Weltreise mit Käpt'n Brummbär

Saarbrücken · Die Bilder sind grandios, die Dialoge aufs Nötigste verknappt: Das Segel-Abenteuer „Turning Tide“ erzählt erfreulich schnörkellos.

 François Cluzet spielt den meist ziemlich ruppigen Weltumsegler Yann. Foto: Universum

François Cluzet spielt den meist ziemlich ruppigen Weltumsegler Yann. Foto: Universum

Foto: Universum

Französische Filme und ihre oft merkwürdigen deutschen Titel - das ist ein Kapitel für sich. Der Südfrankreich-Jux "Brice de Nice" etwa hieß bei uns "Cool Waves", die Komödie "Louise-Michel" lief bei uns als "Louise hires a Contract Killer". Das jüngste Opfer anglophoner Umtitelung - wohl aus der Angst geboren, Filmfreunde könnten gallische Titel als abschreckend anspruchsvoll empfinden - trifft den Film "En solitaire". Ohne Kino-Umweg erscheint er bei uns auf DVD und heißt "Turning Tide - Zwischen den Wellen". Der Titel ist nicht originell, der Film schon. Der raubeinige Yann (François Cluzet) segelt bei der Vendée Globe mit - einem Rennen um die Welt und in der Regel alleine im Boot. Alles läuft gut, bis er einen jungen blinden Passagier (Samy Seghir) bei sich entdeckt, der sich woanders ein besseres Leben erhofft. Wird er entdeckt, wird Yann disqualifiziert - was tun?

Der erfahrene Kameramann Christophe Offenstein bietet in seinem Regiedebüt atemberaubende Bilder: Mit kleinem Team hat er auf See gedreht, hier wird nicht auf dem Studiosee gesegelt - da kann man als Zuschauer schon mal seekrank werden. Interessant ist auch, dass der Film seine Geschichte ohne große Exposition auf den Weg bringt: Die Regatta läuft schon, als der Film beginnt, Erklärungen werden nachgereicht, während der Film - dankenswertwerweise - nicht die Psyche seiner Figuren auslotet. Andere Filme hätten die sachte Annäherung von Segler und Passagier wohl mit langen Gesprächen illustriert, hier sind es nur Gesten, Blicke und anfangs vor allem die sture Aggression des Seglers, der um seinen Sieg fürchtet. Diese filmische Schnörkellosigkeit hat durchaus ihre Logik: Wenn das Meer zur tödlichen Gefahr wird, lässt es keine Zeit für große Worte.

Erschienen bei Universum.

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