CSU verzeiht keine Misserfolge

Es war nicht die ganz große Sensation, die nach der Sonderklausur des CSU-Vorstands zur verpatzten Europawahl herauskam, aber es war auch mehr als ein Sturm im Wasserglas. Wie zu erwarten war, suchte und fand man im Parteivize und Europa-Kritiker Peter Gauweiler einen geeigneten Sündenbock für das schlechteste CSU-Wahlergebnis seit 1954.

Aber ganz ungeschoren blieb auch Parteichef Horst Seehofer nicht. Das Ende seiner Ära ist seit dem letzten Samstag beschlossene Sache. Und nicht zu seinen Konditionen und auch nicht zu seinem allergrößten Ruhme.

Die grundlegende Kritik von Ex-Parteichef Erwin Huber an Seehofers Politikstil der einsamen Entscheidungen zeigte Wirkung. Huber hatte damit ausgesprochen, was viele in der Partei dachten. Solange Seehofers Führungsstil Erfolg hatte, wurde nur gemurrt, aber es gab keine offene Kritik. Nach dem europäischen Wahldesaster änderte sich das. So war es in der CSU schon immer: Man steht hinter dem Spitzenmann, solange er Erfolg hat. Misserfolge aber werden gnadenlos geahndet.

Der alte Politik-Hase Seehofer wusste natürlich, was die Stunde geschlagen hat und richtete seine Strategie danach aus. An die Stelle des launischen Alleinherrschers trat der bescheidene Partei-Diener, der nun wirklich ernst machen will mit der Diskussions- und Mitmach-Partei. Jetzt fragt man sich in der CSU , ob das denn so bleibt. Die Wandlungsfähigkeit des Chefs ist legendär.

Nun sind jedenfalls alle Zweifel ausgeräumt: Die Ära Seehofer endet spätestens mit der Landtagswahl 2018. Eigentlich schon vorher, denn der nächste CSU-Vorstand soll den Zeitplan für die Nachfolgeregelung festlegen. Falls Seehofer entgegen seiner Äußerungen mit dem Gedanken gespielt haben sollte, doch noch einmal anzutreten, kann er diese Idee begraben.

Gedanken muss er sich allerdings darüber machen, wie er die "Lame Duck"-Periode so lange wie möglich hinausschieben kann. Das wird für Seehofer die Herausforderung der nächsten Jahre. Für den amtierenden CSU-Chef ist diese Entwicklung betrüblich. Wollte er sich doch als ebenbürtiger Nachfolger von Franz Josef Strauß mit einem Feuerwerk an Wahlerfolgen einen Platz als mindestens zweit-erfolgreichster CSU-Vorsitzender in den Parteiannalen sichern. Jetzt ist ausgerechnet die letzte von ihm verantwortete Wahl daneben gegangen und hat der Ära Seehofer einen Teil ihres Glanzes genommen.

Wer Seehofer beerben wird, ist entgegen anders lautenden Berichten noch völlig offen. Außer den oft genannten "Kronprinzen" Markus Söder und Ilse Aigner gibt es noch viele andere Möglichkeiten. Entscheidendes Kriterium werden die Erfolgsaussichten 2018 sein. Denn die Macht im Freistaat zu erhalten, ist für die CSU lebensnotwendig.

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