Neustart mit Aussicht auf magere Jahre

Berlin · Nach der Olympia-Enttäuschung beginnt für die deutschen Schwimmer der Neustart. Auch ohne einige Prominenz hofft der neue Bundestrainer von heute bis Sonntag bei den deutschen Meisterschaften auf gute Leistungen für die WM-Qualifikation.

Trotz prominenter Absagen sollen bei der WM im Sommer so viele deutsche Beckenschwimmer wie seit Jahren nicht mehr starten. Der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz rechnet nach den entschärften Normen mit einem großen Team. "Die Mannschaft sollte etwa 30 Personen umfassen", sagte Lambertz gestern kurz vor Beginn der deutschen Meisterschaften in Berlin.

Der Essener gibt seinen Posten als Stützpunkttrainer in Nordrhein-Westfalen nach der DM an seine Nachfolgerin und langjährige Co-Trainerin Nicole Endruschat ab. Die kurzzeitige Doppel-Funktion auf Zeit hatte Lambertz bei seiner Verpflichtung Ende 2012 ausgehandelt.

Vom heutigen Donnerstag bis Sonntag kämpfen bei den 125. deutschen Meisterschaften gut 900 Athleten aus 95 Vereinen um die Tickets für die WM in Barcelona vom 19. Juli bis 4. August. Nach den enttäuschenden Olympischen Spielen ohne Edelmetall für die deutschen Beckenschwimmer spricht Lambertz weiterhin bewusst nicht von Medaillenzielen: "Das wäre absolut kontraproduktiv." Er sieht zunächst magere Jahre auf den deutschen Schwimmsport zukommen, zumal mit Paul Biedermann für diese Langbahn-Saison ein Leistungsträger ebenso fehlt wie die Freistil-Vize-Europameisterin Silke Lippok.

Lambertz verspricht sich von den deutlich entschärften WM-Normen neue Anreize für die zweite Reihe hinter Spitzenschwimmern wie Paul Biedermann, der wegen Trainingsrückstands auf die DM und WM verzichtet: "Ich mache die Hürde niedriger, sie hüpfen leicht rüber und können sich danach noch steigern." Nach der DM will Lambertz das WM-Team zu einem Trainingslager auf Sardinien beziehungsweise in der Höhe der spanischen Sierra Nevada zusammenziehen. Der neue Cheftrainer strebt mit dem Perspektivteam einen langfristigen Neuaufbau über Olympia 2016 hinaus an.

Nach der Absage von Weltrekordler Biedermann sind neben dessen Freundin Britta Steffen die Brüder Steffen und Markus Deibler die erhofften Top-Leistungsträger. Beide konnten die Olympischen Spiele als Erfolg werten und pausierten länger, um ihre Studien voranzutreiben. Steffen Deibler, 2012 in London Olympia-Vierter über 100 Meter Schmetterling, zeigte sich überrascht von seiner guten Form bei den Hamburger Meisterschaften mit starken 52,6 Sekunden.

Die WM-Normen dürften für Britta Steffen, die am Samstag und Sonntag über 50 und 100 Freistil startet, kein Problem sein. Von ihrem neuen Bundestrainer hat die bekannteste deutsche Schwimmerin bislang ein positives Bild. "Hochmotiviert" sei er, "so einen braucht man auf dieser Position. Er findet nicht immer die professionellen Strukturen vor."

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