Das christliche Abendland retten? Das ist eine gute Idee!

Diese Woche haben uns ein paar Saarbrücker Kinder daran erinnert, worum es wirklich geht im Leben: "An das Gute glauben, die Liebe spüren." Diese Aufforderung haben Mädchen und Jungs der Dellengartengrundschule am Donnerstagabend in die Mikrofone auf dem Platz vor der Ludwigskirche gesungen.

Dort haben ihnen etwa 1000 Menschen zugehört, die gekommen waren, um für eine offene Gesellschaft zu demonstrieren. Eine Gesellschaft, in der wir respektvoll miteinander umgehen. Eine Gesellschaft, die sich nicht abschottet.

Zwischen den Reden der Erwachsenen haben die Kinder etwas getan, was eigentlich all die Menschen, die in diesen Tagen gegen eine angebliche Islamisierung unserer Gesellschaft, gegen angeblich zu viele Flüchtlinge und wohl auch gegen ihre eigene Angst vor einer sich wandelnden Gesellschaft demonstrieren, auf der Stelle zum Innehalten, zum Nachdenken bewegen müsste: Sie haben in ihrem Lied an die Weihnachtsbotschaft erinnert.

Man muss kein regelmäßiger Kirchgänger sein, ja nicht mal an Gott glauben, um zu erahnen, dass eine einfache Weihnachtskrippe die selbsternannten "Patriotischen Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) in Angst und Schrecken versetzen müsste wie ein Kreuz oder Knoblauch einen Vampir.

Im Mittelpunkt so einer Krippe: Flüchtlinge . Erst hat dieses jüdische Paar die mieseste Unterkunft bekommen, die zu haben war. Dann mussten sie sich vom Acker machen und überstürzt nach Ägypten fliehen, weil ein durchgeknallter König seine Mörder ausschickte, um alle Neugeborenen zu töten. All diese Gutmenschen, die vor diesen Leuten auf die Knie gehen, sie willkommen heißen - anstatt ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Es muss ein furchtbarer Anblick sein für die demonstrativen Retter des Abendlands.

Und als wenn das alles noch nicht schlimm genug wäre, tauchen da auch noch drei Weise aus dem Morgenland auf! In merkwürdigen Gewändern! Einer hat auch noch eine dunkle Hautfarbe! Zu allem Übel schwebt über all dem ein Chor, der das alles preist und supertoll findet. Das muss für Pegida-Demonstranten doch schwer nach der von ihnen beschimpften "Lügenpresse" klingen.

Und das soll die Wurzel unseres Abendlandes sein? Kann man da nicht etwas auf die Ängste der Pegida-Leute eingehen? Kann man, klar. Aber wenn man die Flüchtlinge rausnimmt aus der Krippe, die Gutmenschen, die Weisen aus dem Morgenland und die jubilierenden Heerscharen, dann bleiben nur noch Schafe, Ochs und Esel.

Also bedanken wir uns doch lieber bei den Saarbrücker Kindern für die Erinnerung an Weihnachten und retten die in diesem Stall geborenen wunderbaren Werte des Abendlandes.

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