Überirdisches auf dem Laufsteg

Paris. Auf großem Fuß können modebewusste Frauen im kommenden Winter leben. Überlebensgroß und zugleich standfest zeigen sich bei den Pariser Schauen der Damenkollektionen für Herbst/Winter 2012/13 die Silhouetten. Designer wie Vivienne Westwood verpassten ihren Models surreale hohe und zugleich klobige Plateau-Schuhe, Neil Barrett wählte kräftige Blockabsätze

 Modeschöpfer Jean Paul Gaultier präsentierte einen surrealen Stil-Mix. Foto: Langsdon/dpa

Modeschöpfer Jean Paul Gaultier präsentierte einen surrealen Stil-Mix. Foto: Langsdon/dpa

Paris. Auf großem Fuß können modebewusste Frauen im kommenden Winter leben. Überlebensgroß und zugleich standfest zeigen sich bei den Pariser Schauen der Damenkollektionen für Herbst/Winter 2012/13 die Silhouetten. Designer wie Vivienne Westwood verpassten ihren Models surreale hohe und zugleich klobige Plateau-Schuhe, Neil Barrett wählte kräftige Blockabsätze. Leggins oder überlange Hosen strecken die Figur; die Schultern sind häufig überbreit geschnitten. Die neue Frau erscheint in Paris als Mischung aus Halbgöttin, Lara Croft und Managerin.Jean Paul Gaultier schickte eine Kollektion zwischen New Yorker Underground-Szene, Disco-Glamour und Pariser Eleganz über den Laufsteg. Neben den Plateaus zeigte er damenhafte Pumps, neben schwarz-roten Bikerjacken edle Nadelstreifenanzüge zu feinen Ledercapes. Auch der Rest - goldglänzende Jeans, Pelze in Leuchtfarben oder Kostüme mit bunten Schlangendrucken - ergab keine stimmige Linie. Wie stets bei Gaultier waren dennoch wunderbar geschnittene Einzelteile dabei: etwa ein Trenchcoat, der in einen Rock umgeknöpft werden konnte.

Wenn es wie bei Gaultier um das Mixen verschiedener Stile geht, ist Vivienne Westwood vorne dabei. Die Britin gilt als Meisterin des modischen Puzzles. Ihre Kollektion widmete sie ihrer Heimatstadt London, die wohl wie keine andere in Europa Tradition und Moderne, Schrilles und Korrekt-Konservatives vereint. Westwood kombinierte so diverse Teile wie karierte Anzugjacken, romantische Chemisenkleider, barocke Corsagen, gewickelte Schottenröcke, Netzstrümpfe und Seidenshorts. All dies in teils wilden Mustern und schimmernden Farben, die das gesamte Spektrum umspannten. Trotz Figurbetonung und zahlreicher Drapierungen wirkten die Entwürfe flexibel. Wie zum Beweis dafür fuhr ein Model auf einem Fahrrad über den Laufsteg.

Viktor & Rolf schickten ihre Models auf den "Moonwalk". Im Hintergrund des Laufstegs schwebte eine Mondkugel; die Entwürfe spielten immer wieder mit silbrigen Farbeffekten. Das holländische Designerduo hatte in üppige Pelzmäntel seltsame Linien rasieren lassen, die an Kornkreise erinnerten. Bei anderen Modellen waren Felle, Glitzerstäbchen oder Fransen auf zarten schwarzen Tüll appliziert worden, sodass fast schlangenförmig sich windende Muster entstanden. Fließende Damensmokings, geschlitzte Shorts zu soften Blusen und lockere Seidenpyjamas mit gefährlich schillernden Wolfsfellzeichnungen ergänzten diese zwischen Animalischem und Außerirdischem oszillierende Kollektion.

"Keep it simple" hätte man die Schau von Designerin Stella McCartney am Montag bei den Pariser Kollektionsschauen der Damenmode für Herbst/Winter 2012/13 überschreiben können. Die Britin hielt es einfach und raffiniert zugleich - und variierte ein Jacquard-Muster in Grauschwarz, Weiß und leuchtendem Blau. Mal presste sie die gerundeten Ornamente dieses traditionellen Musters in lässige Herrenhosen, mal in A-förmige Röcke, mal erschienen sie als Druck auf feinen weißen Baumwollblusen.

 Modeschöpfer Jean Paul Gaultier präsentierte einen surrealen Stil-Mix. Foto: Langsdon/dpa

Modeschöpfer Jean Paul Gaultier präsentierte einen surrealen Stil-Mix. Foto: Langsdon/dpa

So gekonnt McCartney daherkam, so befremdlich wirkte die Schau des Hauses Issey Miyake. Der Start - mit einer Performance, bei der die Entwürfe vor dem Anziehen erst einmal dampfgebügelt wurden - wirkte noch harmlos. Designer Yoshiyuki Miyamae zeigte kurze Tageskleider, eine lange schmale Robe und weiche Kostüme. Der zweite Teil mit Entwürfen, die durch Luftkissen-Einsätze aufgepumpt wirkten oder mit einem knallbunten, sich aufblähenden Ballonseidenbesatz auf einem Mantel, ließ viele ratlos zurück.

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