CDU schickt Evelyne Cleemann ins Rennen

Zweibrücken. Die CDU Zweibrücken nominiert bei einem Parteitag am 21. Juni Evelyne Cleemann als Oberbürgermeister-Kandidatin. Dies haben der Kreisvorstand und die Stadtratsfraktion bei ihrer Sitzung am Montagabend einstimmig vorgeschlagen, informierte der Zweibrücker CDU-Vorsitzende Michael Wöhler gestern bei einer Pressekonferenz

 Cleemann will das Wir-Gefühl in Zweibrücken erhöhen. Foto: voj

Cleemann will das Wir-Gefühl in Zweibrücken erhöhen. Foto: voj

Zweibrücken. Die CDU Zweibrücken nominiert bei einem Parteitag am 21. Juni Evelyne Cleemann als Oberbürgermeister-Kandidatin. Dies haben der Kreisvorstand und die Stadtratsfraktion bei ihrer Sitzung am Montagabend einstimmig vorgeschlagen, informierte der Zweibrücker CDU-Vorsitzende Michael Wöhler gestern bei einer Pressekonferenz.Die 54-jährige stellvertretende Ratsfraktionschefin sieht sich nicht als Zählkandidatin gegen Amtsinhaber Helmut Reichling (siehe Hintergrund) und den SPD-Bewerber, Verbandsbürgermeister Kurt Pirmann: "Ich will gewinnen."

Die Spielwaren-Einzelhändlerin zählt auf, warum sie sich durchaus Chancen ausrechnet: "Ich habe einen gewissen Bekanntheitsgrad, bin kein Visionär, sondern Realist, der mit beiden Füßen auf dem Boden steht, kann Leute für das begeistern, wo ich dahinter stehe, bin sehr teamfähig - das hilft dabei, das Wir-Gefühl in Zweibrücken wieder zu stärken, gemeinsam Dinge zu entscheiden und dann durchzuziehen."

Dieses Wir-Gefühl wolle sie auch in der Stadtverwaltung wiederherstellen: "Die Mitarbeiter sind zurzeit verunsichert, werden untereinander ausgebremst." Es sei Zeit für einen Wechsel an der Stadtspitze: "Acht Jahre Stillstand sind genug. Wir haben sehr viel Zeit verloren, müssen dringend an Zweibrücken arbeiten. Die Nachbarstädte rüsten auf - doch bei uns wird viel lamentiert und es stagniert: Beispiel Rosengarten-Eingang und Fußgängerzone, das hat mich wütend gemacht." Wobei sie als Oberbürgermeisterin natürlich auch "ganz andere Aufgaben als die Innenstadt hätte, die mir sehr am Herzen liegt".

So sei "sehr wichtig, Kontakte mit den großen Firmen zu pflegen - deren Geschäftsführer und Inhaber sind sehr offen, wenn sie ernst genommen werden." Oder der Flughafen: "Da wird es durch die neue Koalition in Mainz ganz spannend. Wir müssen aufpassen, dass Zweibrücken nicht von Saarbrücken geschluckt wird - aber eine vernünftige Kooperation wäre für beide sehr sinnvoll." Außerdem müsse die Stadt angesichts ihres Schuldenbergs endlich ernsthaft parteiübergreifend nach Sparmöglichkeiten suchen, "aber ohne Zweibrücken totzusparen". In Bürgerversammlungen solle auch besprochen werden, wo Einschnitte am ehesten akzeptiert würden.

Auch CDU-Chef Wöhler sieht gute Chancen, dass Cleemann bei den Wählern ankommt: "Sie ist eine gestandene Frau, lange in Zweibrücken engagiert, seit 1999 im Stadtrat, eine erfolgreiche Mittelständlerin und Arbeitgeberin. Sie hat Humor, Herz und klaren Verstand."

Gefragt nach ihren Chancen, auch außerhalb der CDU-Kernwählerschaft zu punkten, verweist Evelyne Cleemann auch auf ihre "Lebenserfahrung von ganz unten bis ganz oben - ich verstehe die Nöte der Bürger, auch wenn sie nicht aus einer gehobenen Schicht kommen". So habe sich schon als Kind "als uneheliches Kind in einem katholischen Umfeld von klein auf gelernt zu kämpfen".

Geboren wurde Cleemann am 29.11.1956 in Trier, wuchs in Weiskirchen und Zweibrücken auf. Nach Hauptschulabschluss und Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau bei Passage Schreiner in Zweibrücken wurde sie gleich Filialleiterin in Pirmasens. 1985 machte sie sich mit ihrem Mann in Zweibrücken mit einem Spielwarengeschäft selbständig. Heute führt sie Läden am Hallplatz und im Neunkircher Saarpark-Center. Cleemann ist Aufsichtsrätin des Händlerverbands "Idee + Spiel". Von 1993 bis 2002 führte sie die Werbegemeinschaft Zweibrücken.

"Wir haben eine Kandidatin, die auch reden kann, aber im Machen noch besser ist."

CDU-Chef Michael Wöhler über Cleemann und Reichling

Meinung

Für Reichling

wird es noch enger

Von Merkur-RedakteurLutz Fröhlich

Die CDU hat mit Evelyne Cleemann einen Überraschungscoup gelandet. Zwar reden die Christdemokraten sich selbst Mut zu, wenn sie von einer echten Siegchance bei der Oberbürgermeister-Wahl sprechen. Denn das wird schwer gegen die politischen Schwergewichte Reichling und Pirmann. Doch das Zehn-Prozent-Ergebnis von der OB-Wahl 2003 kann die CDU mit Cleemann sicher toppen: Sie ist bekannt und beliebt, wie ihre vielen Personenstimmen bei drei Ratswahlen zeigen. Und manche Bürger, nicht nur Bürgerinnen, freuen sich wohl auch, wenn nicht nur zwei Alpha-Tiere kandidieren, sondern endlich auch mal eine große Partei eine Frau zur Wahl in Zweibrücken stellt. Wildern dürfte Cleemann allerdings eher bei schwankenden Reichling- als Pirmann-Anhängern: Wenn zwei CDU-Mitglieder um Stimmen konkurrieren, könnte der Sozialdemokrat am Ende der lachende Dritte sein. Wobei die CDU bei einer Stichwahl dann immerhin in der Rolle des Königsmachers wäre. Was Reichling nicht gefallen dürfte - macht die CDU doch kein Geheimnis daraus, dass sie Pirmann besser findet.

Hintergrund

Helmut Reichling ist zwar CDU-Mitglied, wurde aber als parteiunabhängiger Oberbürgermeister gewählt. Die CDU hat diesmal bei ihrer Kandidatensuche laut Michael Wöhler zwar mehrere Namen erwogen, "darunter auch mal Reichling, aber das fand niemand eine gute Idee". Reichling habe sich 2003 "entschieden, gegen die CDU zu kandidieren - es gibt keinen Grund, so zu tun, als sei er ein CDU-OB". Wöhler über Evelyne Cleemann: "Wir haben eine Kandidatin, die auch reden kann, aber im Machen noch besser ist." lf

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