Gegärte Säue und Sex im Freibad

Zweibrücken. "Nur mit Waffengewalt war ein Zweibrücker dazu zu bewegen, in der Silvesternacht nach Saarbrücken zu fahren." Diesen Satz strich ein Merkur-Redakteur vor einem Jahr nach genauerem Hinsehen dann doch lieber aus dem Manuskript - sonst hätte es nämlich so ausgesehen, als ob das Ziel Saarbrücken furchterregender als die Waffengewalt gewesen wäre

Zweibrücken. "Nur mit Waffengewalt war ein Zweibrücker dazu zu bewegen, in der Silvesternacht nach Saarbrücken zu fahren." Diesen Satz strich ein Merkur-Redakteur vor einem Jahr nach genauerem Hinsehen dann doch lieber aus dem Manuskript - sonst hätte es nämlich so ausgesehen, als ob das Ziel Saarbrücken furchterregender als die Waffengewalt gewesen wäre. Ganz so schlimm ist die saar-pfälzische Feindschaft ja nun doch nicht.Behinderter ZugangNoch gefährlicher als bei dieser (wie sich später herausstellte angeblichen) Entführung schien es voriges Jahr in Rosenkopf zuzugehen: "Sechs neue Baugrundstücke werden erschossen", mailte ein Berichterstatter. Politisch in ruhigeren Gewässern schien es in Limbach zuzugehen - dank "Ortsversteher Frank John". Während in diesen beiden Fällen nur zwei Buchstaben den Sinn verdrehten, waren es bei Verbandsbürgermeister "Kurt Pirmasens", der bekanntlich "Pirmann" heißt, schon ein paar mehr. Und heißt der Hilgardcenter-Investor wirklich "Heinz" Schenk? War bei der Eröffnung der DOZ-Erweiterung wirklich "der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Hendrik Hering"? Zumindest hätte Hering sich über diese Beförderung mehr gefreut als über die Beinahe-Überschrift, die mit den Worten "Minister Hering kündigt" statt "kündigt an" begann . . . Schief gegangen ist ja so einiges beim Ablauf der Fasanerie-Sanierung in Zweibrücken. Trotzdem nicht geglaubt hat der Korrekturleser, dass ein "neuer behinderter Zugang" gebaut wurde - und ihn flugs in einen Behinderten-Zugang umkonstruiert. Die gewollte Aussage gänzlich auf den Kopf stellte ein fehlendes "nicht" in folgendem Satz: "Stabilität, Konsens, Gelassenheit - das sind gerade kennzeichnende Merkmale der heutigen Zweibrücker Kommunalpolitik." Das gleiche Problem gab es im Ausblick eines Handball-Trainers vor dem nächsten Spiel: "Wir wollen uns die tolle Serie von 12:4 Punkten, die wir uns hart erarbeitet haben, kaputt machen lassen." Wobei falsch immer noch besser als ordinär ist: Zum Glück rechtzeitig bemerkt wurde auch, dass sich ein Gardemädchen "in die Analen" ihres Karnevalvereins begeben habe. Stutzig wurde ein Redakteur auch bei "im Freibad Zweibrücken kamen bislang 30 600 Besucher". Ruhe an der AutobahnUnd endete das Hengstbacher Blütenfest wirklich so grauenvoll, dass die Besucher "bis in den Morgengrauen" feierten? Nach einer geschmacklichen Schweinerei klang das Rezept eines renommierten Kochs, Sauerkraut durch "Milchsäuegärung" haltbar zu machen.Wer Anglizismen verwendet, sollte sie auch verstehen: "Homepageseite" jedenfalls ist doppelt gemoppelt. Wie ein schönfärberischer Reisekatalog klang die Beschreibung eines "idyllisch und ruhig gelegenen Hofes, direkt an der Autobahn", und fand deswegen nicht den Weg in den Merkur. Ebenso wenig wie die offensichtlich leicht übertriebene Behauptung, ein Zertifikat werde "in 148 Ländern in Europa anerkannt".

Am RandeNicht immer eine Hilfe ist die Rechtschreib-Hilfe des Computers. So sollte man lieber nicht den zahlreichen Korrekturvorschlägen für das korrekte "Großsteinhausen" folgen wie Großsteinsauser, -mauser, -lauser oder gar -hasser. Und woher soll die Technik wissen, dass nicht "Tier" sich für ein Römerfest rüstet, sondern Trier? Auch schiefe Bilder entdeckt der Mensch immer noch besser als der Computer: Auf die Überschrift "Auf Herz und Nieren geprüft" folgt besser nicht die Unterzeile, ein junger Mann sei "wegen seiner Zahnspange" ausgemustert worden. lf

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