Erinnern und Gedenken mit dem Chawwerusch-Theater

Zweibrücken · Das bekannte Theater-Ensemble Chawwerusch erinnert an diesem Samstag in der Karlskirche an die Deportation der Zweibrücker Juden in das Vernichtungslager in Gurs vor 75 Jahren. Beginn ist um 19.30 Uhr.

 Jährlich wird auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs der Opfer gedacht. Hier sind 1070 Juden aus Baden und der Pfalz beerdigt, darunter auch 22 Opfer aus Zweibrücken. Foto: Bezirksverband

Jährlich wird auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs der Opfer gedacht. Hier sind 1070 Juden aus Baden und der Pfalz beerdigt, darunter auch 22 Opfer aus Zweibrücken. Foto: Bezirksverband

Foto: Bezirksverband

Das bekannte Theater-Ensemble Chawwerusch erinnert an diesem Samstag, 31. Oktober, 19.30 Uhr, mit einem Auftritt in der Karlskirche in Zweibrücken an die Deportation der Zweibrücker Juden in das Vernichtungslager der Nazis in Gurs vor 75 Jahren. Das teilt die Stadt Zweibrücken mit. Schüler der beiden Zweibrücker Gymnasien haben sich laut Pressemitteilung der Stadt ferner mit dem Thema "Zweibrücker Juden im Dritten Reich" begleitend beschäftigt. Ihre Arbeitsergebnisse werden während der Veranstaltung im Foyer der Karlskirche gezeigt.

In Zweibrücken bestand bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 eine gut in das städtische Gemeinwesen integrierte jüdische Gemeinde (1933: 155 Mitglieder), deren Ansehen durch die große Synagoge in der Ritterstraße veranschaulicht wurde, die 1938 einer Brandstiftung zum Opfer fiel, deren Täter nie bestraft wurden, nennt die Stadt in ihrer Mitteilung historische Hintergründe. Dieses Jahr gedenkt Zweibrücken nicht nur am 9. November dieser sogenannten Reichspogromnacht . Vor 75 Jahren, am frühen Morgen des 22. Oktober 1940 (Laubhüttenfest), wurden rund 6500 Menschen, vorwiegend "Volljuden", aus der Pfalz, Baden und dem Saarland in das Internierungslager Gurs in Südwestfrankreich deportiert. Unter den Deportierten waren auch die (bis auf zwei) letzten Juden , die Zweibrücken noch nicht verlassen hatten. Bereits während des tagelangen Transports starben einige, viele danach im Lager, in dem katastrophale Zustände herrschten.

Das Lager Gurs war das größte von zirka 100 ähnlichen Lagern des Vichy-Regimes. Es war 1939 als Aufnahmelager für Flüchtlinge aus dem spanischen Bürgerkrieg errichtet worden und sollte nur wenige Monate bestehen. Die völlig überfüllten, meist fensterlosen 382 Holzbaracken waren nicht für den Winter ausgelegt. Es herrschten schreckliche hygienische Zustände und Hunger, was zu einem Massensterben führte.

Einige wenige überlebten den Terror, nur ganz wenige von ihnen kehrten nach dem Krieg in die Pfalz zurück.

Die zentrale Gedenkveranstaltung des Bezirksverbandes Pfalz zur 75-jährigen Wiederkehr der Deportation der pfälzischen Juden nach Gurs fand bereits am 8. März in der Alten Post in Pirmasens statt. Für sie entwickelte das bekannte Chawwerusch Theater die Szenenfolge "Gurs - Erinnern".

In verschiedenen Szenen wird ein nachhaltiger Eindruck der damaligen Ereignisse vermittelt. Sie spielen zwischen dem Vorabend der Reichspogromnacht im November 1938 und der Deportation im Oktober 1940 und geben darüber hinaus eine Ahnung vom Lageralltag in Gurs.

Historische Biografien und Briefe von Pfälzer Juden inspirierten die Autorin zu Figuren und Szenen. Peter Damm (Sopransaxofon) und Michael Letzel (Akkordeon) von der Klezmer-Gruppe Django Beinhart unterstützen die Akteure musikalisch. Michael Bauer ergänzt die Szenenfolge durch eigene neue Texte. Regie führt in dem Stück Walter Menzlaw. Es spielen: Felix S. Felix, Miriam Grimm, Monika Kleebauer, Thomas Kölsch und Stephan Wriecz.

Alle Bürger sind herzlich zur Gedenkveranstaltung eingeladen. Der Eintritt ist frei.

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