Ein neuer Name macht noch keine neue Partei

Berlin · Vor fast einem Vierteljahrhundert war eine Namensänderung in aller Munde: „Raider heißt jetzt Twix . .

. sonst ändert sich nix", hieß ein Werbespruch für einen Schokoriegel, den jedes Kind kannte. Die FDP kennt auch jeder. Doch das liberale Angebot schmeckt den Deutschen längst nicht mehr, es ist zum politischen Ladenhüter geworden.

Bei ihrem grandiosen Wahlerfolg von 2009 (14,6 Prozent) boten die Freidemokraten mit Steuersenkungen ein Produkt an, das sich am Ende als Mogelpackung herausstellte. Die Marke FDP war schwer beschädigt. Der Wähler stellte die Quittung aus - die Liberalen wurden Ende September erstmals im Bundestag ausgelistet und aus den Regalen genommen.

Die Partei tauschte anschließend fast ihr komplettes Spitzenpersonal aus. So ist Marie-Agnes Strack-Zimmermann seit Dezember stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende. Die 55-Jährige dürfte 99 Prozent der Deutschen unbekannt sein. Am Wochenende unternahm die erfolgreiche Kommunalpolitikerin aus Düsseldorf einen kühnen Vorstoß, um daran etwas zu ändern.

In einem Interview der "Rheinischen Post" plauderte sie einen Plan aus, der intern schon länger heiß diskutiert wird - ein neuer Name für die FDP . "Ich habe diesen Vorschlag in den Raum gestellt", verkündete die promovierte Philologin selbstbewusst.

Nun ist verbürgt, dass diese Idee Parteichef Christian Lindner selbst eine ganze Weile umtreibt. Nur sollte ein neuer Name, wenn überhaupt, nicht am Anfang, sondern am Ende der strategischen Neuaufstellung stehen, quasi als Leuchtreklame über dem Eingang des neuen, seriösen Politik-Fachgeschäfts FDP . Kein Manager käme auf die Idee, einen neuen Markenauftritt herauszuposaunen, wenn es das überarbeitete Produkt noch gar nicht zu kaufen gibt.

Lindner plant, beim traditionellen Dreikönigstreffen Anfang Januar 2015 in Stuttgart seine neue FDP zu präsentieren - modern, kompetent und cooler als bisher. Ein bisschen wie die "NEOS" aus Österreich, die vorgemacht haben, wie eine liberale Bürgerbewegung (Motto: "Tu was!") ein Parlament erobern kann. Auch mit einem neuen Namen - und ganz in lila. Lindner - als einstiger Unternehmensberater ein Kenner der Materie - war bereits in Wien, um sich inspirieren zu lassen. Am Wochenende dementierte der 35-Jährige eine mögliche Umbenennung nur halbherzig. Es gebe keine Pläne, aber auch keine Denkverbote. Im Jahr 2001 hatte die blau-gelbe FDP schon einmal am Namensschild herumgeschraubt - die drei Pünktchen zwischen den Buchstaben verschwanden.

Mit Blick auf Strack-Zimmermann heißt es in der Partei, so sei eben die Apo, das Leben außerhalb des Parlaments. Alles sei im Wandel, alles werde hinterfragt - das sei doch gut. In den sozialen Netzwerken kursierten sofort Namensvorschläge. Die meisten wenig schmeichelhaft, wie "DÜP - Die Überflüssige Partei".

Aber wie glaubwürdig ist eine Partei, die selbst an den eigenen Namen nicht mehr glaubt? Ohne inhaltlich starke Angebote, als kluge Alternative zur großen Koalition in Berlin, dürfte es schwer werden, die enttäuschte liberale Kundschaft zurückzugewinnen - zumal mit der AfD ein neuer Konkurrent am politischen Markt ist. Bei Twitter riet jemand Lindner, einfach bei FDP zu bleiben - auch wenn er damit "Fast Drei Prozent" meinte.

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