„Wasser-Desaster“ der unterschiedlichen Art

Copargo · Der 1. FC Saarbrücken erlebte 2012 ein „Wasser-Desaster“. Daraus resultierte die Idee, Menschen in Benin zu helfen. Sie erleben ein anderes „Wasser-Desaster“. Die SZ schaute sich an, wie der FCS helfen will.

 SZ-Redakteur Marcus Kalmes (links), Bürgermeister Idrissou Seibou (Mitte) und der Beigeordnete Moussa Boukari stehen in Copargo auf dem mit Löchern und Graswurzeln übersäten Gelände, das als Sportplatz genutzt wird. Das Areal soll den Normen eines „ordentlichen“ Fußballplatzes entsprechend hergerichtet werden. Foto: Schäfer/Kalmes

SZ-Redakteur Marcus Kalmes (links), Bürgermeister Idrissou Seibou (Mitte) und der Beigeordnete Moussa Boukari stehen in Copargo auf dem mit Löchern und Graswurzeln übersäten Gelände, das als Sportplatz genutzt wird. Das Areal soll den Normen eines „ordentlichen“ Fußballplatzes entsprechend hergerichtet werden. Foto: Schäfer/Kalmes

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 Das Gebäude auf dem Sportplatz, das als Umkleide sowie Jugend- und Freizeitheim genutzt wird, ist marode. Es soll saniert und mit fließend Wasser ausgestattet werden. Foto: Kalmes

Das Gebäude auf dem Sportplatz, das als Umkleide sowie Jugend- und Freizeitheim genutzt wird, ist marode. Es soll saniert und mit fließend Wasser ausgestattet werden. Foto: Kalmes

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In der "Villa blauschwarz" in der Saarbrücker Ziegelstraße geht es heute ab 19.03 Uhr um Afrika. 15 Monate nach dem "Wasser-Desaster" beim DFB-Pokalspiel von Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken gegen Erstligist Schalke 04 (0:5) will der FCS-Fantalk bei der Veranstaltung "Das blauschwarze Sofa" wissen, was aus einem Hilfsprojekt in Benin geworden ist. Die SZ gibt Antworten, denn sie schaute sich in Afrika um.

Bei dem Spiel am 19. August 2012 gab es Probleme mit der Getränkeversorgung. Als "Wiedergutmachung" wollten FCS und die für die Bewirtung zuständige Firma Schröder mit Hilfe des Vereins EFB Benin ein Projekt in Copargo mit 10 000 Euro fördern. "Wir freuen uns, dass aus so einer Sache etwas Gutes für die Menschen hier in Copargo hervorgeht", sagt Idrissou Seibou, als er den SZ-Besuch zu einem mit Löchern und Wurzeln übersäten Platz führt: "Das ist unser Fußballplatz." Der Bürgermeister ergänzt: "Aus Dank an den FCS haben wir eine Jugendmannschaft in FC Copargo umbenannt." Eigentlich heißen Mannschaften hier nur "Équipe de Copargo". Während Seibou durch das kniehohe Gras geht und erzählt, schaut der "Yovo", wie "Weiße" hier genannt werden, nur nach unten. Gibt es hier Schlangen?

"Im Dezember könnte es losgehen, sofern das Geld da ist", erzählt Seibou weiter: "Die Arbeiten dauern bis zu fünf Monate." Er berichtet, wie das Areal modelliert wird und zeigt, wo eine Tribüne hin soll. Die Tore sollen bleiben, wo sie sind. Das Gras dahinter reicht bis zur Latte. Es schießt einem eine Frage durch den Kopf: Wie viele Spieler, die neben das Tor geschossen haben, wurden schon bei der Suche nach dem Ball von im Gras lauernden Löwen gefressen. . .?

Der Bolz- soll in einen den Normen entsprechenden Rasenplatz umgebaut werden. "Das würde die Bedingungen für die Kinder verbessern", sagt Seibou. Mehr als die Hälfte der 74 000 Einwohner ist jünger als 15 Jahre. In Benin liegt das Durchschnittsalter bei 18 Jahren - in Deutschland bei 43 Jahren. Die Lebenserwartung der zehn Millionen Beniner liegt bei 59 Jahren - bei uns über 80 Jahre. Vor zehn Jahren hatte Copargo 50 000, Benin sieben Millionen Einwohner - eine Bevölkerungsexplosion in einem der ärmsten Länder, in dem es zu wenig Lehrer, Schulen (Analphabetenrate 60 Prozent) und Krankenstationen gibt.

"Der Weg ins Krankenhaus kann der Weg zum Tod sein", sagt Seibou mit Blick auf den Zustand der Straßen. Und dann erklärt er das "Wasser-Desaster" seiner Stadt: "Immer mehr Menschen bei weniger Wasser. Die Quellen reichen nicht aus, um alle zu versorgen." In Copargo gebe es etwa 50 Brunnen, "maximal 15 funktionieren".

Nur 63 Prozent der Beniner haben Zugang zu Trinkwasser. Der FCS wollte deshalb einen Brunnenbau mitfinanzieren. Außerhalb des Areals gibt es einen. "Die Leitung endet hier", sagt Seibou. Der 44-Jährige zeigt einen Wasserhahn am Sportplatzeingang: "Wir wollen von hier eine Leitung verlegen."

Ein Gebäude auf dem Sportplatz dient als Jugendzentrum und Umkleide. Es soll fließend Wasser erhalten. Auf das Dach soll ein Hochbehälter für 2000 Liter. Die Leitung sei die sicherste und schnellste Option, die Wasserversorgung zu gewährleisten. "Wasser aus dem Hahn kostet Gebühren, aus einem Brunnen auf dem Sportplatz nicht", sagt Seibou. Daher soll mit Probebohrungen Wasser gesucht werden, um später vielleicht einen Brunnen bauen zu können. Denn das Geld, das laut FCS alsbald überwiesen wird, reicht nicht für alles. Die Gesamtkosten betragen etwa 16 000 Euro, sagt Seibou: "Wir müssen schauen, wie wir das als Stadt stemmen können."

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