Volleyball Für Reichert geht es nur noch um Titel

Berlin · Der Volleyball-Nationalspieler aus Lebach hat einen Zweijahresvertrag beim deutschen Meister Berlin unterschrieben.

Die Reaktionen aus der Heimat? „Der ein oder andere war schon ein bisschen überrascht, dass ich nach einem Jahr in Frankreich wieder zurück nach Deutschland komme“, sagt Moritz Reichert und muss schmunzeln: „Auch wenn Tours vom Saarland nicht unbedingt weiter weg ist als Berlin, freut sich doch jeder, dass ich wieder in Deutschland spiele.“

Tatsächlich schlug die Nachricht von Reicherts Wechsel zum deutschen Meister Berlin Recycling Volleys am vergangenen Sonntag in Volleyball-Deutschland ein wie eine Bombe. Denn Reichert ist nicht mehr nur der nette Junge aus Lebach, sondern ein Außenangreifer von internationalem Format, erst 23 Jahre jung, aber international erfahren. „Moritz ist ein sehr kompletter Spieler mit einer guten Annahme“, schwärmt Kaweh Niroomand, Geschäftsführer der BR Volleys: „Er hat kein schwaches Element, was uns in der Zusammenstellung der Mannschaft freier macht.“

Der Jung-Nationalspieler ist nach seinem Weggang vom TV Bliesen und den Stationen VfB Friedrichshafen und United Volleys Rhein Main gerade erst mit dem französischen Spitzenclub Tours VB Meister geworden. Das Endspiel im Stade de Coubertin in Paris vor knapp 5000 Zuschauern war „der krönende Abschluss“. An den Moment, als alle Zuschauer in der Halle mit Inbrust die Nationalhymne sangen, wird sich Reichert immer erinnern. „Das war Gänsehaut pur“, sagt er.

Tours VB hätte den Saarländer gerne gehalten. Reichert selbst spricht von einem „coolen, super erfolgreichen Jahr“. „Es war immer ein Ziel, im Ausland zu spielen. Und es muss auch nicht das letzte Mal gewesen sein“, sagt er. Aber das Angebot des deutschen Meisters konnte er nicht ausschlagen. „Das ist eine Riesenchance für mich“, sagt Reichert, der einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat: „Berlin hat sich zu einem Topclub in Europa entwickelt. Die Strukturen drumherum sind einfach spitze. Hier hat man alles, was man als Sportler braucht.“

Vor allem die Aussicht auf Titel. Um nichts anderes geht es bei den Berlinern, die in den vergangenen sieben Jahren sechs Mal Meister wurden, 2016 zudem Pokalsieger und CEV-Pokalsieger. Gerade für seine persönliche Entwicklung sei dieser Schritt unglaublich wichtig, findet Reichert, zumal Berlin in den kommenden Jahren verstärkt auf deutsche Spieler setzen will. „Ich habe in meinem ersten Jahr in Friedrichshafen schon mal Champions League gespielt, aber meine Rolle jetzt ist eine andere als damals. Diese Spiele auf höchstem Niveau und um Titel lassen dich reifen.“

So kann er auch das Defizit an Erfahrung wettmachen, von dem die Positions-Konkurrenten in der Nationalmannschaft, etwa Denis Kaliberda oder Christian Fromm, noch profitieren. Denn auch im Nationalteam will Reichert sich noch stärker einbringen, ein fester, unverzichtbarer Bestandteil werden. Aktuell ist er mit der Truppe von Bundestrainer Andrea Giani im Trainingslager in Kienbaum und hofft, den Sprung in den Kader für die Nations League (ab Ende Mai) zu schaffen. Die Entscheidung könnte noch diese Woche fallen. Und wenn dem so ist, wird er wieder viele Reaktionen aus der Heimat erhalten. Wenngleich seine alten Freunde dann weniger überrascht sein sollten.

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