Der Ambulante Hospiz- und Palliativdienst Zweibrücken wird 20 Jahre alt „Das sind Schicksale, keine Zahlen“

Zweibrücken · Der Ambulante Hospiz- und Palliativdienst Südwestpfalz feiert sein Jubiläum passend mit 20 ganz unterschiedlichen Veranstaltungen. Auch Trauernde können Begleitung auf ganz neue Art erfahren. So gerät der Rückblick auf 20 Jahre erfolgreiche Trauer- und Sterbebegleitung von rund 200 Menschen pro Jahr zu einem neuen Unterstützungsangebot.

 Jeden Monat treffen sich die Teams der ehrenamtlichen Trauerbegleiter zu einer „Dienstbesprechung“ mit Koordinatorin Anita Stuppy (vorne links).

Jeden Monat treffen sich die Teams der ehrenamtlichen Trauerbegleiter zu einer „Dienstbesprechung“ mit Koordinatorin Anita Stuppy (vorne links).

Foto: Cordula von Waldow

„Wir haben ja heute volles Haus“, freute sich Anita Stuppy. Die Geschäftsführerin des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes Südwestpfalz (AHPB) begrüßte die 13 ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleiter in den liebevoll dekorierten Räumen in der Zweibrücker Poststraße zum Monatstreffen. Die engagierte Sozialeinrichtung unter Trägerschaft der Diakonissen in Speyer feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen mit 20 zum Teil neuen und außergewöhnlichen Veranstaltungen.

Bereits Anfang der 1990 Jahre begannen auf Anregung der Kirchen kleine Gruppen engagierter Ehrenamtler damit, todkranke und sterbende Menschen liebevoll auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten und die Angehörigen zu entlasten. In Zweibrücken, Pirmasens und St. Ingbert arbeiteten sie eng mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zusammen. Als 1996 der Vorstand der AOK Rheinland-Pfalz jedem Träger zusagte, 40 Prozent der Personalkosten für eine hauptamtliche Geschäftsführung zu übernehmen, wurde unter Leitung der Pfarrerin Maraile Sander der AHPB Südwestpfalz gegründet, die Pirmasenserin Anita Stuppy als Hospiz-Fachkraft in Speyer eingestellt. Die Kosten teilten sich die Landeskirche und der ehemalige Landesverein Innere Mission (2019 fusioniert mit den Diakonissen Speyer).

Heute arbeiten fünf hauptamtliche Kräfte sowie eine Bürokraft im AHPB. Vom fünften Stock des ehemaligen evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken zog der AHPB in die wunderschönen Räume in der ehemaligen Zweibrücker Hauptpost um. 2009 kam durch die Überlassung eines Hauses in Rodalben ein weiteres Büro mit Schulungsräumen hinzu. So können jetzt an zwei Standorten Schulungen für ehrenamtliche Mitarbeiter gehalten und Beratungsgespräche mit Angehörigen geführt werden.

Regelmäßig laden gemeinsame Veranstaltungen wie Trauerfrühstücke oder interessante Filmabende betroffene Familien wie auch andere Interessierte aus dem gesamten Landkreis Südwestpfalz und der Saarpfalz zur Gemeinsamkeit ein.

Einzigartig in Zweibrücken ist die angegliederte Bücherstube mit wohltuender Fach- und Mutmach-Literatur sowie sorgsam ausgewählten Trauer- und Freude-Karten.

Für die Schwerstkranken ist die haupt- und ehrenamtliche Begleitung kostenfrei, unabhängig von der Kassen- oder Glaubenszugehörigkeit. Das Team von rund 50 geschulten, ehrenamtlichen Kräften hat allein im vergangenen Jahr 210 Menschen begleitet. 166 von ihnen sind verstorben. Waren es in der Anfangszeit noch keine 50 Menschen, nehmen mittlerweile mehr als 200 jährlich das Hilfsangebot an.

„Das sind Schicksale, keine Zahlen“, erinnert Anita Stuppy. Sie beschreibt: „So individuell die Situation schwerstkranker Menschen, ihrer Angehörigen und Freunde ist, so individuell gestaltet sich die psychosoziale Begleitung der Zuwendung und Fürsorge.“

„Man gibt viel, aber man bekommt so viel zurück“, sind sich die ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter einig. Im mittleren Alter und darüber hinaus, verfügen sie selbst über viele Jahre Lebenserfahrung. Sie werden in Seminaren und Fortbildungen gezielt auf ihren Dienst vorbereitet und durch Supervisionsgespräche regelmäßig unterstützt.

Bei dem jährlichen Grund-Seminar, das offen ist für alle Interessierten, wird im geschützten Raum über Tod und Sterben reflektiert. Das Aufbauseminar inklusive begleitetem Praktikum befähigt die Ehrenamtlichen, jeder Situation während ihrer Begleitung innerlich stabil zu begegnen. Das Team freut sich über jede Verstärkung.

Die nächsten Termine: Für den Festgottesdienst wird ein neuer Termin im Jahresverlauf gesucht; 21. März und 26. September, 14 bis circa 16 Uhr, kostenfrei: Lebens-Weg-Trauer- Raus-geh-Angebot mit Gleichgesinnten, Treffpunkt AHPB, Hauptstraße 135, Rodalben; 30. März, 19 Uhr: Besinnungsabend „Wenn du glaubst, es geht nicht mehr“, Städtisches Krankenhaus Pirmasens; 24. April 16 bis 20.30 Uhr: „Letzte-Hilfe-Kurs“, AHPB Zweibrücken; 26. April, 18 Uhr, Versöhnungskirche Zweibrücken: Benefizkonzert mit dem Himmelsberg-Chörchen; 9. Mai, 10 bis 17 Uhr, Geistliches Zentrum Maria-Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben, 35 Euro: „Schritte ins Leben wagen“: Trauerbewältigung in Musik, Körperarbeit, kreativem Gestalten; 23. Mai, 11 bis 16 Uhr: Tag der Offenen Tür und Wünschewagen, AHPB Zweibrücken.

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