Vereine Erinnerungen an das Leben als Flüchtling

Zweibrücken · Richard Hudlet sprach beim Historischen Verein über die Zeiten, „als wir Flüchtlinge waren“.

 Richard Hudlet hielt beim Historischen Verein in der Kapelle der Karlskirche einen interessanten Vortrag über die Evakuierung seiner Familie im Zweiten Weltkrieg.

Richard Hudlet hielt beim Historischen Verein in der Kapelle der Karlskirche einen interessanten Vortrag über die Evakuierung seiner Familie im Zweiten Weltkrieg.

Foto: Margarete Lehmann

Gut 30 Zuhörer kamen am Donnerstag in den Kapellenraum der Karlskirche zu dem Vortrag von Richard B. Hudlet: „Als wir Flüchtlinge waren“. „Der Begriff Flüchtlinge“, sagte er, „hat einen negativen Einschlag, als habe ein Flüchtling etwas Illegales begangen, als stimme mit ihm etwas nicht“. Daher war bei den Evakuierungen Zweibrückens 1939 und folgenden immer von „Zurückgeführten“ die Rede. „Das hört sich nicht so gefährlich an.“ Zur Vorbereitung der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Franzosen wurde der Bau des Westwalls beschlossen und in die Tat umgesetzt. Über 14 000 Anlagen wurden entlang des Walls gebaut. Hornbach lag nun in der sogenannten roten Zone, also vor dem Westwall in Richtung Maginotlinie. Zweibrücken wurde im Zuge des Westwallbaus evakuiert. „Es war eine gewaltige logistische Aufgabe, rund 30 000 Menschen zu evakuieren.“

Penible Umsetzungspläne waren die Grundlage. „Für die Evakuierten, für uns also, schien es ein einziges Chaos zu sein. Keiner wusste, wohin wir kamen, wohin die anderen kamen.“ Frauen mit ihren Kindern wurden von den Ehemännern getrennt. „So landete mein Vater mit einem Pferdefuhrwerk nach 40 Tagen in der Nähe von Kulmbach. Irgendwie auf Umwegen erfuhr er unseren Aufenthaltsort, es gab ja kein Telefon, keine digitalen Medien. Meine Mutter und ich, wir waren irgendwo in Sachsen-Anhalt untergekommen. Wir waren nicht unbedingt willkommen“, berichtete er. Auch sprachlich lief nicht alles so glatt.

Die Schwester von Richard Hudlet war schwerbehindert. Sie kam in ein Krankenhaus, dann in eine Spezialklinik. „Wenig später erreichte uns die Nachricht, dass meine Schwester infolge einer Lungenentzündung plötzlich verstorben sei.“ Es waren schwere, sehr schwere Zeiten.

So führt der Vortrag in großen Schritten weiter durch die Kriegs- und Nachkriegszeiten. Einige Zuschauer stellten Fragen wie „Lässt sich heute noch feststellen, wohin genau wer evakuiert wurde? „Erstaunlicherweise hat die Post in allem Wirrwarr eigentlich immer ganz gut funktioniert“, sagt jemand.

Der Vortrag führte weit in die Vergangenheit zurück, nicht aber so weit, dass nicht noch Zeitzeugen lebten. Vergangenheit wurde wieder lebendig.

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