Ski alpin Luitz feiert einen historischen Coup

Beaver Creek · Der 25-jährige Allgäuer gewinnt überraschend den Weltcup-Riesenslalom in Beaver Creek. Es ist ein Stimmungsaufheller in harten Zeiten.

 Stefan Luitz reißt die Arme nach oben, schreit die Freude heraus. Gerade hat er den Riesenslalom in Beaver Creek gewonnen.

Stefan Luitz reißt die Arme nach oben, schreit die Freude heraus. Gerade hat er den Riesenslalom in Beaver Creek gewonnen.

Foto: dpa/Nathan Bilow

Auf einen solchen Glücksmoment haben Stefan Luitz und das deutsche Ski-Team sehnsüchtig gewartet – und nach den Rückschlägen der jüngsten Tage und Wochen war der Coup des famosen Rückkehrers noch befreiender. Der erste Weltcup-Sieg in Beaver Creek, eine wilde Schampus-Dusche auf dem Podium, Erinnerungsfotos mit einem Adler und Glückwünsche von Kollegen und Kontrahenten: Der 25-jährige Allgäuer kostete nach dem Sieg in der Nacht zu Montag alles aus.

„Es ist unbeschreiblich“, sagte Luitz, dessen Grinsen nach dem Happy End einer fast einjährigen Verletzungspause breiter nicht hätte sein können. Für den Deutschen Skiverband (DSV) war der Sieg vor allem nach dem bitteren Saison-Aus von Thomas Dreßen viel wert. „Unglaublich, das war wirklich ein Wahnsinns-Comeback“, lobte Bundestrainer Mathias Berthold: „Jetzt haben wir eine Riesen-Gaudi.“

Was für ein Stimmungsaufheller nach der niederschmetternden Diagnose Kreuzbandriss für Abfahrer Dreßen nur 48 Stunden zuvor. Berthold unterstrich auch in der Euphorie von Luitz’ Premierensieg im Riesenslalom, dass es ihm für Dreßen „extrem leid“ tue. Aber „wenn man mit so einem super-schönen Erfolg heimfliegen kann, tut das schon gut“, sagte der Trainer.

Nach guten Trainingseindrücken im Sommer und Herbst hatte der DSV einen Rückschlag nach dem anderen kassiert: Eine Daumenblessur stoppte Felix Neureuther in seinem Comeback-Plan nach seinem Kreuzbandriss, Slalom-Hoffnungsträgerin Marina Wallner riss sich das Kreuzband und wird wie Dreßen den Rest der Saison verpassen. „Wir haben schon zu kämpfen gehabt, das war nicht lustig“, sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier: „Dieser Sieg ist erleichternd für uns.“

Dank Luitz sowie Viktoria Rebens­burg und Kira Weidle, die am Wochenende in Lake Louise zwei dritte Plätze einfuhren, lässt sich der Rückkehr nach Europa mit den anstehenden Rennen in Val d’Isère (Männer) und St. Moritz (Frauen) viel entspannter entgegenblicken.

Vor allem Luitz’ Story liest sich wie ein Märchen: Im Dezember 2017 war er in bestechender Form, als er sich das Kreuzband riss und den Rest des Olympia-Winters verpasste. In der Reha aber ackerte er fleißig, motiviert auch vom Kitzbühel-Sieg Dreßens. „Das war ein harter Weg. Aber ich habe gewusst, dass ich stärker zurückkommen kann“, sagte er.

„Stefan ist es von Herzen zu gönnen, weil er einen der schwersten und steinigsten Wege im Weltcup hatte“, sagte der österreichische Olympiasieger und Riesenslalom-Dauerchampion Marcel Hirscher, der in den Rocky Mountains Zweiter wurde. Neureuther stellte ein Foto online, das die beiden im Dezember 2017 nach ihren Kreuzbandrissen zusammen in einem Klinikbett zeigt. „Das war vor fast einem Jahr. Jetzt stehst du oben auf dem Podium. Glückwunsch mein Freund“, schrieb Neureuther dazu.

Neben Verletzungen – der Kreuzbandriss aus der Vorsaison war bereits der zweite in Luitz’ Laufbahn – hatten den Sportsoldaten auch immer wieder vermeidbare Fehler zurückgeworfen. Mit schusseligen Patzern ließ Luitz Top-Platzierungen und gar Siege liegen, bei Olympia in Sotschi etwa fädelte er nach einer Top-Zwischenzeit am letzten Tor ein. Vor drei Jahren vergab er just in Beaver Creek den möglichen Sieg kurz vor dem Ziel. Alpin-Chef Maier bezeichnete seinen Schützling lange als den „Unvollendeten“. Die Zeiten sind nun vorbei. Nach Max Rieger 1973 in Mt. St. Anne (Kanada) und Neureuther 2014 in Adelboden (Schweiz) trug sich Luitz als dritter Deutscher in die Riesenslalom-Siegerliste des Weltcups ein.

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