Ohlbrechts Traum von der NBA wird wahr

Houston. Lässig in Jogginghose, verwaschenem T-Shirt und umgedrehter Baseball-Kappe nahm Tim Ohlbrecht im edlen Büro der Houston Rockets Platz, als der größte Moment seiner Karriere bevorstand. Der 24-jährige Basketballer unterschrieb einen Vertrag in der NBA und ist nach seinem Abschied in die USA schnell oben angekommen

Houston. Lässig in Jogginghose, verwaschenem T-Shirt und umgedrehter Baseball-Kappe nahm Tim Ohlbrecht im edlen Büro der Houston Rockets Platz, als der größte Moment seiner Karriere bevorstand. Der 24-jährige Basketballer unterschrieb einen Vertrag in der NBA und ist nach seinem Abschied in die USA schnell oben angekommen. Schon an diesem Sonntag könnte er Vorbild Dirk Nowitzki, mit dem er 2008 bei Olympia in Peking spielte, im Duell bei den Dallas Mavericks gegenüberstehen. Ohlbrecht ist der achte Deutsche, der in der NBA zum Einsatz kommt."Ich habe es geschafft", sagte der 84-malige Nationalspieler. Ein wenig unwirklich kam dem gebürtigen Wuppertaler die Situation aber schon vor: "Ich kann kaum glauben, dass mein Traum jetzt Realität geworden ist." Der Vertrag läuft bis Saisonende mit der Option einer Verlängerung um zwei Jahre.

Über die D-League, die Entwicklungs-Liga der NBA, hatte sich der langjährige Bundesliga-Profi für Höheres empfohlen - mit Erfolg. Bei den Rio Grande Valley Vipers, dem Kooperationspartner der Rockets, überzeugte der Center seit seinem Engagement Anfang November auf ganzer Linie.

Bundestrainer Frank Menz hatte Ohlbrecht erst vor wenigen Tagen in den USA besucht und ihn für seine Entscheidung gelobt. "Es zeugt von großem Willen und Ehrgeiz, den harten Weg durch die D-League zu gehen", sagte der Berliner: "Tim musste sich richtig durchbeißen und sich jeden Tag beweisen - und das in einem Team, in dem eigentlich jeder Spieler nur für seine Statistiken spielt."

Und die Statistiken stimmten. In 32 Spielen lief Ohlbrecht 29 Mal für das Team aus Hidalgo im US-Bundesstaat Texas als Starter auf. Im Schnitt erzielte der 2,10-Meter-Riese 13,4 Punkte und 7,4 Rebounds. Und das blieb auch den Bossen der Rockets nicht verborgen. "Bei den Gesprächen mit den Verantwortlichen in Houston war schnell klar, dass sie große Stücke auf Tim halten", sagte Menz: "Er arbeitet hart, ist fleißig, umgänglich und sehr fokussiert - das war sicherlich auch wichtig."

Der eher stille Ohlbrecht, oftmals als zu weich abgestempelt, steht vor einer großen Aufgabe. Das Niveau in der NBA ist ein anderes als in der D-League, dazu spielt er auf einer Position, die in Houston vor ihm Legenden besetzt haben: Hakeem Olajuwon, Dikembe Mutombo oder der chinesische Volksheld Yao Ming. In solche Fußstapfen wird Ohlbrecht wohl kaum treten. Aber er will kämpfen: "Ich bin stolz, Deutschland auf dieser großen Bühne repräsentieren zu dürfen und werde jetzt noch intensiver arbeiten." sid

"Er arbeitet hart, ist fleißig, umgänglich und sehr fokussiert."

Bundestrainer Frank Menz über Tim Ohlbrecht

Hintergrund

Tim Ohlbrecht wird als achter deutscher Basketballer in der Profiliga NBA zum Einsatz zu kommen. Erster in der damaligen BAA (Vorgänger der NBA) war Frido Frey, der in der Saison 1946/47 auf 23 Einsätze kam. Danach schafften es Dirk Nowitzki (1081 Spiele seit 1998), Detlef Schrempf (1136 Spiele von 1985 bis 2001), Uwe Blab (235 Spiele von 1985 bis 1990) und Chris Welp (109 Spiele von 1987 bis 1990) in die NBA. Zur Liste der deutschen Spieler zählen auch die eingebürgerten Chris Kaman und Shawn Bradley. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort