LSVS-Finanzskandal Das LSVS-Präsidium lässt es krachen

Der Gesetzentwurf der Großen Koalition zur Neuordnung des LSVS stößt bei den Verantwortlichen an der Hermann-Neuberger-Sportschule nicht nur auf Gegenliebe. Die Sorge, die Politik entscheide künftig über sportliche Belange, ist groß.

LSVS-Präsidium stellt sich gegen Gesetzentwurf der Großen Koalition
Foto: SZ/Robby Lorenz

Knapp drei Wochen ist es her, da berichteten wir über einen Zwist zwischen den Verantwortlichen des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) und den Politikern der Großen Koalition. Streitpunkt ist die künftige Struktur des finanziell angeschlagenen LSVS und die Ausgestaltung des Gesetzes über den LSVS, das die Groko vergangene Woche in den Landtag eingebracht hat und damit den Rahmen steckt, den der LSVS später satzungstechnisch einzuhalten hat. Hinter den Kulissen wurde debattiert, gestritten, die Uneinigkeiten blieben aber unter der Decke. „Es knirscht zwischen Sport und Politik“, titelten wir damals.

Nach der Pressemitteilung des LSVS vom Montag zu urteilen, kann man nun nur noch sagen: Aus dem Knirschen ist ein Krachen geworden, und der Konflikt tritt nun offen zu Tage. Nicht anders lässt sich deuten, was LSVS-Präsident Adrian Zöhler an die Medien als Info herausgegeben hat. Wir erinnern uns: CDU-Fraktionschef Alexander Funk hatte bei der Vorstellung des Gesetzentwurfs die Neuordnung mit einem Staffellauf verglichen. Startläufer sei Michael Blank, der Chefsanierer des LSVS, gewesen, der den Stab nun an die Politik übergeben habe.

Zöhler nimmt dieses Bild auf und sagt: „Wir müssen leider feststellen, dass die politisch Verantwortlichen offensichtlich die Wechselmarke übersehen haben. Wir haben vor neun Monaten den Staffelstab übernommen und seitdem als ehrenamtlich tätiges Arbeitspräsidium die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Gegenwart mit hohem zeitlichem Aufwand zu managen versucht.“ Der Ärger von Zöhler und seinen beiden Vizepräsidenten Bodo Wilhelmi und Gottfried Hares ist auch deswegen so groß, weil diese Arbeit „in dem Entwurf und in der Debatte mit keinem Wort gewürdigt wird“.

Inhaltlich stört das Präsidiums-Triumvirat vor allem, dass der künftige Aufsichtsrat des LSVS laut Gesetzentwurf kaum sportpolitischen Einfluss haben soll. „Wir sind der Meinung, dass bei einem Sportverband mit rund 375 000 Mitgliedern neben der ökonomischen die sportliche Fachkompetenz gleichbedeutend berücksichtigt werden muss“, sagt Bodo Wilhelmi. Der Aufsichtsrat, der an die Stelle des alten Präsidiums tritt, „soll die sportpolitischen Leitplanken bestimmen“.

Deutlicher kann das LSVS-Präsidium kaum werden. Und deutlicher kann es seine Sorge nicht ausdrücken, dass sich die Politik wieder zu stark einmischt, vor allem bei der Besetzung der beiden künftigen Hauptgeschäftsführer des LSVS. Dabei hat die Aufar­beitung des LSVS-Finanzskandals ganz klar gezeigt: Die Politik hat durch fehlende Kontrolle nicht verhindert, dass der LSVS in diese Schieflage geraten ist, und Politiker in Diensten des LSVS haben die Schieflage mit verursacht.

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