Unwiderstehliche Royals

Saarlouis. Wie lasse ich meine Mannschaft gegen einen Gegner spielen, den ich so gut wie gar nicht kenne? Diese Frage beschäftigte René Spandauw, den Trainer von Damenbasketball-Bundesligist TV Saarlouis Royals, in den letzten Tagen vor dem Hinspiel im Eurocup-Achtelfinale gegen die serbische Mannschaft von KK Hemofarm Stada

Saarlouis. Wie lasse ich meine Mannschaft gegen einen Gegner spielen, den ich so gut wie gar nicht kenne? Diese Frage beschäftigte René Spandauw, den Trainer von Damenbasketball-Bundesligist TV Saarlouis Royals, in den letzten Tagen vor dem Hinspiel im Eurocup-Achtelfinale gegen die serbische Mannschaft von KK Hemofarm Stada. Bewegte Bilder des Gegners hatte Spandauw zur Vorbereitung nicht zur Verfügung - bis um 19.23 Uhr gestern Abend in der Saarlouiser Stadtgartenhalle. Da wärmten sich die Spielerinnen aus Serbien auf - und Spandauw sowie sein Co-Trainer Mariusz Dziurdzia warfen ein Auge mehr als sonst auf den Gegner.

Was in der Wundertüte Hemofarm Stada steckte, wurde den gut 900 Zuschauern schnell klar: Die Lufthoheit an diesem Abend gehörte den Serbinnen. Dara Kovacevic und Milica Cvetanovic, die beiden Stada-Centerinnen, brachten es auf 1,97 und 1,95 Meter Körperlänge. Das brachte die Royals denn auch ab und an in Schwierigkeiten - so wie Nationalspielerin Romy Bär, die im ersten Viertel innerhalb von zehn Sekunden gleich zwei Mal von Kovacevic beim Wurf geblockt wurde. Aber die etwas kleineren, aber flinkeren Royals taten das, was Kleine gegen Große eben so zu tun pflegen: Sie kämpften um jeden Rebound, vorne wie hinten, verteidigten extrem aufmerksam Stadas Aufbauspielerin Biljana Stankovic - und glänzten ihrerseits in der Offensive mit gelungenen Spielzügen. Und als die Royals in den letzten zehn Sekunden des ersten Viertels sechs Punkte machten - davon vier durch Romy Bär - leuchtete eine 25:24-Führung auf der Anzeigentafel auf. Auch in den zweiten zehn Minuten blieb das Tempo beider Teams enorm hoch - und das Spiel ausgeglichen. Wieder war es Bär, die den letzten Wurf setzte - diesmal von der Dreierlinie. Halbzeit 42:40 für die Royals.

Zu Beginn des dritten Viertels wurde es wild auf dem Parkett. Wilde Pässe, wilde Würfe, wilde Ballverluste - und eine Phase, in der die Royals fast nur noch per Tempogegenstoß trafen. Der kontrollierte Spielaufbau, der die Royals in Hälfte eins ausgezeichnet hatte, wurde nun zur Seltenheit. Dazu musste Saarlouis dem hohen Tempo Tribut zollen. Nur zwölf Royals-Punkte im dritten Viertel gegenüber 20 serbischen führten zu einem 54:60-Rückstand. Doch dann waren sie wieder da - die schnellen Hände, die konzentrierte Defensive, die präzisen Pässe und der gute Abschluss. Ein 14:1-Lauf in nur vier Minuten brachte die Royals in Führung - und die Stadtgartenhalle fast zum Bersten. KK Hemofarm Stada resignierte - und die Royals berauschten sich an ihrem eigenen Spiel. Am Ende stand ein verdienter 86:65-Sieg - und die Erkenntnis, das man auch gegen Riesen, die man nicht kennt, gewinnen kann.

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