"Ja", "Nein" oder "Ich weiß nicht"

Wie sieht die geplante Neuregelung aus?Noch in diesem Jahr sollen die Bürger von ihrer Krankenkasse ein Schreiben erhalten, mit dem sie über die Organspende informiert und zur Abgabe einer Erklärung aufgefordert werden: "Ja", "Nein" oder "Ich weiß nicht" lauten die Antworten

 So sieht ein Organspendeausweis aus. Foto: Karmann/dpa

So sieht ein Organspendeausweis aus. Foto: Karmann/dpa

Wie sieht die geplante Neuregelung aus?Noch in diesem Jahr sollen die Bürger von ihrer Krankenkasse ein Schreiben erhalten, mit dem sie über die Organspende informiert und zur Abgabe einer Erklärung aufgefordert werden: "Ja", "Nein" oder "Ich weiß nicht" lauten die Antworten.

Ein weiteres Schreiben soll in zwei Jahren folgen, ab 2017 sollen sich die Kassen alle fünf Jahre per Brief melden. Darüber hinaus sind "Transplantationsbeauftragte" in den Kliniken geplant, die über Organspende aufklären.

Gibt es einen Entscheidungszwang?

Die Entscheidung für oder gegen eine Spende bleibt freiwillig.

Warum ist eine Neuregelung nötig?

Hintergrund ist eine große Diskrepanz: Drei Viertel der Deutschen sind laut Umfragen bereit, ein Organ zu spenden, aber nur ein Viertel hat einen Spenderausweis.

Wie sieht die bisherige Regelung aus?

Es gilt eine Zustimmungslösung, wonach ein Mensch schon zu Lebzeiten einer Spende zugestimmt haben muss oder Angehörige eines Hirntoten Ja sagen müssen.

Kann ich Organe ausschließen?

Ja. Es gilt weiter, dass die Spendenbereitschaft nur für bestimmte Organe erklärt werden kann.

Wo wird die Spendenbereitschaft dokumentiert?

Das erfolgt wie bisher auf einem Organspendeausweis. Perspektivisch soll die Organspendebereitschaft auch auf der Gesundheitskarte vermerkt werden können, allerdings nur auf Wunsch.

Wie viele Organspender gibt es derzeit in Deutschland?

Im Jahr 2011 spendeten rund 1200 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe, das waren sieben Prozent weniger als 2010.

Wie viele Menschen warten auf Spenderorgane?

Bundesweit stehen rund 12 000 schwer kranke Menschen auf der Warteliste für eine Transplantation. Alle acht Stunden stirbt nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ein Mensch auf der Liste.

Welche Organe können gespendet werden?

Das sind Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Zudem lassen sich Gewebe wie zum Beispiel Hornhaut oder Knochen verpflanzen.

Welche gesetzlichen Voraussetzungen gelten für eine Organentnahme?

Der Verstorbene oder seine Angehörigen müssen in die Organentnahme eingewilligt haben. Zudem muss der Hirntod von Ärzten festgestellt worden sein. Infrage kommen nur jene Menschen, bei denen der Hirntod vor dem Herzstillstand eintritt. afp

Meinung

Papier ist geduldig

Von SZ-RedaktionsmitgliedGregor Haschnik

Die Schreiben der Kassen sind ein erster, wichtiger Schritt. Doch sie werden die Zahl der Spender mit ziemlicher Sicherheit nicht deutlich erhöhen. Die Briefe können in den Mülleimer wandern - sie sind nur ein Stück Papier, das kaum dazu anregt, sich intensiv mit dem emotionalen Thema Organspende auseinanderzusetzen.

Mehr Erfolg verspricht der persönliche Kontakt mit Transplantationsbeauftragten. In Kliniken, aber auch in Arztpraxen. Die Beauftragten sollten nicht nur Schwerkranke aufklären, sondern auch andere Patienten. Wie arbeitet die Stiftung Eurotransplant, die über die Organ-Vergabe entscheidet? Sind Ärzte weniger gewillt, das Leben von Spendern zu retten? Es gibt viele Ungewissheiten und Ängste. Wenn die Verantwortlichen volle Transparenz und verlässliche Kontrollen gewährleisten, dürften viel mehr Menschen spenden. Auch ohne eine Lösung, bei der jeder automatisch Spender ist, wenn er nicht widerspricht.

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