Vater, Häuslebauer, Champion

Sotschi · Gold-Hoffnung Eric Frenzel lässt es auf der Schanze und in der Loipe krachen. Privat ist der Familienvater und Häuslebauer, der heute in der Nordischen Kombination um die Medaillen kämpft, eher der ruhige Typ.

Wenn es heute erstmals ernst wird, muss Eric Frenzel auf seine Glücksbringer verzichten: Freundin Laura und Söhnchen Philipp drücken dem weltbesten Kombinierer beim olympischen Auftakt vom heimischen Flossenbürg im Oberpfälzer Wald in Bayern aus die Daumen. "Nächste Woche kommen beide nach Sotschi und schauen an der großen Schanze zu", sagt Frenzel, der seine Lieben mit der ersehnten Goldmedaille begrüßen will.

Der eher unscheinbar wirkende Frenzel ist der Gegenentwurf zu vielen anderen Sportlern seiner Generation. Keine Allüren, keine Flausen, keine Extrawürste. Im Fokus stehen die wichtigen Dinge: die Familie und der Sport. In dieser Reihenfolge. Und genau daraus zieht Frenzel die Kraft, mit der er in Sotschi seine Erfolgsserie fortsetzen und seine Karriere schon in jungen Jahren mit dem Olympiasieg krönen will.

Selbst der mit allen Kombinations-Wassern gewaschene Bundestrainer Hermann Weinbuch gerät bei seinem Vorzeige-Athleten immer wieder ins Staunen: "Er ist einfach in seiner Mitte, ist mental sehr stark. Daheim hat Eric ein sehr stabiles Umfeld. Das macht es aus."

Frenzel macht vieles anders und vor allem früher als seine Altersgenossen - und fährt damit höchst erfolgreich. Als Mittzwanziger ist er bereits gestandener Familienvater, Söhnchen Philipp ist sieben Jahre alt. Freundin Laura, damals eine talentierte Langläuferin, hatte Frenzel im Ski-Internat in Oberwiesenthal kennen gelernt. Als sich der Nachwuchs ankündigte, war er 18, sie 15 Jahre alt. Eine Konstellation, die auf den ersten Blick durchaus Komplikationen birgt. Für Frenzel wurde sie allerdings zum Glücksfall. "Meine Familie spielt eine riesengroße Rolle. Hätte ich die Unterstützung nicht, wäre ich nicht so weit vorne gewesen", sagt Frenzel, der sich in Flossenbürg, Lauras Heimat, einen perfekten Rückzugsort geschaffen hat.

Das kleine Holzhaus der jungen Familie, gemeinsam errichtet mit den Schwiegereltern, liegt idyllisch im hügeligen Grünen. Hier kann Frenzel abschalten, vor allem im Sommer die Kombination Kombination sein lassen. "Dieses stabile Umfeld ist es. Das macht es aus, dass er Niederschläge wegstecken kann", sagt Weinbuch.

In Sachen Erfolg war Frenzel ebenfalls ein Frühstarter: mit 18 das Weltcup-Debüt, mit 19 erster Weltcup-Sieg in Klingenthal, mit 20 WM-Bronze in Liberec, mit 22 WM-Gold in Oslo, mit 24 Jahren in Val di Fiemme der zweite Titel, gefeiert natürlich an der Strecke von der Familie. Und nun in Sotschi bei Frenzels zweiten Spielen das fehlende Gold? "Ich bin in einer guten Form", sagt Frenzel, was natürlich gnadenlos untertrieben ist: Die letzten vier Weltcups vor Olympia gewann er, feierte insgesamt sieben Siege, der erneute Triumph im Gesamtweltcup ist dem Überflieger kaum noch zu nehmen.

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