Fußball Käpt’n Hector geht in Köln von Bord

Köln · Der Saarländer beendet im Sommer mit 33 Jahren seine Karriere. Letztes Spiel am 27. Mai gegen Bayern München.

Eines ist jetzt schon klar: Der Samstag, 27. Mai, wird ein ganz besonderer Festtag für die Fußballfans des 1. FC Köln. Letzter Spieltag in der Bundesliga, Heimspiel gegen den FC Bayern München, ausverkauftes Stadion, die Möglichkeit, dem Rekordmeister den Titel zu versauen. Alles schön, alles gut. Doch ganz besonders wird es wegen einem Mann aus dem saarländischen Auersmacher, der an diesem Tag zum letzten Mal seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen wird: Jonas Hector, der ausgerechnet am 27. Mai seinen 33. Geburtstag feiert, beendet nach diesem Spiel seine so ungewöhnliche und erfolgreiche Profikarriere.

Im Anschluss an das 3:1 (2:0) bei der TSG Hoffenheim offenbarte der Kapitän am vergangenen Samstag seinen Mitspielern in bewegenden Worten das bevorstehende Ende seiner aktiven Karriere. Der nicht enden wollende Beifall der Teamkollegen drang aus der Kabine in weite Teile der Sinsheimer Arena. „Mit dem langen Applaus der Mannschaft wurde ein großer Spieler des 1. FC Köln gewürdigt“, beschrieb Sport-Geschäftsführer Christian Keller die emotionalen Momente.

„Nach meiner Familie war es mir wichtig, als erstes meine Mannschaft, das Trainerteam und den Staff zu informieren“, ließ sich Hector von seinem Klub zitieren, ohne selbst vor die Öffentlichkeit zu treten: „Für den Moment möchte ich nicht mehr sagen, als dass ich unheimlich dankbar für das bin, was wir beim FC zusammen haben.“

Keller bat darum, Hector in den nächsten Tagen erst einmal „in Ruhe“ zu lassen. Der Sportchef ließ aber durchblicken, das der nahezu sichere Klassenverbleib zu der Bekanntgabe geführt habe. „Nach 35 erreichten Punkten war klar, dass er es der Mannschaft sagt. Es hat sich jetzt richtig für ihn angefühlt. Jeder einzelne seiner Beweggründe ist für uns nachvollziehbar“, äußerte Keller, ohne konkret auf die Ursachen für Hectors Schritt einzugehen: „Nach der Saison werden wir gebührend ‚Danke‘ sagen.“

Das hat der Außenverteidiger und defensive Mittelfeldspieler auch verdient. Seit 2010 steht der gebürtige Saarbrücker, der vom SV Auersmacher zum FC gekommen war, in Diensten der Rheinländer. Nach zwei Spielzeiten in der 2. Mannschaft gelang ihm 2012 der Sprung ins Profiteam. Hector bestritt 223 Bundesligaspiele und erzielte dabei zwölf Tore. In der jüngeren Vergangenheit hatte er aber immer wieder mit Verletzungen und längeren Ausfällen zu kämpfen.

Aus der Nationalmannschaft war Hector schon im Herbst 2020 zurückgetreten. Nach seinem Debüt im November 2014 hatte er 42 weitere Male für Deutschland gespielt, stets in der Startelf. Dabei erzielte er drei Tore und gab zwölf Torvorlagen. Hector gehörte auch nach seinem Abschied zu den besten Linksverteidigern Deutschlands. Das sah auch Hansi Flick so: Im Vorfeld der WM 2022 in Katar versuchte er erfolglos, den Kölner von einer Rückkehr zu überzeugen.

Und auch anderswo fielen die Qualitäten auf. Nach seinen Einsätzen für Deutschland bei der EM 2016 und dem Confed-Cup 2017 waren zahlreiche Topklubs wie der FC Bayern oder der FC Barcelona an Hector interessiert, doch der bodenständige Profi blieb dem FC treu. Ohnehin unterscheidet sich Hector in vielen Belangen von seinen Kollegen im Profifußball. Er studierte nebenbei BWL, verzichtete weitgehend auf Werbetätigkeiten und ist nicht in sozialen Netzwerken zu finden. Die Vermutung liegt nahe, dass Hector sein bevorstehendes Verschwinden aus der Öffentlichkeit kaum bedauern wird. Den FC-Fans dagegen wird er sicher fehlen.

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