Faszination Gehen

Ludweiler. Die halbe Bahn stand unter Wasser. Ständiger Regen, unangenehme Temperaturen. Und so eine Sportveranstaltung ausrichten? Unmöglich! Einen Tag vor dem Gehertag in Warndt musste sich der ausrichtende TV Ludweiler noch mal richtig ins Zeug legen, um das Ereignis im Warndtstadion nicht noch kurzfristig absagen zu müssen

Ludweiler. Die halbe Bahn stand unter Wasser. Ständiger Regen, unangenehme Temperaturen. Und so eine Sportveranstaltung ausrichten? Unmöglich! Einen Tag vor dem Gehertag in Warndt musste sich der ausrichtende TV Ludweiler noch mal richtig ins Zeug legen, um das Ereignis im Warndtstadion nicht noch kurzfristig absagen zu müssen. "Wir haben zwei Stunden lang das Wasser zusammengekehrt und hatten hinten ein großes Loch mit einer Sumpfpumpe. Dadurch ist es heute so, dass man überhaupt gehen kann", seufzte Christof Hölle, Abteilungsleiter des TVL.

Am Samstag hielt das Wetter, die Temperaturen waren wieder ein bisschen angestiegen und die dunklen Wolken taten nichts - außer langsam über den Himmel zu ziehen. Der jährliche Gehertag konnte für die 62 Teilnehmer aus ganz Deutschland stattfinden.

Den kleinsten Startern machte das düstere Wetter ohnehin nichts aus. Sie meisterten im Bahngehen eine Distanz von 1000 Metern. Die Jüngsten waren gerade mal sechs Jahre alt. Wie Finnja Großmann und Nele Aveaux. "Das Gehen hat viel Spaß gemacht", sagte Finnja Großmann lachend, die als Erste ins Ziel gekommen ist, "ich will das auch noch mal machen". Anstrengend war es für die beiden schon, vor allem, weil sie zum ersten Mal mitgemacht haben. Eigentlich ist Gehen ja auch nicht die typische Kindersportart, so ist Nele Aveaux eigentlich Tänzerin. Aber ein bisschen Abwechslung schadete ja auch nicht. Das sahen die beiden jüngsten Teilnehmerinnen auch so. Aber während sie den Gehertag nur als Abwechslung nutzten, sahen andere Sportler das Ereignis ernster. Immerhin war es eine Veranstaltung des Deutschen Geherpokals und des West-/Südwest-Cups. Aus dem Grund hätte der Veranstalter auch mehr Teilnehmer erwartet. "Einige leistungsorientierte Geher sind ausgeblieben", meinte Christof Hölle ein wenig enttäuscht, "denen ist die Laufbahn zu langsam und zu weich".

Das bestätigte auch Olivier Scherf. Der 20-jährige Franzose aus Saargemünd hatte den Weg nach Ludweiler auf sich genommen, um wieder an seine vergangenen Leistungen anzuknüpfen. "Bis 17 Jahre habe ich intensiv Gehsport gemacht und war bei den besten Franzosen", erklärte Scherf, der die 5000 Meter in 24,58 Minuten gewann, "dann habe ich vor allem wegen der Schule aufgehört. Seit einem Jahr trainiere ich wieder, und es geht wieder aufwärts. Im Gehen habe ich das gefunden, was mir in anderen Sportarten wie Fußball oder Hochsprung gefehlt hat. Es ist ein schöner Sport, aber nicht leicht. Das Technische am Gehen ist eine große Herausforderung". In Frankreich wurde er vor einigen Jahren sogar Vierter bei den Junioren-Meisterschaften. "In ihm steckt noch viel mehr Potenzial", sagt sein Trainer Gérard Oltmanns, "wenn er so weitermacht, könnte er unter die besten Franzosen kommen, und auch wieder über 20 000 Meter antreten". Dass der Boden ein bisschen zu weich war, hatte dem Training in Ludweiler auch nicht geschadet.

"Und für 2011 haben wir eine Tartanbahn genehmigt bekommen. Im Februar geht es los, es werden auch eine Tribüne, eine Gegentribüne, eine Stabhochsprung- und Dreisprunganlage gebaut. Vielleicht können wir sie dann im nächsten Jahr beim Gehertag einweihen", freute sich Hölle, der selbst noch über 10 000 Meter an den Start ging. Dort brach er übrigens seinen alten Landesrekord von 58,08 Minuten in 57,51 Minuten. Und auch die Befürchtungen wegen dem schlechten Wetter waren vergessen. Denn sogar die Sonne blitzte am späten Nachmittag noch durch das Wolken. "Das Technische am Gehen ist eine große Heraus-

forderung."

Olivier Scherf

aus Saargemünd

Sieger:

M70 5000 Meter: Frank Knäringer (TSG Esslingen, 31.20,75 Minuten), M65 5000 Meter: Karl-Heinz Schröder (LG Bitburg-Prüm, 39.05,49), M60 5000 Meter: Hans Kehrer (LLG Landstuhl, 26.46,01), M60 10 000 Meter: Jos Hummer (LG Bitburg-Prüm, 62.01,87), M55 5000 Meter: Hans-Werner Pütz (Team Voreifel, 29.30,11), M50 5000 Meter: Robert Lang (US Forbach, 29.08,99), M50 10 000 Meter: Stefan Nißl (TV Ludweiler, 64.24,49), M45 10 000 Meter: Christof Hölle (TV Ludweiler, 57.51,64), M40 5000 Meter: Stephan Hessedenz (LTF Köllertal, 31.43,01), M35 5000 Meter: Michael Reiter (LTF Köllertal, 34.34,58), Männer 5000 Meter: Olivier Scherf (Saargemünd ASSA, 24.58,14), männliche Jugend A 10 000 Meter: Timon Hölle (TV Ludweiler, ohne Zeitangabe), männliche Jugend B 5000 Meter: Manuel Hölle (TV Ludweiler, 35.23,91), Schüler M15 3000 Meter: Maximilian Duchene (TV Ludweiler, 21.24,09), Schüler M14 3000 Meter: Florian Blatt (TV Ludweiler, 21.17,71), Schüler M12 2000 Meter: Daniel Roßtäuscher (Diezer TSK Oranien, 11.50,53), Schüler M11 1000 Meter: Lukas Schmidt (TV Ludweiler, 6.04,45), Schüler M9 1000 Meter: Maximilian Koppers (TV Ludweiler, ohne Zeitangabe), Schüler M8 1000 Meter: Alexander Schmidt (TV Ludweiler, 7.01,60), Schüler M7 1000 Meter: Silas Zarth (TV Ludweiler, 8.18,91)

W70 5000 Meter: Helga Dräger (Turnerschaft Esslingen, 37.28,00), W65 5000 Meter: Uschi Klink (LG Bitburg-Prüm, 34.33,00), W60 5000 Meter: Margarete Molter (TV Groß-Gerau, 33.48,56), W55 5000 Meter: Irene Kollig (LG Bitburg-Prüm, 32.50,00), W50 5000 Meter: Brigitte Patrzalek (TV Groß-Gerau, 31.12,00), W45 5000 Meter: Anne-Bärbel Schwarz (LA Team Saar, 32.56,09), W40 5000 Meter: Mara Unterholzmer (TV Altötting, 26.30,27), W40 10 000 Meter: Nicole Mathieu-Schaum (TV Ludweiler, 68.47,56), W30 5000 Meter: Linda Betto (TV Groß-Gerau, 27.30,12), Frauen 5000 Meter: Susanne Blum (LA Team Saar, 30.58,00), weibliche Jugend B: Liane Stähly (TV Ludweiler, 23.25,93), Schülerinnen W14 3000 Meter: Annika Zentes (TV Ludweiler, 20.15,84), Schülerinnen W13 2000 Meter: Nina Jochem (TV Ludweiler, 13.31,25), Schülerinnen W12 2000 Meter: Anna Hermann (TV Ludweiler, 13.17,39), Schülerinnen W11 1000 Meter: Antonia Bauch (Diezer TSK Oranien, 6.25,08), Schülerinnen W10 1000 Meter: Nele Kaufmann (TV Ludweiler, 6.44,44), Schülerinnen W9 1000 Meter: Lea Becker (TV Ludweiler, 7.10,46), Schülerinnen W8 1000 Meter: Joelle Detemple (TV Ludweiler, 7.38,17), Schülerinnen W7 1000 Meter: Finnja Großmann (TV Ludweiler, 8.38,92)

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