Neben Fashion Outlet Elektro-Kartbahn kurz vor Baubeginn

Zweibrücken · „Karthaus“-Betreiber will nächsten Sommer eröffnen. Die Freizeit-Säule am Flugplatzgelände wird damit gestärkt.

 Besonders bei jungen Leuten sind Kartbahnen vielerorts schon heute ein Renner. E-Karts sind in der Region aber noch eine Marktlücke.

Besonders bei jungen Leuten sind Kartbahnen vielerorts schon heute ein Renner. E-Karts sind in der Region aber noch eine Marktlücke.

Foto: picture alliance / dpa/Arne Dedert

Beim „Vier-Säulen-Modell“ für die Entwicklung des ehemaligen Zweibrücker US-Airportgeländes war die Freizeit-Säule jahrelang das Sorgenkind. Jetzt wird sie mit einem größeren Projekt weiter stabilisiert: Der Zweibrücker Antonio Cipolla baut eine Kartbahn-Halle.

Erste Pläne dafür sind zwar schon seit Anfang des Jahres bekannt (wir berichteten). Jetzt aber wird es konkret: Schon „in den nächsten Tagen“ wird Baubeginn sein, berichtet Cipolla auf Merkur-Nachfrage. Das genaue Datum sei witterungsabhängig. Die Stadt habe den Bauantrag bewilligt. Verschickt sind schon die Einladungen zum symbolischen ersten Spatenstich. Standort wird die Barriestraße 5, neben Hifinesse und gegenüber dem jüngsten Parkplatz des Fashion Outlets.

Die Eröffnung plant Cipolla für den Sommer 2018 unter dem Namen „Karthaus“, unter dem gleichen Namen hat der gebürtige Saarbrücker eine GmbH gegründet.

Besonderheit dieser mit 3000 Quadratmeter durchschnittlich großen Indoor-Kartbahn: Die Karts werden nicht mit Benzin, sondern elektrisch angetrieben. Das ist bislang eine Marktlücke in der Pfalz-Saar-Region: „Die nächste Elektro-Kartbahn ist in Karlsruhe“, sagt Cipolla. Er spricht von einem „grünen Projekt“. Kart-Fans, in deren Ohren der Benzinmotor-Lärm Musik ist, könnten zwar „im ersten Moment etwas abwartend“ auf die Idee reagieren, in ein E-Kart zu steigen – „aber bei der ersten Fahrt wird man eines Besseren belehrt“, ist der 42-Jährige überzeugt. Denn E-Karts machen zwar weniger Motorlärm, beschleunigen aber schneller als benzingetriebene Karts: „Das ist ein ganz anderes Fahrgefühl.“

23 Kilowatt (31 PS) hat das Rimo-Modell „Sinus iON“ und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 65 km/h, erläutert Cipolla. Er plant mit einer Flotte von zwanzig dieser E-Karts. Die Akku-Kapazität (100 Ah) reiche für eine Stunde Fahrzeit, sodass gleichzeitig immer acht bis zehn Karts auf der Bahn sein könnten, während die übrigen geladen werden.

Die Hauptzielgruppe hat Cipolla klar definiert: „Das Karthaus ist in erster Linie für Freizeitaktivitäten. Natürlich auch für Leute, die mal in Motorsport reinschnuppern wollen, für Racing ist das Karthaus aber nicht geeignet.“ Im Normalbetrieb wird das Mindestalter zwölf Jahre sein, um eine E-Kart-Fahrt zu mieten. Angesichts der Kart-Begeisterung vieler Kinder will Cipolla aber auch „spezielle Zeiten für Kinder ab acht Jahren anbieten, bei denen die Elektromotoren gedrosselt werden“.

Weil die Zielgruppe familiär ist, „passt das Karthaus sehr gut zu den anderen Angeboten der Freizeit-Säule“, verweist Cipolla auf „die Eishalle, die Kinderhalle und die Kletterhalle“. Synergieeffekte erwartet der Zweibrücker auch durch das Outlet-Center: „Unser erster Gedanke bei der Kartbahn-Idee war, dass Männer uns besuchen, wenn ihre Frauen shoppen gehen.“ Wie viele Besucher das Karthaus jährlich anlocken wird, sei „schwer abzuschätzen, aber von den vier Millionen Outlet-Besuchern ein Prozent abzukriegen, wäre super“.

Cipolla macht mit dem Karthaus sein Hobby zum Beruf: „Ich bin selbst leidenschaftlicher Kart-Fahrer, seit bestimmt dreißig Jahren.“ Neben ihm werden vier weitere Personen im Karthaus arbeiten.

Von einer „sinnvollen Ergänzung der Freizeitangebote, die sich am Flugplatzgelände etabliert haben“, spricht der städtische Kultur- und Verkehrsamtsleiter Thilo Huble. „Etwas schade“, sei zwar, dass auch diese neue Attraktion nicht in Innenstadt-Nähe kommt, „aber die Standort-Wahl ist natürlich nachvollziehbar, und letztlich kommt das auch der ganzen Stadt zugute, wenn durch die Kartbahn mehr Tagestouristen nach Zweibrücken kommen“. Erfreulich sei auch, „dass sich dort oben Freizeit-Angebote mit Schwerpunkt für ein junges Zielpublikum entwickeln“, denn der Rosengarten als Haupt-Magnet in der Stadt für Tagestouristen habe „ja traditionell etwas ältere Besucher“. Bei einem Gespräch habe er Cipolla auch „Unterstützung der Stadt angeboten, wo immer das möglich ist“, Huble könnte sich „beispielsweise einen Info-Point mit einem Kart beim Stadtfest vorstellen“.

Lange war die noch aus Militär-Zeiten stammende Eishalle das einzige Standbein der Freizeit-Säule am Flugplatzgelände. Diese wurde – nach einigen nie realisierten anderen Visionen und Projekten wie einer Skihalle – erst 2003 um ein zweites Angebot ergänzt, das Kletterzentrum „Camp4“ in der Pariser Straße. Weitere sieben Jahre vergingen bis zur Eröffnung des dritten Angebots, dem Spielpark „World of Fun“, unter dessen unternehmerischem Dach auch die Eishalle direkt nebenan betrieben wird. 2016 eröffnete in der Pariser Straße die ACH-Eventhalle, in der unter anderem Konzerte veranstaltet werden.

„World of Fun“-Geschäftsführer Heiko Doll ist mit seiner Geschäftsentwicklung zufrieden. 2010 hatte er vom Traum gesprochen, jährlich 180 000 Besucher anzulocken – diese Hoffnung wurde in den letzten Jahren mit „180 000 bis 200 000 Besuchern“ sogar leicht übertroffen. Allerdings nicht, weil viele Outlet-Kunden einen Abstecher in die World of Fun machen: „Das sind weit weniger als erwartet.“ Aber öfters seien Center-Mitarbeiter unter den Kunden.

Auch das „Camp4“ sieht zwar Synergieffekte mit dem Outlet – aber weniger, weil Kunden nach dem Shoppen spontan noch in das Kletterzentrum führen, sondern „weil das Outlet Zweibrücken bekannt gemacht hat und dadurch  mehr Menschen im Internet auf das Camp4 aufmerksam werden“, sagt dessen Sportlicher Leiter Mathias Conrad, „da gibt es dann Leute aus Darmstadt, Frankfurt oder Saarbrücken, die sehen: Super, da ist noch ein Kletterzentrum in der Nähe des Outlets“. Zuletzt habe man jährlich etwa 50 000 Besucher gehabt: „Das hat sich extrem nach oben entwickelt, weil es immer mehr Interesse am Klettern gibt.“

 Die Kartbahn wird mit solchen Elektrokarts „Rimo Sinus iON“ ausgestattet. Sie erreichen bis zu 65 km/h, für jüngere Kinder sind sie drosselbar.

Die Kartbahn wird mit solchen Elektrokarts „Rimo Sinus iON“ ausgestattet. Sie erreichen bis zu 65 km/h, für jüngere Kinder sind sie drosselbar.

Foto: Rimo

Eventhalle-Betreiber Thorsten Albrecht ist mit der Auslastung im ersten Jahr „sehr zufrieden“, nennt aber keine Zahlen: „Manche Veranstaltungen liefen super, aus anderen lernen wir.“ 2018 werde es auch Events „mit einigen bekannten Größen“ geben, etwa der Hardrock-Band Bonfire, Alice Hoffmann und anderen Comedy-Größen.

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