Handball-EM in Kroatien „Wir sind die Könige Europas“

Zagreb · Spanien triumphiert bei der Handball-EM. Im Halbfinale und Finale spielte die Mannschaft ganz groß auf.

 Viran Morros de Argila reckt die Trophäe in die Höhe, seine Teamkollegen jubeln bei der Siegerehrung. Spanien hat sich bei der Handball-EM von Spiel zu Spiel gesteigert und ein perfektes Final-Wochenende erlebt.

Viran Morros de Argila reckt die Trophäe in die Höhe, seine Teamkollegen jubeln bei der Siegerehrung. Spanien hat sich bei der Handball-EM von Spiel zu Spiel gesteigert und ein perfektes Final-Wochenende erlebt.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Am Tag danach war alles anders. Großer Empfang am Flughafen, Einladung beim Ministerpräsidenten, und dazu gehörten dem Handball für ein paar Stunden sogar die Schlagzeilen der fußballverrückten spanischen Sportpresse. „Wir sind die Könige Europas“, titelte die Marca in großen Lettern. As schrieb: „Die Spanier sind über die EM hinweggefegt.“ Und selbst die seriöse El Pais überschlug sich ob des imponierenden 29:23 (12:14)-Finalerfolgs gegen Schweden: „Ein Gold, das eine Epoche des spanischen Handballs markiert.“

Auch bei den Spielern herrschte nach dem Ende ihres Finalfluchs die pure Ekstase. Bei einer spontanen Kabinenparty stimmten der überragende Torhüter Arpad Sterbik und Co. immer wieder „Campeones“-Gesänge an und trommelten mit ihren Medaillen wild auf der Silberteller-Trophäe herum. „Wir hatten vier Mal im Endspiel gestanden und niemals gewonnen. Nun haben wir das erste EM-Gold für Spanien geholt. Das bedeutet alles für uns“, sagte Abwehrchef Gedeon Guardiola vom deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen und kündigte einen 24-stündigen Partymarathon bis zum Empfang bei Ministerpräsident Mariano Rajoy in Madrid an.

Die Sause hatten sich die alten Spanier redlich verdient. Mit dem ältesten Team (30,5 Jahre im Schnitt) in Kroatien angereist, spielte der Weltmeister von 2013 ein ganz starkes Turnier. Nach verhaltenem Start und Niederlagen gegen Dänemark und Slowenien steigerte sich das Team von Trainer Jordi Ribera mit jedem Spiel und bot am Final-Wochenende zwei nahezu perfekte Vorstellungen. „Der Sieg gegen Deutschland zum Abschluss der Hauptrunde war sehr wichtig und hat der Mannschaft viel Selbstvertrauen gegeben“, sagte Guardiola.

Taktisch brillant eingestellt wurde im Halbfinale zunächst Weltmeister Frankreich (27:23) entzaubert, im Endspiel hatte dann Schweden trotz Pausenführung im zweiten Durchgang nicht den Hauch einer Chance. Mit einer extrem flexiblen 5:1-Deckungsformation und dem erst zu den Medaillenspielen nachnominierten Sterbik im Tor raubten sie den Skandinaviern den Nerv.

Für die Spanier gilt es nun, die Form bis zur WM im kommenden Jahr in Deutschland zu konservieren. Dies dürfte angesichts von neun Spielern, die bereits die 30 überschritten haben, kein Selbstläufer werden. Doch Guardiola, einziger Deutschland-Legionär im Team, macht sich keine Sorgen: „Unsere Combo ist unglaublich gut. Wir haben junge Außen und Erfahrung im Rückraum. Das ist perfekt.“ Ob er noch Steigerungspotenzial sieht? „Ich glaube ja“, sagte der 33-Jährige und grinste. Es klang ein bisschen wie eine Drohung.

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