Moment mal

Reichling hatte das ausgedrückt, was alle dachten Moment mal Zwischen Angst und Sorge oder: Mitjeder Meldung kommt die Erinnerung Liebe Leserinnen, Liebe Leser, es ist jedes Mal dasselbe: Wann immer eine dieser schrecklichen Meldungen von verwundeten oder getöteten Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan über die

Reichling hatte das ausgedrückt, was alle dachten

Moment mal

Zwischen Angst und Sorge oder: Mit

jeder Meldung kommt die Erinnerung

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

es ist jedes Mal dasselbe: Wann immer eine dieser schrecklichen Meldungen von verwundeten oder getöteten Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan über die Ticker der Nachrichtenagenturen läuft, hält man (nicht nur als Journalist) inne. Am Wochenende, als ich die Meldung bei der Autofahrt aus dem Radio gehört habe, dass bei einem verabscheuenswürdigen Selbstmordattentat der Taliban in Talokan zwei deutsche Soldaten ums Leben gekommen sind und fünf weitere verletzt wurden, war dieses bedrückende Gefühl wieder da. Am Abend dann die schrecklichen Bilder dieses menschenverachtenden Anschlags in der Tagesschau. Und für eine kurze Sequenz sogar Oberstleutnant Andreas Steinhaus in einem anderen Filmausschnitt. Ja, wenn ich mich nicht ganz getäuscht haben soll, dann war es der Chef der Zweibrücker Fallschirmjäger, der da mit gesenktem Kopf und Trauerflor hinter dem Sarg eines anderen erst zur Wochenmitte getöteten Soldaten schritt. Gott sei Dank, keiner aus Zweibrücken! Ebenso wenig wie die beiden Gefallenen vom Wochenende.

Noch bis Ende Juni/Anfang Juli ist Steinhaus mit gut 400 Soldaten aus der Niederauerbach-Kaserne im Afghanistan-Einsatz. Bis dahin bangen wir mit jeder neuen Meldung, die kommt. Und bis dahin habe zumindest ich auch die Bilder vom Verabschiedungsappell noch vor Augen. Die Erinnerungen an jenen bitterkalten Novembermorgen (es war Freitag, der 26. November, und den Zivilisten war in der Einladung wetterfeste Kleidung anempfohlen worden), als die Soldaten des Ausbildungs- und Schutzbataillons Kunduz 2011 auf dem kargen Geviert des Exerzierplatzes in der Kaserne verabschiedet wurden.

Anita Schäfer, Bundestagsabgeordnete der CDU und Mitglied im Verteidigungsausschuss, hatte zu den Soldaten gesprochen. Und Helmut Reichling, Oberbürgermeister der Stadt Zweibrücken. Er hatte in seiner aufwühlenden sehr emotionalen Rede das ausgedrückt, was alle dachten, die der Zeremonie in klirrender Kälte und angesichts der Brisanz und der Gefahr des Auftrages, einen würdigen äußeren Rahmen verliehen. Reichling schloss seine Rede mit der Hoffnung, dass er darauf baut, alle, die er an diesem Novembermorgen verabschiedet, beim Stadtfest gesund wiederzusehen. Das Stadtfest ist Ende Juli. Und bis dahin erschrecken wir mit jeder neuen Meldung, die aus Afghanistan kommt.

Und jede dieser Meldungen verändert so vieles in uns.

Michael Klein Chefredakteur

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