Leichtathletik Müller kann strahlen und zweigleisig planen

Saarbrücken · Die Athletin des LC Rehlingen ist deutsche U23-Meisterin über 200 Meter. Gleich zwei WM-Normen sind für die 21-Jährige greifbar.

So schnell wird aus Enttäuschung pure Freude, aus Niedergeschlagenheit Zuversicht und Angriffslust. Laura Müller war verhältnismäßig schwach in die Freiluft-Saison gestartet, war bei ihren ersten 400-Meter-Rennen beim Pokal der Freundschaft in Trier und dem Pfingstsportfest in Rehlingen deutlich hinter ihren Möglichkeiten, aber auch ihren Erwartungen geblieben. Jetzt, zwei Wochen nach Pfingsten, ist die 21-Jährige nicht nur frisch gebackene deutsche U23-Meisterin über 200 Meter, sie fiebert auch ihrem vierten Einsatz in der A-Nationalmannschaft entgegen. Nach der EM 2016 in Amsterdam, den Olympischen Spielen 2016 in Rio und den World Relays (inoffizielle Staffel-WM) im Mai 2017 auf den Bahamas fährt die Athletin des LC Rehlingen übermorgen nach Lille/Frankreich, wo von Freitag bis Sonntag die Team-Europameisterschaften ausgetragen werden.

„Die ersten drei Einsätze waren immer mit der Staffel, jetzt kommt mein erster Einzelstart. Ich habe lange auf diesen Moment hingefiebert“, sagt Müller. Bei der Team-EM schicken die europäischen Nationen in jeder Disziplin nur einen Starter, in der Regel den besten. Laura Müller vertritt den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) über 400 Meter, mit einer Zeit von 52,26 Sekunden führt sie die Bestenliste aktuell an. Zudem läuft sie in der 4x400-Meter-Staffel. „Mein großes Ziel ist, den Vorlauf am Freitag so zu gestalten, dass ich das Finale am Samstag erreiche. Das wird nicht ganz so einfach, denn es ist ja schon die europäische Spitze vertreten“, sagt Müller.

Aber es ist keineswegs unmöglich – denn Müllers Formkurve zeigt steil nach oben. Den geplanten Auftritt beim Anhalt-Meeting in Dessau am Freitagabend hatte Müller kurzfristig abgesagt. Auch weil die Bedingungen keinen Angriff auf die WM-Norm über 400 Meter (51,70 Sekunden) versprachen. Stattdessen fokussierte sich die Dudweilerin auf die U23-DM in Leverkusen – und lieferte im Finale gestern in 22,98 Sekunden die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere über 200 Meter ab. Nur 13 Hundertstel-Sekunden über der WM-Norm (22,80), die in Deutschland bisher zwei Athletinnen geschafft haben (Lisa Mayer, Rebekka Haase). Müllers Trainer Uli Knapp hält es für nicht ausgeschlossen, dass sein Schützling in den kommenden Wochen bis zur deutschen Meisterschaft in Erfurt (8./9. Juli) sogar beide WM-Normen (200 und 400 Meter) unterbietet. Auf jeden Fall habe man eine zweigleisige Planung im Hinterkopf.

Eine zweigleisige Planung im Kopf hat inzwischen auch die Neu-Saarbrückerin Claudia Salman-Rath, die ebenfalls unter Knapp trainiert. Am Samstag unterstrich die eigentliche Siebenkämpferin, dass sie im Weitsprung aktuell die beste Deutsche ist. Die 31-Jährige gewann das Weitsprung-Meeting in Bad Langensalza mit 6,69 Metern vor Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05), die ihren ersten Wettkampf nach langer Verletzungspause bestritt und mit einer Weite von 6,61 Metern andeutete, dass auch mit ihr noch Richtung WM in London zu rechnen sein kann. Während Rath, die die WM-Normen für den Siebenkampf und den Weitsprung schon in der Tasche hat, am kommenden Wochenende bei der Team-EM in Lille im Weitsprung antritt, springen die besten Spezialistinnen, Moguenara und Alexandra Wester, am Samstag beim Meeting in Dillingen.

Grund zur Freude hatten am Wochenende aber noch zwei weitere Athletinnen aus dem Saarland. Hammerwerferin Sophie Gimmler (LC Rehlingen) gewann mit 64,89 Metern bei der U23-DM Gold. Und Siebenkämpferin Louisa Grauvogel (LG Saar 70), die eigentlich in den USA studiert, am Mittwoch nach Deutschland zurückgekehrt war, sogar leicht erkältet, entschied sich kurzfristig für einen Start in Leverkusen und kehrte gestern mit dem Meistertitel über 100 Meter Hürden in 13,50 Sekunden heim.

Das Gefühl, das Optimum erreicht zu haben, hat auch Laura Müller gestern wieder erlebt. „Ich bin noch jung und muss lernen, meinem Körper zu vertrauen, Niederlagen wegzustecken“, sagt sie über die zurückliegenden Wochen: „Von daher war die Saison schon jetzt sehr lehrreich.“ Und erfolgreich – auch wenn sie natürlich noch was draufpacken möchte. Die WM-Norm im Einzel natürlich. Egal ob 200 und 400 Meter. Vielleicht am kommenden Wochenende in Lille.

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