Kommentar Warum „Tatsächlich . . . Liebe“ der vielleicht beste Weihnachtsfilm ist

Meinung | Saarbrücken · Das Werk von Richard Curtis mit Starbesetzung kann man immer wieder sehen. Denn der Episoden-Film besticht durch Leichtigkeit und Witz.

Warum „Tatsächlich . . . Liebe“ der vielleicht beste Weihnachtsfilm​ ist
Foto: dpa/Peter Mountain

Ein zynischer Rocker, der einen längst vergangenen Hit weihnachtlich aufbrezelt, um noch mal groß rauszukommen. Ein Witwer, der mit dem kleinen Sohn seiner verstorbenen Frau in ein neues Leben finden muss. Eine Braut, die feststellt, dass der mürrische beste Freund ihres Mannes in Wahrheit unsterblich in sie verliebt ist. Und natürlich der britische Premierminister, der die Supermacht USA herausfordert und sich in eine Hausangestellte verliebt.

Der Episodenfilm „Tatsächlich . . .  Liebe“ versammelt Figuren aus allen sozialen Schichten, die eines verbindet: Sie spüren die Kraft der Liebe, erleben am Weihnachtsabend, wie etwas Brüchiges, Fehlerhaftes in ihrem Leben durch Menschlichkeit geheilt wird. Mal mit großem Tamtam und Heiratsantrag vor den Augen feiernder Gäste in einem portugiesischen Restaurant. Mal still, wenn der abgehalfterte Rockstar endlich begreift, wem er seine Liebe schon längst hätte gestehen sollen.

So entwirft dieser Film ein Tableau der Menschlichkeit, der kleinen Wunder, die in einer besonderen Nacht in Erfüllung gehen. Dieses Tableau blendet Regisseur Richard Curtis mit einem genialen Kniff am Ende in die Wirklichkeit. Da kehrt der Film zurück zum Anfang, beobachtet Menschen am Flughafen, die einander in die Arme fallen, Momente unmissverständlicher Liebe. Da teilt sich der Bildschirm, teilt sich immer weiter, bis aus den fiktiven Figuren unzählige reale Aufnahmen liebender Menschen geworden sind. Eine Kettenreaktion. Alles könnte so einfach sein, ist die Botschaft, wenn ein jeder sich darauf besinnen würde, dass die Fähigkeit zur Liebe und Mitmenschlichkeit unsere Spezies zu etwas Besonderem machen könnte. Und nicht der Hass.

Das wird in dieser schlauen Romanze aus dem Jahr 2003 mit so viel Leichtigkeit, Witz, Sympathie und einer heiteren Weisheit erzählt, dass man diesen Film immer wieder sehen kann. Man hat einfach Freude daran, jedes Mal neu zu beobachten, wie sich die Geschichten entwickeln, wie sich die Figuren fügen und sich eine Botschaft zusammenbaut: Dass die Liebe unscheinbar daherkommt, machtlos wie ein Kind, und doch die Macht hat, Leben zu verändern.

Curtis schrieb die Drehbücher zu so grandiosen Filmen wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Notting Hill“ und „Bridget Jones“. Curtis ist der Meister der klugen Romanze, weil er Humor hat. Für „Tatsächlich . . .  Liebe“ übernahm er 2003 erstmals auch die Regie und konnte jede kleine Episode mit den tollsten Darstellern besetzen: Hugh Grant, Bill Nighy, Keira Knightley, Colin Firth, Alan Rickman, Laura Linney, Heike Makatsch, Liam Neeson, Rowan Atkinson und die wunderbare Emma Thompson. Das ergibt einen Staffellauf der Besten. Dazu verzichtet der Film auf schmalzige Musikuntermalung, versammelt vielmehr mit bestem Instinkt unterschiedliche Pophits.

Natürlich sind Weihnachtsfilme ein Gebrauchsgenre. Mittel zum Zweck: Sie sollen ein bisschen rühren und gute Laune machen und die ganze Familie friedlich auf ein Fest einstimmen, das gelegentlich nicht ganz so friedlich gerät. „Tatsächlich . . .  Liebe“ tut das auf unerwartete, und darum bei aller Romantik fast kitschfreie Weise.

Der Film erzählt nicht die eine Geschichte, die unweigerlich ins pathetische Happy End führt, sondern lässt die Botschaft von der Liebe zersplittern, streut sie wie eine gute Saat in die Köpfe der Menschen, auf dass sie sich erinnern mögen, dass Menschlichkeit eigentlich die einfachste Sache auf der Welt ist.

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