„Love Letters“ Leidenschaft in vielen Liebesbriefen

Althornbach · Valentinstag einmal anders. Beim Kulturförderverein Althornbach begeisterten Silvia Bervingas und Norbert Pohlmann mit der szenischen Lesung von „Love Letters“.

 Die Geschichte von Melissa (Silvia Berings, links) und Andrew (Norbert Pohlmann, rechts) entfaltet sich in Liebesbriefen.

Die Geschichte von Melissa (Silvia Berings, links) und Andrew (Norbert Pohlmann, rechts) entfaltet sich in Liebesbriefen.

Foto: Susanne Lilischkis

„Liebesbriefe, könnt ihr euch erinnern?“ Mit diesen Worten eröffnete Ute Klein, Ortsbürgermeisterin von Althornbach und Vorsitzende des Kulturfördervereins, die Lesung des Stückes „Love Letters“ von Albert Ramsdell Gurney im Bürgerhaus. Der historische Gewölbekeller war voll besetzt. Kleine Gebäckstücke in Form von Briefen machten die Runde.

In den folgenden zwei Stunden tauchten die Anwesenden in die Geschichte von Andrew und Melissa ein, zwei Kinder aus den besten Kreisen, die sich ein Leben lang Briefe schreiben. Sie ist aus reichem, er aus gutem Haus. Er trifft seine Entscheidungen nach reiflicher Überlegung, sie ist spontan und chaotisch. Er steigt die Karriereleiter hinauf, sie stolpert von einem Loch ins nächste.

Silvia Bervingas und Norbert Pohlmann führten durch zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten und stellten zwei Liebende vor, die sich bis ins kleinste Detail kennen und doch nie zusammenkommen. Der Ton der Briefe wechselte im Laufe des Stücks. Silvia Bervingas zeichnete Melissa als quengeligen Teenager, als exaltiertes junges Mädchen und schließlich als eine gebrochene und vom Leben gezeichnete Frau. Norbert Pohlmann gab Andrew als jungem Mann genau die nötige Portion Verklemmtheit, um ihn in späteren Jahren als ruhigen, etwas langweiligen und grundsoliden Menschen darzustellen.

Der Ton in den Briefen ist leicht und komisch, dann wieder tief ernst und traurig, ironisch und zynisch – dazu immer erfrischend direkt. Die Frage „Willst du mit mir gehen?“, die in den ersten Schreiben gestellt wird, können Andrew und Melissa nie beantworten. Sie gehen ihren Lebensweg zusammen, doch immer getrennt durch die Distanz der Briefe.

Jeder kennt wahrscheinlich Menschen, die einander fürs Leben weder finden noch jemals gänzlich voneinander lassen können. Und so ist das 1988 uraufgeführte Stück immer noch aktuell. Zumindest für jene, die noch handgeschriebene Briefe, Poesiealben und Postkarten kennen. Die sich noch im Haus ein „Telefon legen lassen“, wie es im Stück heißt.

1988, im Aufführungsjahr von „Love Letters“, deutet sich bereits ein Paradigmenwechsel an. „Was ist besser, Brief oder Telefon?“. Über diese Frage werden sich Melissa und Andrew nie einig. Im Zeitalter von Mail und WhatsApp allerdings ist das langsame Briefeschreiben verschwunden. Wer würde heute noch Tage auf eine Antwort warten wollen? Und so war das Stück, das die beiden Schauspieler am Valentinstag in Althornbach aufführten, eine Reminiszenz an vergangene Zeiten. Romantisch, tragisch und sich langsam entfaltend. Nichts für den schnellen Konsum.

Silvia Bervingas und Norbert Pohlmann verkörperten ihre Rollen mit großer Glaubwürdigkeit. Auf die Frage, warum sie sich Grünen-Stadtrat Norbert Pohlmann als Lesepartner ausgesucht hat, antwortete Silvia Bervingas: „Norbert ist mein Freund. Er hat dieses komödiantische Talent und er spricht ein gelassenes Hochdeutsch.“ Auch Pohlmann lobte die Zusammenarbeit: „Wir werden immer besser, weil wir immer besser harmonieren.“

Das Publikum belohnte die gelungene Lesung mit lang anhaltendem Applaus. Den Tag der Liebenden krönte der Kulturförderverein im Anschluss noch mit einer besonderen Aktion. Für einen Aufpreis zum Eintritt konnten sich die Gäste über eine kulinarische Gaumenfreude freuen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort