400 Flüchtlinge für Sonntag erwartet

Zweibrücken · Fast 500 Flüchtlinge sind am Zweibrücker Flughafen seit rund drei Wochen untergebracht. Jetzt sollen 400 weitere folgen, gleich nebenan ins umgebaute Apparthotel Europa. Der Betreiber ASB steht in den Startlöchern.

 ASB-Chef Tassilo Wilhelm in einem der Schlafräume im früheren Apparthotel.

ASB-Chef Tassilo Wilhelm in einem der Schlafräume im früheren Apparthotel.

Foto: Marco Wille
 Unter Hochdruck bringen die ASB'ler die Zimmer auf Vordermann.

Unter Hochdruck bringen die ASB'ler die Zimmer auf Vordermann.

Foto: Marco Wille
400 Flüchtlinge für Sonntag erwartet
Foto: Marco Wille

Beim Zweibrücker Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wartet man gespannt auf den entscheidenden Anruf: Der Chef Tassilo Wilhelm und seine etwa 30 ehren- und hauptamtlichen Helfer sowie Freiwilligen rechnen nach der Herrichtung des Apparthotels Europa zur neuen Erstaufnahmestelle jederzeit mit der Nachricht aus Trier, dass Flüchtlinge auf dem Weg zu ihnen sind. "Mein letzter Stand ist, dass wir uns ab Sonntag, neun Uhr, zur Verfügung halten sollen", sagt Wilhelm am Freitagmittag. "Wer von wo kommt, ist uns momentan nicht bekannt. Das wird seitens des Stabes geprüft", ergänzt der für die zweite Einrichtung in der Rosenstadt zuständige Wilhelm. Der ASB arbeite mit der Entwicklungsagentur Kaiserslautern und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier zusammen.

400 Plätze biete das Apparthotel Europa. Rechnet der ASB-Chef damit, dass diese gleich auf einmal belegt werden? Insbesondere nach den Erfahrungen des Deutschen Roten Kreuzes bei der nahegelegenen ersten Aufnahmeeinrichtung am Zweibrücker Flughafen? Wilhelm: "Ich gehe davon aus, dass wir am Sonntag gleich belegt werden, ob wir vollbelegt werden, weiß ich nicht." Angesichts der Nachrichtenlage und den nicht abreißenden Flüchtlingsströmen und der Lage in Bayern sei Letzteres nicht auszuschließen. Auch wisse er nicht, ob Flüchtlingsfamilien vom Flughafen in das Hotel übersiedelten. Weil 49 Zimmer zur Verfügung stehen, war die Ex-Herberge vorzugsweise für Familien mit Kindern und Alleinerziehenden im Gespräch. "Das bleibt mein letzter Sachstand", so Wilhelm. Wenn gleich am Sonntag Busse 400 Asylsuchende bringen sollten, könnten sich laut dem ASB-Chef bei der internen Registrierung Warteschlangen an der Rezeption bilden, wo dieser organisatorische Part an drei Arbeitsplätzen abgewickelt wird. "Vielleicht bringen wir die Leute erstmal in den Zimmern unter und registrieren sie später." In jedem Fall erhielten alle Taschen mit Hygienesets, die das Land zur Verfügung gestellt hat.

Und was erwartet die Leute im Hotel? Die Funktionsräume habe der ASB übernommen, sprich: Der Ex-Frühstückssaal dient mit neuen Sitzbänken weiter als Verpflegungsraum, in der Küche wird gekocht, jetzt allerdings mit ASB-Geräten. Aus den Zimmern habe der vormalige Hotelbetreiber Thomas Kölsch alles Mobiliar bis auf die Einbauschränke entfernt und dieses teils verkauft, teils in einer Halle gelagert. "Wir haben die Räume noch mal gereinigt und zusammen mit der Zweibrücker Bundeswehr dort die gleichen Doppelstockbetten wie am Flughafen aufgebaut und mit Kopfkissen und Decken bestückt", schildert Wilhelm. Auf zwei Zimmer entfalle jeweils ein Badezimmer mit Toiletten, die gemeinsam benutzt werden müssten. Zwei kleinere Konferenzräume habe man zweckentfremdet. Diese würden jetzt als Kinderspielzimmer, Aufenthaltsbereiche zum Lesen, Gesprächsräume für die Frauen, einer als Betraum dienen. Auch über eine Kleiderkammer von etwa 20 Quadratmetern - ein Ex Bettwäschelager - verfüge das Hotel. Dank der vorbildlichen Arbeit der Helfer, die "weit über ihre Arbeitszeit hinaus hervorragende Arbeit geleistet haben und noch leisten", lobt Wilhelm, habe man zusammen mit dem Zweibrücker Migrationsbeirat Kleider nach Größe und Geschlecht vorsortiert. Derzeit nehme man keine Spenden mehr an. Denn es gebe ja noch die gespendeten Kleider beim Roten Kreuz. "Dort ist alles überfüllt. Wir haben uns mit dem DRK kurzgeschlossen; wenn unsere Flüchtlinge da sind, werden wir in kleinen Gruppen mit dem Bus zur Ausgabestelle am Flughafen fahren und dort die Kleider verteilen."

Wie am Flughafen auch überwache ein vom Land angeheuerter Sicherheitsdienst die Anlage. Wilhelm: "Das dient zum Schutz der Flüchtlinge und soll verhindern, dass Unbefugte nicht ins Hotel gelangen."

Was bleibt, außer Warten für die ASB-Leute noch zu tun? "Wir sind noch am Aufbau der EDV-Anlagen, damit wir die Ankommenden gleich erfassen können. Im Rahmen der Organisation sind nur noch Kleinarbeiten durchzuführen".

Die in Zweibrücken untergebrachten Flüchtlinge werden inzwischen nicht mehr zur Registrierung nach Trier gefahren, sondern nach Hermeskeil. Das teilt das rheinland-pfälzische Integrationsministerium nach Rücksprache mit der ADD auf Merkur-Anfrage mit. Ob dies dauerhaft so bleibt, oder die Flüchtlinge auch direkt in Zweibrücken registriert werden können, stehe noch nicht fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort