Heiße Eisen im olympischen Feuer

Die Fackel brennt, die heiße Phase beginnt. In 100 Tagen starten in Rio de Janeiro (Brasilien) die Olympischen Sommerspiele. Während in der Metropole selbst die Euphorie um eines der größten Sportereignisse der Welt bei allen Diskussionen über Sicherheit, noch nicht fertige Sportstätten und den vergangene Woche eingebrochenen Küsten-Radweg noch gedämpft sein dürfte, fiebern zahlreiche Sportler ihrem großen Traum entgegen, einmal bei dem Großereignis dabei sein zu dürfen. Darunter einige Zweibrücker. Denn die Sportstadt könnte in diesem Jahr gleich mehrere heiße Eisen im olympischen Feuer, das in der vergangenen Woche seine Reise per Fackel von Griechenland nach Brasilien angetreten hat, haben.

Während sich für die einen die Qualifikationsphase bereits dem Ende zuneigt, wie etwa bei Judoka Jasmin Külbs, stehen die Norm-Wettkämpfe, etwa bei den Leichtathleten, noch an. Külbs, die für den 1. JC Zweibrücken startet, kann den letzten Wochen bis zur Nominierung recht gelassen entgegensehen. Nach Bronze bei der EM müsste es mit dem Teufel zugehen, wäre die 24-Jährige nicht erstmals bei Olympia am Start.

Die größte Olympia-Hoffnung ist LAZ-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe. Obwohl sein Heilungsprozess nach seiner Fuß-Verletzung vor knapp sieben Wochen erstaunlich gut verläuft, bleibt ein kleines Fragezeichen, wie fit der 26-Jährige in den Norm-Wettkämpfen wirklich sein wird. Zu Jahresbeginn ließen die Bewegungsabläufe und Sprünge auf Großes hoffen, mit 5,85 Metern stellte der eine neue Hallenbestleistung auf - dann die Verletzung. Doch Holzdeppe betont immer wieder, dass Rio - und auch eine Medaille - sein großes Ziel bleibt. Wie das geht, hat er bereits bei den Spielen 2012 in London mit dem Sprung zu Bronze bewiesen. Damals war der LAZ-Athlet der einzige Olympia-Vetreter aus Zweibrücken. Rio wäre nach 2008 in Peking und London 2012 bereits der dritte Einsatz in Folge für Holzdeppe. Mit erst 26 Jahren. Allein das wäre eine grandiose Leistung.

Chancen auf einen ersten Olympia-Auftritt kann sich LAZ-Speerwerferin Christin Hussong ausrechnen. Behält sie die Konstanz des vergangenen Jahres, dann kann sich die 22-Jährige durchaus im harten Kampf um das Ticket für Rio unter den deutschen Speerwerferinnen behaupten. Setzt der DLV auf die Zukunft, wäre es der richtige Schritt die Herschbergerin zu nominieren. Vorausgesetzt sie schafft die Norm (62,00m). Die EM-Norm hat Hussong nach dem ersten Wettkampf des Jahres mit dem Sieg beim europäischen Winterwurf-Cup mit 61,80 Metern bereits in der Tasche. Dass sie auch die Olympia-Quali drauf hat, hat die LAZ-Athletin bei der WM im vergangenen Jahr mit 65,92 Metern schon bewiesen.

Holzdeppe und Hussong sind sicher die aussichtsreichen Kandidaten des LAZ. Doch auch Sprinterin Sina Mayer, die sich allerdings noch deutlich steigern müsste, sowie die beiden Stabhochspringer Daniel Clemens und zum Ende ihrer Karriere auch Kristina Gadschiew sind nicht ganz chancenlos. Dazu müsste aber alles perfekt laufen in Sachen Norm. Ebenso für den Zweibrücker - für den TSV Bayer Leverkusen startenden - Speerwerfer Till Wöschler, der nach seiner erneuten Ellbogen-OP noch mal angreifen will.

Ernst wird es bereits in der kommenden Woche für Wsf-Schwimmerin Marlene Hüther. Den Quotenplatz für Olympia hat die deutsche 4x200-Meter-Staffel grundsätzlich geschafft. Allerdings muss die 17-Jährige bei der DM in Berlin als eine der vier schnellsten Freistil-Schwimmerinnen im 200-Meter-Finale die Zeit von 1:58,77 Minuten noch einmal bestätigen. Körperlich hat die Dietrichingerin das sicher drauf, aber sie muss es genau zum richtigen Zeitpunkt abrufen können, um das Ticket zu lösen.

All diese Spitzensportler haben in den vergangenen Wochen, Monaten, Jahren alles dem großen Ziel vom Olympiastart untergeordnet, Trainings-, Wettkampf- und Lebensplanungen darauf abgestimmt, zahlreiche Entbehrungen hingenommen. Nun wollen sie sich im Endspurt nicht mehr abfangen lassen. Verdient hätten es sicher alle, doch nur die Besten werden sich Anfang August tatsächlich auf den Weg nach Rio machen. Für die anderen heißt es: Weiterarbeiten für den großen Traum.

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