Knallig, kurvig und multi-kulti

Berlin. Der Bogen reichte von Michael Michalsky über Unrath & Strano bis zu Mode aus Rumänien. Am vergangenen Samstag endete die zehnte Ausgabe der Berliner Fashion Week mit Kollektionen für den Herbst/Winter 2012/2013, bei der sich vier Tage lang mehr als 50 Marken und Designer präsentierten

Berlin. Der Bogen reichte von Michael Michalsky über Unrath & Strano bis zu Mode aus Rumänien. Am vergangenen Samstag endete die zehnte Ausgabe der Berliner Fashion Week mit Kollektionen für den Herbst/Winter 2012/2013, bei der sich vier Tage lang mehr als 50 Marken und Designer präsentierten.Gegen die Schwärze, die Krise, den Stress: Zum Finale setzte der Berliner Modeschöpfer Michalsky (44) ein Zeichen gegen triste Zeiten. Bei seiner Show unter dem Motto "Lust" schickte der Berliner die Models am Freitagabend im Tempodrom in ausgesprochen farbigen Kleidern über den Laufsteg. Manchmal schrill, meistens etwas dezenter in Beige und Silber gehalten. Ab und zu gab es auch ein pinkfarbenes Gewand oder einen psychedelisch-bunten Overall zu sehen.

"Wir sind gerade jetzt lustbefreit", sagte Michalsky mit Blick auf die Krisenstimmung in Europa. Die Menschen müssten sich das Lustprinzip wieder antrainieren. "Als ich die neue Kollektion gemacht habe, hab ich im Radio nur Horrormeldungen gehört. Euro zerfällt, Staatsbankrott, Haushaltsdefizite", sagte er. "Wir haben uns dem Hamsterrad unterworfen, haben unsere Leben darauf ausgerichtet, auf Erfolg, Erfüllung von Erwartungen anderer Leuten und so weiter, das ist doch Schwachsinn."

Michalsky schickte nicht nur magere Models über den Laufsteg, es gab auch Rundungen zu sehen. Zudem engagierte er bewusst auch farbige Models, als Zeichen für den multikulturellen Charakter Berlins. Am Ende lief eine Ode an die Hauptstadt: Frank Sinatras "New York, New York" umkomponiert als "Berlin, Berlin".

Ovationen gab es am Freitagabend für das Designer-Duo Unrath & Strano. Die Modeschöpfer Klaus Unrath und Ivan Strano präsentierten ihre neue Kollektion, die stark an die frühen 1980er Jahre erinnerte, im U-Bahn-Bahnhof am Potsdamer Platz. Auch sie setzten auf farbige Akzente und kombinierten Schwarz, Grau und Beige mit Petrol und knalligem Orange. Die schmal geschnittenen Kleider hatten fast alle eines gemeinsam: spitze Schulterpolster und kleine Schlitze im Ärmel, die den Blick auf die Oberarme der Models freigaben. Auffällig waren auch die glänzenden Blusen mit grafischen Mustern und Glitzerschriften auf einigen Kleidern und Shirts.

Die Fashion Week, deren Zentrum am Brandenburger Tor war, endete mit Präsentationen unter anderem von Marcel Ostertag und Noir. Auch junge Designer aus Rumänien stellten sich vor.

"Unsere Designer, das Fachpublikum und die Messebetreiber haben sich sehr positiv geäußert über diese Saison", bilanzierte Peter Levy, Chef des Veranstalters IMG Fashion. "Die Fashion Week spült viel Geld in die Kassen der Stadt und der Wirtschaftszweig Mode hat hier noch enormes Wachstumspotenzial." Dieses Mal seien noch mehr internationale Gäste gekommen, sagte Levy.

Zu den Stargästen zählten die Hollywood-Schauspieler Julianne Moore und Rupert Everett. Aus der Riege der deutschen Leinwandstars waren unter anderem Matthias Schweighöfer und Cosma Shiva Hagen vertreten.

Den schillerndsten Auftritt hatte jedoch die 72-jährige Model-Ikone "Veruschka", alias Vera Gräfin von Lehndorff. Sie führte am Freitag auf dem Laufsteg die Kreationen der Designerin Anja Gockel vor und bekam dafür Extra-Applaus.

"Stil hat kein Alter", sagte die Mainzer Modeschöpferin Gockel zu ihrem Engagement von "Germany's First Topmodel", wie die Gräfin in Anspielung auf Model-Castingshows genannt wird. Als Veruschka prägte sie in den 1960er Jahren die Modefotografie, durch ihre Rolle im Film "Blowup" von Michelangelo Antonioni wurde sie weltbekannt.Foto: Kalaene/dpa

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