"Wir sind kein Porsche-Verein"FCK mit Respekt nach Osnabrück

Herr Kuntz, der FCK hat 26 000 Dauerkarten verkauft, wie viele gingen ins Saarland? Stefan Kuntz: Wir haben die aktuellen Bestellungen noch nicht nach Postleitzahlen sortiert. Aber statistisch gesehen hatten wir in den vergangenen Jahren im Schnitt 4500 Saarländer mit Dauerkarten. Das werden in der ersten Liga sicher nicht weniger sein

Herr Kuntz, der FCK hat 26 000 Dauerkarten verkauft, wie viele gingen ins Saarland? Stefan Kuntz: Wir haben die aktuellen Bestellungen noch nicht nach Postleitzahlen sortiert. Aber statistisch gesehen hatten wir in den vergangenen Jahren im Schnitt 4500 Saarländer mit Dauerkarten. Das werden in der ersten Liga sicher nicht weniger sein.

Das Saarland ist also wichtig für den FCK?

Kuntz: Ja, natürlich. Das hängt auch mit der sportlichen Situation der Protagonisten im Saarland zusammen. Da sind wir im Vergleich der klassenhöchste Verein, das bringt uns natürlich Zuschauer und auch Fans.

Daher war der FCK zu Freundschaftsspielen in der Vorbereitung im Saarland unterwegs.

Kuntz: Ja, am 3. September sind wir zum Beispiel wieder zu Gast im Saarland, diesmal beim SV Mettlach. Dass es so viele Spiele waren, ist auch unseren saarländischen Sponsoren geschuldet, die gerne sehen, wenn wir bei ihnen vor der Haustür spielen. Ich bin auch gerne bei unseren Spielen im Saarland. Dann muss ich nicht so weit fahren. Ich lebe ja im Saarland.

Wie wichtig ist denn die saarländische Sponsorenlandschaft für den FCK?

Kuntz: Wir haben mittlerweile mit unserem neuen Hauptsponsor Dr. Theiss Naturwaren, der Karlsberg Brauerei, Praktiker oder dem Buchholz Fachinformationsdienst einige wichtige Partner aus dem Saarland. Das ist für uns ein Zeichen dafür, dass der FCK auch ein Aushängeschild der ganzen Region ist - unabhängig vom Bundesland. Wir haben einfach eine große Reichweite, daher lohnt es sich auch, mit uns zu werben.

Der 1. FC Saarbrücken wird es auf lange Sicht versuchen, wieder in die Bundesliga zu kommen. Ist ein zweiter Bundesligist in diesem Teil der Sponsoren-Republik überhaupt noch finanzierbar?

Kuntz: Das geht schon. In der 2. Liga gibt es Ansätze, dass sich überregionale Sponsoren für dich interessieren, auf Banden oder Trikots wollen. In der 1. Liga ist das Interesse natürlich größer, was heißt, dass ein Verein neben regionalen Sponsoren auch für überregionale und nationale Unternehmen interessant ist. Kleine und mittelständische Unternehmen, die vielleicht ein Marketingbudget von 5000 bis 10 000 Euro im Jahr zur Verfügung haben, kaufen bei uns Vip-Karten, um sich bei unseren Heimspielen mit Entscheidern zu treffen und Geschäfte anzubahnen. Dabei ist unser Stadion natürlich ein Plus. Und: Diese Basis pflegen wir, sie ist für uns genauso wichtig wie unsere Exklusiv-Partner. Sie danken uns dies mit Treue und tragen das Positive, das sie hier erleben, nach außen, was uns natürlich auch wieder bei der Akquise hilft.

Sie kandidieren für den Vorstand der Deutschen Fußballliga (DFL). Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein (für die vier Kandidaten Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt), Karl Hopfner (FC Bayern München), Michael Meier (1. FC Köln) und Stefan Kuntz gibt es zwei Sitze, Anm. der Red.)?

Kuntz: Die Entscheidung ist in Gesprächen mit dem einen oder anderen Verantwortlichen gereift, nachdem klar war, dass Karl-Heinz Rummenigge nicht mehr kandidiert. Ich finde, dass in einem Vorstand, der die 36 Profi-Vereine vertritt, jemand mit einer Fußballer-Biografie sein sollte, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es um Fußball geht. Außerdem bin ich in der Öffentlichkeit - im Moment zumindest noch - mit Sympathie versehen. Das könnte der DFL helfen, vielleicht die ein oder andere schwierige Entscheidung an den Fan zu bringen. Ein letzter Punkt ist ein gewisser Altersvorteil.

Wie stehen Sie zu der Kritik, zu viele Ihrer Freunde würden Jobs auf dem Betzenberg bekommen? Frank Lelle, Oliver Schäfer, Roger Lutz, Marco Haber und Ratinho zum Beispiel.

Kuntz: In erster Linie finde ich die Frage verwunderlich, wenn man sieht, dass der Verein zweieinhalb Jahre sehr erfolgreich gearbeitet hat.

Wir sind ein Medium, das auch Fragen der Fans aufgreift und Ihnen die Möglichkeit gibt, darauf zu antworten.

Kuntz: Wenn wir Leute zurückholen, die sich hier verdient gemacht haben, bekommen wir zu 95 Prozent großen Beifall dafür. Nicht zuletzt, weil die, die wir eingestellt haben, in der Qualität um eine Klasse besser sind, als die, die da waren. Sie haben gemeinsam geholfen, dass dieser Verein nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Die Fakten sprechen also schon gegen solche Gerüchte.

Ebenfalls diskutiert wird, dass der FCK Spieler mit Mitteln finanziert, die durch die teilweise erlassene Stadionmiete frei wurden. Also mit Steuergeldern.

Kuntz: Schauen wir doch nur mal auf andere Vereine im Profibereich: Städtische Tochterunternehmen wie die örtlichen Stadtwerke oder Kreditinstitute haben meist einen nicht unerheblichen Anteil am Etat ihres ansässigen Vereins. Wir bekommen von der Stadt Kaiserslautern die Mietreduzierung - diese Unterstützung trägt nur einen anderen Namen als anderswo. Und das rechtfertigt sich auch durch die Historie dieses Stadions. Denn der Verein wollte dieses große Stadion mit 50 000 Plätzen nicht. Der Verein wollte auf ungefähr 41 000 aufstocken, weil er wusste auch, dass der bisher beste Zuschauerschnitt des FCK bei 39 000 Zuschauern lag. Doch das große Stadion musste her, um die WM zu bekommen. Diese Diskussion ist für mich häufig eindimensional und scheinheilig.

Diskutieren wir über die Mannschaft. Marco Kurz hat noch nie in Liga eins als Trainer an der Linie gestanden, und viele Spieler haben keine oder wenig Bundesliga-Erfahrung. Ein Nachteil?

Kuntz: Das ist kein Nachteil. Vergangene Saison sind mit Bochum und Hertha zwei Vereine abgestiegen, die sehr erfahren waren, teilweise sehr erfahrene Trainer hatten. Umgekehrt hat Mainz 05 mit einem unerfahrenen Trainer Thomas Tuchel und einer weitestgehend in der Bundesliga unerfahrenen Mannschaft sehr früh den Klassenverbleib geschafft. Die Unerfahrenheit muss also keine entscheidende Rolle spielen.

Wie schaffen Sie es immer, Spieler zu holen, die passen? Wie viel Zeit investieren Sie einen potenziellen Neuzugang?

Kuntz: Das dauert meist vier bis sechs Wochen, drei, vier Treffen finden da statt - ohne die Verhandlungen mit den Beratern. Ich versuche, so viel wie möglich von dem Spieler kennen zu lernen. Nicht nur ihn, auch seine Freundin, Frau oder Familie. Und dann haben Marco Kurz und ich natürlich gute Netzwerke, die uns Infos über den Spieler liefern. Das geht runter bis zu den Zeugwarten, die sich untereinander natürlich auch kennen und sich unkompliziert mal beim Kollegen über einen Spieler informieren können. Wie ist der Spieler zum Zeugwart, zur Putzfrau? Solche Informationen sind für uns sehr wichtig. Denn sie lassen Rückschlüsse auf den Charakter des Spielers zu.

Wie bringen Sie den Spielern den Verein näher, wie schaffen Sie beim Spieler Identifikation mit dem Verein?

Kuntz: Das ist ein recht komplexer Vorgang: Wir haben etwa zum Ende der vergangenen Saison einen hoch emotionalen Film über das Aufstiegsjahr erstellt, den zeigen wir unseren neuen Spielern. Dazu haben wir eine Fibel erstellt, in der wir den Verein, die Region, Stadt und Fans vorstellen. Wichtig ist: Der FCK ist kein Porsche-Ferrari-Maserati-Verein, das muss hier jeder verstehen. Der einzige, der bei uns Porsche fährt, ist unser Torwarttrainer Gerry Ehrmann. Dessen Kiste ist aber schon 34 Jahre alt. Bevor hier eventuell mal wieder Ferraris auf dem Parkplatz stehen, müssen wir zunächst noch vieles richtig machen.

Was ist das Ziel des FCK im DFB-Pokal? VfL Osnabrück heißt der erste Gegner.

Kuntz: Osnabrück ist ein undankbares Los. Aber da hoffe ich mal auf das Gesetz der Serie. Letztes Jahr mussten wir im DFB-Pokal gegen Braunschweig starten, gewannen dort und spielten eine sehr gute Saison. In Osnabrück wartet ein tolles, ein fantastisches Publikum auf uns, das aber auch erst in Gang kommt, wenn wir nicht in die Gänge kommen. Wir sind gewarnt, die Spieler sind gewarnt. Letztlich kommt es darauf an, wie am Freitag um 19 Uhr bei jedem Einzelnen die Einstellung auf dem Platz ist. Die Qualität, um weiterzukommen, haben wir.

Gibt es von diesen möglichen Pokal-Zusatzeinnahmen noch neue Spieler?

Kuntz: Es kann sein, dass wir noch aktiv werden, aber eher in Richtung talentierter Nachwuchsspieler.

Der Saisonstart für den 1. FC Kaiserslautern ist heftig. Zuerst in Köln, dann kommen die Bayern auf den Betzenberg, dann muss der FCK nach Mainz, ehe Hoffenheim zu Gast ist.

Kuntz: Für uns ist das natürlich alles spannend. Wenn du so lange weg warst, findest du zu jedem Spiel eine Geschichte: In Köln sind wir 1991 Meister geworden, 2008 haben wir dort den Verbleib in Liga zwei geschafft. Das Spiel gegen Bayern bedarf keiner Worte, das Derby gegen Mainz auch nicht, und dann kommt mit Hoffenheim ein Verein, der eine ganz andere Traditionsauffassung hat als wir. So geht das die ganze Saison, von Spiel zu Spiel. Das ist alles okay so.

Wer ist denn heißer, Sie oder die Mannschaft?

Kuntz (lacht): Die Mannschaft brennt, keine Frage. Kaiserslautern. Ohne den gesperrten Ivo Ilicevic (Foto: dpa) und den erkrankten Neuzugang Stiven Rivic will Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern die Auftakthürde im DFB-Pokal beim Favoritenschreck VfL Osnabrück nehmen. "Wir wollen im Pokal einen großen Schritt nach vorne kommen, allein das zählt", sagte FCK-Trainer Marco Kurz (Foto: dpa) vor der Partie heute (19 Uhr).

Die Roten Teufel erwartet in der Osnatel-Arena die Hölle. Im Vorjahr erlebten dort die Favoriten Borussia Dortmund und Hamburger SV ihr blaues Wunder. Erst im Viertelfinale gegen Schalke 04 endete der Höhenflug des damaligen Drittligisten. "Unser Gegner hat eine beherzte Mannschaft, die in der vergangenen Saison überraschte", warnte Kurz vor einer Unterschätzung des Zweitliga-Aufsteigers. "Unsere Siege in den Testspielen dürfen nicht als Automatismus verstanden werden."

Dennoch geht Kurz, der seinen Vertrag in der Pfalz am Mittwoch vorzeitig bis Sommer 2012 verlängert hatte, die Aufgabe zuversichtlich an. "Wir haben inzwischen eine enorme spielerische Qualität im Kader, was auch die Trainingsqualität erhöht", meinte der 41-Jährige. Für Vorstandschef Stefan Kuntz hat der Pokal auch eine finanzielle Komponente: "Alles, was nach der ersten Runde in die Kassen kommt, ist ein nicht kalkulierter Zugewinn." dpa

Der FCK hat gestern Mittelfeldspieler Clemens Walch, 23, von Ligakonkurrent VfB Stuttgart verpflichtet. Der Österreicher erhielt einen Dreijahresvertrag. Über die Ablöse wurde Stillschweigen vereinbart.

Zur Person

Stefan Kuntz wurde am 30. Oktober 1962 in Neunkirchen geboren.Erfolge als Spieler: 6 Tore in 25 Länderspielen, Europameister 1996. 179 Tore in 449 Bundesliga-Spielen für VfL Bochum, KFC Uerdingen, 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld. Deutscher Meister 1991 und DFB-Pokalsieger 1996 mit dem FCK. Torschützenkönig war er 1986 und 1994.

Trainer war er bei Borussia Neunkirchen, Karlsruher SC, Waldhof Mannheim und LR Ahlen.

Manager war er beim TuS Koblenz und beim VfL Bochum. Seit 8. April 2008 ist er Vorstandsvorsitzender des FCK. kip

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