Richter lernen zu besänftigen

Zweibrücken. Mit einem ersten Seminar wurden in den vergangenen Tagen die Richter des Landgerichtes Zweibrücken auf mögliche Konfliktsituationen während ihrer Arbeit sensibilisiert. Es handelte sich dabei um eine anspruchsvolle Ausbildung, bei der Kommunikation und Deeskalation im Vordergrund standen

 Das Landgericht in Zweibrücken will sich gegen mögliche Übergriffe wappnen. Ein Seminar in Deeskalation soll dabei helfen. Foto: eck

Das Landgericht in Zweibrücken will sich gegen mögliche Übergriffe wappnen. Ein Seminar in Deeskalation soll dabei helfen. Foto: eck

Zweibrücken. Mit einem ersten Seminar wurden in den vergangenen Tagen die Richter des Landgerichtes Zweibrücken auf mögliche Konfliktsituationen während ihrer Arbeit sensibilisiert. Es handelte sich dabei um eine anspruchsvolle Ausbildung, bei der Kommunikation und Deeskalation im Vordergrund standen. "Nach mehreren Vorfällen wird immer heftiger über die Gefahren in den deutschen Gerichten diskutiert", sagt Landgerichts-Präsident Harald Jenet in einem Gespräch mit dem Merkur.So wurde die Sicherheit schon verbessert. Erste sporadische Einlasskontrollen in der Rosenstadt gibt es bereits seit Herbst 2009, nach der Ermordung einer Zeugin in einer Verhandlung vor dem Landgericht Dresden. Am Eingang des Landgerichtes musste bei diesen Kontrollen eine Sicherheits-Schleuse mit Metalldetektor passiert werden, wie sie sonst nur im Abflugbereich der Flughäfen zu finden ist. In einem Fall wurden die Wachtmeister des Landgerichts sogar fündig. Sie stellten ein Messer und einen Totschläger sicher (wir berichteten). "Auch wenn der Betroffene damit niemanden angreifen wollte, stellten die Waffen doch eine Gefahr dar", erklärt Jenet.

In Rheinland-Pfalz bietet die Arbeitsgruppe "Sicherheit" nun den Gerichten und Staatsanwaltschaften im Land zu dieser Thematik Seminare an. "Es geht zuerst darum, die Situation zu erkennen", so der Landgerichts-Präsident. Besonders wichtig sei dies vor allem für die Betreuungsrichter, die für die Vernehmung der Betroffenen, diese zu Hause aufsuchen müssen. Dort könne eine extreme Stresssituation entstehen, bei der die Hilfe eines Wachtmeisters benötigt wird. "Wir müssen aufgrund der Aktenlage entscheiden können, ob wir eine zusätzliche Person zu dem Termin mitnehmen", berichtet Jenet aus dem Seminar. Aber auch während der Verhandlungen könnten Konflikte entstehen. Hier gebe es psychologische Möglichkeiten: "Es geht laut der Strategie danach, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Vor allem muss man das Heft in der Hand behalten." Das bedeute: eine klare Ansprache und mit der entsprechenden Gestik in Richtung des Angreifers zeigen.

Die Richter probten das Gelernte während der Ausbildung auch in Form eines Rollenspiels. "Trotz der ganzen Sicherheitsvorkehrungen - ein Restrisiko bleibt", macht der Behördenleiter deutlich, dass ein Komplettschutz nicht möglich sei. Als Teil des Rechtsstaats müsse auch weiter für ein "offenes Gericht" gesorgt werden.

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