Vom Keller bis ins Kinderzimmer: Zu Gast im Europäischen Haus

Luxemburg. Im ehemaligen zwischen 1732/33 errichteten Außenfort Thüngen, das gegenüber der eigentlichen Festung in der Altstadt auf dem Kirchberg liegt, ist vor ein paar Wochen das Festungsmuseum eingezogen

 Eingang des Festungsmuseums Drei Eicheln. Im Hintergrund: Dach des Mudam. Foto: Museum

Eingang des Festungsmuseums Drei Eicheln. Im Hintergrund: Dach des Mudam. Foto: Museum

Luxemburg. Im ehemaligen zwischen 1732/33 errichteten Außenfort Thüngen, das gegenüber der eigentlichen Festung in der Altstadt auf dem Kirchberg liegt, ist vor ein paar Wochen das Festungsmuseum eingezogen. In den Kasematten der Anlage mit den drei von jeweils drei goldenen Eicheln (auf Luxemburgisch mit "Dräi Eechelen") besetzten Türmen werden 400 Jahre Festungsgeschichte bis zur Schleifung nach 1867 erzählt. Es ist zugleich die Geschichte von wechselnden Besitzern und Besatzungen durch Burgund, die spanischen und österreichischen Niederlande, Frankreich und Preußen. Soweit die Tradition. Mit dem Gang ins Obergeschoss erfolgt der Sprung in die Gegenwart - ins sprichwörtliche Europäische Haus, in dem in Luxemburg seit je her viele Nationalitäten leben und arbeiten, so dass die Frage nach der Identität in Luxemburg im Festungsmuseum neben der Festung und deren Geschichte Programm ist.Antworten will die Sonderausstellung "iLux" geben. Sie ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes der Universität Luxemburg zum Thema Identitäten in Luxemburg. Klingt trocken, erweist sich aber als munteres und einfallsreiches Unterfangen. Das Thema haben die Ausstellungsmacher vor allem im Hinblick auf die Zielgruppe der Schüler griffig und passend zum Festungsmuseum unter dem Motto "My home is my castle" aufgearbeitet. Dafür hat man den Ausstellungsparcours als Wohnung aufgebaut. Luxemburgs Weg vom "Gibraltar des Nordens" zum modernen Staat lässt sich anhand der Jahrgänge edler Tropfen aus der Hausbar nachvollziehen. Die Küche verbindet Lieblingsspeisen mit den bevorzugten Sprachen der Luxemburger beim Fernsehen oder Lesen, wobei Statistik hier kein trockenes Zahlenfutter ist, sondern direkt auf dem Tisch als Abziehbild eines Keks-, Käse- oder Gurkenviertels darstellt wird. Bei der Frage nach Identität(en) geht es es auch um sexuelle Vorlieben und religiöse Orientierung, um Kleidung und Körperpflege, Alter und soziales Milieu. Mit Plastikschafen, Unisex-Kleidung, Videotableaus und aufklappbaren Klobrillen hat man witzige und gleichermaßen informative Bilder und Mitmachangebote gefunden. Fragen stellen, gehört zum Geschäft und findet im Kinderzimmer anhand von Spielzeugen seinen Abschluss: Wem will man was warum schenken? Derweil lärmt im Hintergrund aus einem in ein Kasperletheater eingebauten Monitor eine Debatte aus dem Luxemburger Parlament.

Spaß und Ironie kommen glücklicherweise nicht zu kurz, auch nicht im Film "Luxemburg 4D", der die Geschichte des Landes von der Politik bis zur Kultur kurzweilig in einem Animationsfilm präsentiert. So ist "iLux"eine unterhaltsame und informative Auseinandersetzung mit dem Thema Identität, das auch Nicht-Luxemburgern einen Einblick in die Mentalität der Menschen im Großherzogtum bietet. sg

Die Sonderausstellung läuft bis 31. Juli 2013. Do-Mo: 10 bis 18 Uhr. Mi: 10 bis 20 Uhr. Dienstags geschlossen. Freier Eintritt bis zum 31. Dezember.

m3e.lu

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