wie vor Patienten dort angenommen und behandelt werden, haben die beiden in den Fahrstühlen im Haus Aushänge angebracht. „Wir sind künftig weiter für S I E da!“, heißt es dort. Foto: Marco Wille

Silvia Bezold und Kerstine Metzger, die die rund 400 Mitarbeiter im Evangelischen Krankenhaus vertreten, wollen für den Erhalt der Einrichtung kämpfen. Um Besucher darüber zu informieren, dass nach wie vor Patienten dort angenommen und behandelt werden, haben die beiden in den Fahrstühlen im Haus Aushänge angebracht. „Wir sind künftig weiter für S I E da!“, heißt es dort. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille

Totgesagte leben meist länger: Dieser Gedanke gibt den Mitarbeitern des Evangelischen Krankenhauses Auftrieb. "Wir geben unser Krankenhaus nicht verloren", macht Silvia Bezold deutlich. Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Zweibrücker Krankenhauses sieht "noch Chancen auf den Erhalt unseres Hauses", erklärte sie am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ihre Kollegin Kerstine Metzger, Betriebsrats-Vorsitzende der SDG (Service- und Dienstleistungsgesellschaft des Krankenhaus-Betreibers LVIM, Landesverein für Innere Mission) pflichtet bei. "Es gibt Hoffnung", so Metzger. Bezold und Metzger vertreten zusammen die rund 400 Mitarbeiter im Evangelischen Krankenhaus. Dass der LVIM derzeit - parallel zu den Fusionsgesprächen mit dem Nardini-Klinikum - mit mehreren Investoren über eine mögliche Übernahme des Krankenhauses verhandelt (siehe Berichte auf Seiten 15 und 17), nährt die Hoffnung. Es gelte nun, für die Belange der rund 400 Beschäftigen zu trommeln, erklärt Bezold.

"Am nächsten Wochenende veranstalten wir in Zweibrücken eine Solidaritäts-Kundgebung für unser Haus", kündigt sie an. Unklar sei noch, wann genau diese Demonstration stattfindet - entweder am nächsten Freitag oder Samstag. "Das braucht einen gewissen Vorlauf, wir wollen möglichst viele Teilnehmer mobilisieren", sagt die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung . "Wir hoffen, dass auch Mitarbeiter anderer Krankenhäuser und viele Bürger die Kundgebung verstärken."

Es soll nicht alleine bei dieser Veranstaltung in der Innenstadt bleiben, betont Bezold. Eine Reihe von Aktionen soll angestoßen werden. Einige Aktivitäten seien noch in Arbeit, manches will sie im Vorfeld auch nicht verraten. Es gelte, alle Kräfte zu bündeln. Schließlich würden die Personalchefs anderer Krankenhäuser bereits eine "Aasgeier-Mentalität" offenbare, ärgert sie sich. Vor allem Pfleger und Krankenschwestern würden ja bundesweit gesucht. Es sei kein Wunder, dass daher einige Konkurrenten jetzt im Evangelischen Krankenhaus anriefen und anfragten, ob Mitarbeiter des von der Pleite bedrohten Hauses bei ihnen anfangen wollten, berichtet Bezold über die Entwicklung in den vergangenen Tagen.

"Aasgeier-Mentalität" hin oder her: Bezold räumt ein: "Ich würde auch anrufen!" Es sei halt so, dass bestimmte Mitarbeiter "überall mit Kusshand genommen werden - das gilt vor allem natürlich für unsere examinierten Kräfte". Auch aus der Politik - aus der lokalen wie auch der Landespolitik - hätten sich schon Personen bei ihr gemeldet. Überhaupt klingele bei ihr seit Dienstag, als die Nachricht vom drohenden Aus des Evangelischen Krankenhauses in den Medien die Runde machte, permanent das Telefon.

Wie ernst es allen Anrufern mit der gezeigten Anteilnahme sei, das vermögen Bezold und ihre Mitstreiterin Metzger nicht zu beurteilen. Nichtdestotrotz setzen sie Hoffnung auf die Öffentlichkeit. Und vor allem auf die Politik. "Nächsten Donnerstag fahren wir nach Mainz und sprechen mit Gesundheits-Staatssekretär David Langner", kündigte Bezold eine weitere Aktion an.

Bei der Infoveranstaltung des Krankenhaus-Betreibers LVIM am Freitag zollte Bianca Pfeuffer vom LVIM-Vorstand den Beschäftigen der Klinik Respekt. Es sei "sehr außergewöhnlich, wie loyal die Mitarbeiter sind; bisher gab es keine einzige Kündigung", so Pfeuffer. Bezold bestätigt, dass tatsächlich bislang niemand gekündigt habe. Klar sei natürlich, "dass sich schon manche umhören". Aber Fakt sei: Keiner wolle wechseln, wenn es nicht sein müsse. Dazu sei die Verbundenheit mit dem Krankenhaus einfach zu groß.

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