Winterdienst Anwohner verärgert über Mangel an Streugut

Zweibrücken · Die Anwohner der Ecke Schäfer-/Seelstraße müssen aktuell privates Streumaterial für die öffentliche Straße aufwenden, nachdem der UBZ 80 Salzcontainer, darunter auch den dortigen, abgebaut hat. Der Schritt sei unvermeidbar gewesen, weil Bürger das Salz illegalerweise für den Eigenbedarf abgefüllt hätten, so UBZ-Chef Werner Boßlet. Doch auch Hilfe ist in Sicht.

 Die Kreuzung Schäfer-/Seelstraße am Rande von Ixheim.

Die Kreuzung Schäfer-/Seelstraße am Rande von Ixheim.

Foto: Jan Althoff

Weil die einen das öffentliche Streusalz illegal abgreifen und damit ihre Gehwege gestreut haben, müssen jetzt die anderen mit privatem Streugut öffentliche Straßen befahrbar halten.  Diese kuriose Situation stellt sich aktuell in Ixheim an der Ecke Schäfer-/Seelstraße dar. Anwohnerin Doris Wittenmaier ist beim Besuch in der Merkur-Redaktion stinksauer. Bis zum Sommer habe dort etwa 25 Jahre lang ein Container mit Streusalz gestanden. Auf den hätten die Anwohner häufig zurückgreifen müssen, wenn die in der Mündung abschüssige Straße wegen Schnee oder Eis wieder mal unpassierbar gewesen sei. Denn einen Winterdienst durch den Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) gebe es dort nur in Ausnahmefällen, etwa bei einem Eisregen vor vier oder fünf Jahren. Und damals nur deshalb, weil auch die Müllabfuhr zu dem Zeitpunkt in die Straße musste, vermutet Wittenmaier.

Mit dem ihnen, wie sie annahmen, vom UBZ überlassenen Salz hätten die Anwohner daher selbst die öffentliche Straße bestreut. Beschwert hätten sie sich über die Situation an öffentlichen Stellen nie, weil immer ein Anwohner die Steigung habe überwinden („zur Not auf Strümpfen“ sagt Wittenmaier) und die Straße freimachen können. Nicht benutzt hätten sie das öffentliche Salz indes für die Gehwege, erklärt die Anliegerin. Dort sind die Grundstücksbesitzer in der Streupflicht. Doch dann habe sich im Sommer das Auto des Nachbarssohns selbständig gemacht, sei gegen den Container geknallt und habe ihn zerstört. Der UBZ rückte an, nahm den Behälter mit, brachte aber keinen Neuen. Das sei in den vergangenen Tagen nach dem ersten Schnee so richtig dramatisch aufgefallen. Da hätten die Anwohner privates Streugut kaufen und damit die Straße freimachen müssen.

Ein Nachbar habe beim Umweltbetrieb nachgehakt und die Auskunft erhalten, dass die Stadt sparen müsse und an der Stelle auch keinen Salzcontainer mehr platzieren werde. Auch der Behälter an der Kirchbergstraße sei seit wenigen Wochen verschwunden, beschreibt Wittenmaier. „Wir möchten nicht dass es heißt, wir wollen die Straße geräumt kriegen. Wir wollen aber die Voraussetzungen, dass wir das selbst machen können!“.

Der UBZ erklärt auf Merkur-Anfrage, dass für ihn an besagter Stelle keine Streupflicht bestehe. Zwar sei die Ecke dort gefährlich, doch es müsse gleichzeitig ein sehr hohes Verkehrsaufkommen gegeben sein (im Fachjargon: eine „verkehrswichtige Straße“ betroffen sein), ehe für die Kommune eine Winterdienstpflicht erwachse. Das sei dort nicht der Fall. Dennoch will der UBZ schnell abhelfen. Der für den Betriebshof zuständige Abteilungsleiter Steffen Mannschatz erläutert, dass man an der Ecke Schäfer-/Seelstraße wohl schon morgen einen erneuten Container platzieren werden. Man habe die Situation der Anwohner nach deren Rückfragen registriert. Gefüllt werde dieser aber nur noch mit Granulat.  So gesehen stimmte die vom Nachbarn überbrachte UBZ-Aussage exakt. Und auch die zweite. Es sind nämlich auch Spargründe, die den UBZ umtreiben. Er spart künftig rund 1420 Euro Materialkosten pro Jahr, weil er die über 80 Salzcontainer in der Stadt im Jahresverlauf abgebaut hat. 20 Tonnen Salz wie bisher hätten rund 1500 Euro gekostet, das Granulat künftig nur 80.

Hintergrund: Die Leute hätten „so extrem, wie ich es noch nicht erlebt habe“, Salz aus den Container entnommen, erklärt UBZ-Chef Werner Boßlet. „Nicht überall“, aber an vielen Standorten. Hätten seine Mitarbeiter die Container etwa freitags frisch befüllt, seien Bürger bereits am Wochenende vorgefahren und hätten sich gleich eimerweise Salz abgefüllt, gibt Boßlet Erfahrungsberichte seiner Mitarbeiter vor Ort wieder. Auch wenn gar kein Schnee gelegen habe. „Die haben sich das Auto vollgeladen. Es kann nicht sein, dass die Allgemeinheit Salz bezahlt, das privat entnommen wird.“ Und die Leute streuten damit ja keine Straßen, sondern ihre Gehwege, vermutet der UBZ-Chef. Man habe dies eine Weile geduldet und die Container wieder befüllt, doch jetzt habe sich das Modell endgültig als nicht praxistauglich erwiesen. Weil auch das Absperren der Container keine Option gewesen sei (manch einer benutzte sie laut Boßlet als Mülleimer), habe man sich für den Umstieg von vielen Salzcontainern auf wenige Splitbehälter entschieden. Dass man auf das Granulat umstelle, habe auch mit den schädlichen Effekten von Salz auf den Untergrund und für die Umwelt zu tun. Privatleute dürften ohnehin Salz nur in Ausnahmefällen wie bei Blitzeis aufbringen, erinnert Boßlet. Der UBZ als kommunaler Aufgabenträger dürfe das hingegen immer, weil er sonst den Winterdienst nicht bewältigen könne.

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