Schritt für Schritt ging der Weg in den vergangenen Jahren nach oben für Jasmin Külbs. Mit Silber bei der EM feierte die Judoka des JC Zweibrücken nach zahlreichen Podestplätzen bei Grand-Prix' und Grand-Slams Ende Juni ihren bislang größten Erfolg. Nachdem sie 2014 Bronze bei der Weltmeisterschaft in Russland knapp verpasste, will die 23-Jährige das nun in Kasachstan nachholen.

"Ich will dieses Mal auf jeden Fall eine Medaille", formuliert die gebürtige Böhl-Iggelheimerin ihr Ziel für die Wettkämpfe Ende August in Astana ganz klar. Dieses Selbstbewusstsein hat Külbs nach ihrer Schulter OP im September gleich nach der letzten WM über das gesamte Jahr gesammelt. Nicht zuletzt mit EM-Silber, womit sie zunächst etwas haderte, aufgrund der großen Möglichkeit den Schritt nach ganz oben zu schaffen. "Jetzt, wo noch einmal etwas Zeit verstrichen ist, habe ich den Erfolg aber realisiert", sagt Jasmin Külbs. "EM ist nicht jeden Tag, das war schon etwas Besonderes." Eine WM erst recht.

"Klar ist die noch mal ein anderes Kaliber." Die Kämpferinnen, die vorne mitmischen seien aber bei den internationalen Meisterschaften meist die gleichen. "Da zähle auch ich dazu", betont die Schwergewichtlerin, die sich von Jahr zu Jahr hat steigern können. "Ich habe viele Erfahrungen gesammelt." Das sei wichtig für die Kämpfe. Dabei gehöre auch dazu, "dass man nicht nach jedem Wettkampf glücklich mit einem Lachen im Gesicht und einer Medaille um den Hals nach Hause fährt". Es sei in diesem Sport normal, nicht durchgehend voll da sein zu können. Aber immer konstanter habe die Pfälzerin ihre Leistung gebracht. "Daher bin ich nun hoch motiviert und guter Dinge für die anstehende WM."

Im Hinterkopf schwirrt bei dieser Meisterschaft auch schon Olympia 2016 in Rio herum. Für die Qualifikation müssen die Judoka im vorolympischen Jahr Punkte sammeln. "Daher rechnet man im Vorhinein schon." Aber je näher die WM rücke, umso mehr richte sich der Fokus auf diesen einen Wettkampf. "Es ist schließlich der Höhepunkt im Jahr, auf den man hingearbeitet hat", erklärt Jasmin Külbs. So richtig abschätzen könnten die Kämpfer ihre Olympiachance erst, wenn die WM und zahlreiche folgende Wettkämpfe vorbei sind. Im April schließt die Quali-Bestenliste für Rio. "Die zählt am Ende, nicht die Weltrangliste. Wenn ich in dieser Liste Ende April unter den ersten 14 bin, bin ich bei Olympia dabei." Es sei denn, auch Schwergewichts-Konkurrentin Franziska Konitz zähle hier ebenfalls dazu. Denn zu den Olympischen Spielen darf nur eine Athletin des Verbands in der jeweiligen Gewichtsklasse fahren. Sollten in einer zwei Athleten vertreten sein, "muss der Verband entscheiden, wem er mehr zutraut". Konitz hatte in Külbs Verletzungspause schon einige Punkte sammeln könne. Bei der EM und den letzten Grand-Slams hatte die Zweibrücker Kämpferin Vorteile. "Aber es kann noch viel passieren. Daher ist es wichtig, das Beste zu geben in Astana - hoffentlich mit einem guten Ende und einer Medaille", sagt die 23-Jährige, die bei der WM eine von 18 deutschen Startern ist, lachend.

Trotz des Punktesammelns stünde nach Astana, wo Külbs am 29. August im Einzel auf die Matte geht, am 30. mit der Mannschaft, erstmal für zwei Wochen Urlaub an. "Da können kleine Wehwehchen, die im Laufe des Jahres aufgetreten sind, auskuriert werden." Die Schulter mache nach der OP aber keine Probleme mehr. Es ziepe mal, aber das Wichtigste ist: "Ich fühle mich sicher." Nach der kurzen Pause stehe Ende September ein Grand-Prix in Usbekistan an, bei dem ein Start von Külbs noch unsicher ist. Im Oktober in Paris will die 23-Jährige dann auf jeden Fall aber wieder angreifen - mit Blick auf die Punkte für die Olympischen Spiele.

Bei der Weltmeisterschaft in Astana wird Jasmin Külbs erst in der zweiten Runde in den Wettkampf eingreifen. Dann bekommt es die 23-Jährige mit Saneayim Erkinbaeva zu tun. Die Usbekin belegt in der Weltrangliste Rang 62, Külbs ist aktuell Neunte.